Smart-Beta-ETFs Der Passiv-Boom steht erst am Anfang

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Das Problem war also keine mangelnde, sondern lediglich eine nicht sichtbare Liquidität. Das ändert sich mit Mifid II gerade grundlegend. Jetzt müssen die Volumina der OTC oder über „Multilateral Trading Facilities“ (MTF) gehandelten ETFs erfasst und veröffentlicht werden.

Der Wettbewerbsdruck steigt

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich die Erfolgsgeschichte der ETFs fortsetzen wird. Passive Investments verzeichnen weiterhin größere Zuflüsse als aktive Strategien, und ETFs sind die größten Nutznießer dieses Booms. Nach Einschätzung von Ernst & Young werden im Jahr 2027 passive Fonds ihre aktiv verwalteten Wettbewerber überholen. Zu glauben, die Zukunft der ETFs wäre ein Selbstläufer, wäre dennoch fahrlässig.

Mit größeren Volumina und steigendem Einfluss werden auch die Herausforderungen komplexer. Das liegt zum einen an den Anbietern aktiver Investmentfonds, die teils mit neuen Angeboten und Kostenstrukturen den Kampf gegen die passiven Fonds aufgenommen haben. Es liegt aber auch am wachsenden Wettbewerb in der ETF-Branche. Wir gehen davon aus, dass in Zukunft vermutlich die meisten Fondsgesellschaften ETFs anbieten werden – auch solche, die bisher ausschließlich aktiv unterwegs waren. Stärker als bisher hängt der Erfolg dann davon ab, die verschiedenen Anlegergruppen exakt zu definieren und neue Fonds eng an den Bedürfnissen auszurichten.

Was die Zukunft bringt

ETFs für institutionelle Investoren etwa werden unserer Ansicht nach hochgradig spezialisiert sein müssen. Beispiel Versicherer: Wegen der strengen Vorgaben von Solvency II müssen Versicherungsgesellschaften die Einzelwerte eines Fonds einsehen können und haben entsprechend hohe Anforderungen an Underlyings, Wertpapierleihen oder das synthetische Profil des Fonds. Invesco erwartet zudem, dass ETFs für Investoren interessant werden, die bisher vor allem langfristig in Futures und andere Derivate investiert haben.

Bei den Produkten selbst zeichnen sich klare Trends ab. Wir erwarten, dass Aktien-ETFs wohl die wichtigste ETF-Gattung bleiben werden. Das Hauptaugenmerk der Branche dürfte in den nächsten Jahren aber auf Fixed-Income-ETFs liegen. Sie könnten insbesondere für mittelgroße institutionelle Investoren interessant sein, die sonst nur schwer in Unternehmens-, High_Yield oder Schwellenländer-Anleihen investieren könnten. Auch wenn wir es momentan für unwahrscheinlich halten, dass Fixed-Income-ETFs jemals Aktien-ETFs überholen könnten: Ihr Wachstumspotenzial ist groß.  


Über den Autor:
Sascha Specketer leitet das Retail- und Wholesale-Geschäft bei Invesco Deutschland. Specketer ist einer der Mitgründer der ETF-Gesellschaft Source in London, die Invesco übernommen hat. Davor war er Aktienanalyst bei Bear Stearns mit Schwerpunkt Telekom und beriet Kunden bei Bewertungsmodellen.  

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