Skandinaviens Banker Top-Leistung trotz niedriger Bezahlung

Verdiente 2016 mit 2,46 Millionen Euro verhältnismäßig wenig: Nordea-Chef Casper von Koskull

Verdiente 2016 mit 2,46 Millionen Euro verhältnismäßig wenig: Nordea-Chef Casper von Koskull

Jetzt veröffentlichte Jahresberichte belegen, dass die Vorstandschefs der sechs größten Banken im Norden Europas im vergangenen Jahr nur etwa die Hälfte der Bezüge von Managern anderswo erhielten – obwohl sie die europäischen Ranglisten zu Erträgen und Kapital-Adäquanz dominieren. Das geht aus Berechnungen von Bloomberg hervor.

Bestes Beispiel hierfür ist Casper von Koskull, Vorstandschef der Nordea Bank, der einzigen globalen systemrelevanten Bank in Skandinavien. Er bekam umgerechnet 2,46 Millionen Euro (2,61 Millionen Dollar) an festen und variablen Bezügen, Pensions-und anderen Leistungen im vergangenen Jahr. Investoren konnten sich gleichzeitig über einen Gesamtertrag von 16 Prozent freuen.

Oder Thomas Borgen, Vorstand der Danske Bank, deren Marktwert heute größer ist als jener der Deutschen Bank. Er erhielt rund 2,6 Millionen Dollar, darunter Pensions-Zulagen. Das entspricht weniger als der Hälfte dessen, was sein Pendant bei der Lloyds Banking Group bekam. Die Summe liegt auch etwa 40 Prozent unter den Bezügen des Vorstandes von Standard Chartered.

Verärgerung in der Öffentlichkeit

Die schwedische Regierung ist der Meinung, dass eine zu hohe Bezahlung von Managern, etwa „exzessive Bonus-Programme und insbesondere Programme, bei denen es profitabel ist, unverantwortliche Risiken einzugehen“, zu Verärgerung in der Öffentlichkeit führen können, wie Finanzminister Per Bolund in einem Interview sagte.

Grundsätzlich liegen die Bezüge der Top-Verdiener bei den Banken im Norden Europas rund ein Drittel unter dem europäischen Durchschnitt, zeigen Daten der European Banking Authority (EBA). Die Gesamtbezüge finden sich demnach im unteren Drittel der Ranglisten wieder.

Die bestbezahlten skandinavischen Banker erhalten beispielsweise deutlich weniger als ihre Kollegen in Griechenland, Zypern, Spanien und Großbritannien, zeigt die Studie aus dem Februar weiter, für die die Bezahlung in 22 europäischen Ländern für 2015 unter die Lupe genommen wurde.

Überdurchschnittlich gute Arbeit

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Ein Blick auf die Erträge der Finanzinstitute legt den Schluss nahe, dass Bankmanager keinesfalls hohe Bezüge einstreichen müssen, um auch eine überdurchschnittlich gute Arbeit zu leisten. Einige Studien deuten viel mehr an, dass eine höhere Bezahlung das Eingehen jener Risiken fördern könnte, die letztlich die Banken und die Volkswirtschaften in denen sie arbeiten, schädigen.

Danske-Vorstand Borgen verdient weniger als das, was einige Händler bei großen britischen Banken erhielten, die später für Libor-Manipulationen ins Gefängnis mussten. Jay Merchant, ein früherer Barclays-Händler, der im vergangenen Juli verurteilt wurde, bekam 2007 rund 2,2 Millionen Pfund (2,7 Millionen Dollar). Das liegt rund 100.000 Dollar über den Bezügen von Borgen für 2016.

Die Aktien von Danske kletterten seit Jahresbeginn bis Donnerstag dieser Woche um rund 15 Prozent. Das liegt deutlich über dem Sechs-Prozent-Zuwachs beim Bloomberg-Index für europäische Banken im selben Zeitraum.

John Armour, Professor für Recht und Finanzen an der Oxford University, ist der Meinung, dass an den Vergütungs-Praktiken für Banken noch viel gearbeitet werden muss. Die Vorteile aus dem Eingehen von Risiken würden in den meisten Fällen deutlich über den potenziellen Verlusten liegen. Das gelte besonders für Manager.

„Anstatt die Bezahlungen nach oben hin zu begrenzen, sollten wir uns auf die Abwärts-Seite konzentrieren“, fordert er. Oder einfacher ausgedrückt: Bankmanager sollten, falls etwas schief läuft, dies finanziell stärker am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

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