Simon Smiles von der UBS „Viele unserer UHNW-Kunden halten große Barbestände“

Simon Smiles ist Investmentchef für die Kundengruppe der UHNWIs bei UBS Wealth Management

Simon Smiles ist Investmentchef für die Kundengruppe der UHNWIs bei UBS Wealth Management

Sie sprechen häufig mit UHNW-Privatanlegern. Welche anlagespezifischen Bedenken hören Sie am meisten?

Simon Smiles: Drei Dinge werden wohl am Häufigsten genannt. Erstens die Risiken im Zusammenhang mit konzentrierten Positionen, wenn also ein großer Teil eines Portfolios auf eine einzige Anlage entfällt. Zweitens die Problematik steigender Zinsen, die bei fast jedem Gespräch auf den Tisch kommt. Und drittens die Frage, wie mit den Barmitteln zu verfahren ist, oder konkreter, wie damit im derzeitigen Umfeld eine gewisse Rendite erzielt werden kann.

Wie gehen Sie mit diesen Themen um?

Smiles: Mit konzentrierten Positionen lässt sich auf zwei Arten umgehen. Man kann zum einen die Vermögensallokation des Kunden anpassen, um diese konzentrierte Position im Hinblick auf den restlichen Teil seines Portfolios zu berücksichtigen. Zum andern kann man die konzentrierte Position aktiv absichern. Mit Blick auf den Zinsanstieg ist es hilfreich, frühere Zeiträume mit steigenden Zinsen zu betrachten. Natürlich wiederholt sich die Geschichte nicht immer nach dem gleichen Muster. Wenn wir jedoch die vier letzten Zinserhöhungszyklen betrachten, haben sich steigende Zinsen nicht als Nachteil für Aktien erwiesen. Tatsächlich stiegen die Aktienkurse sogar an.

Und was ist mit der Barmittel-Thematik?

Smiles: Der Umgang mit Barmitteln ist weit schwieriger – die Zinsen sind gleich null. Und in diesem Umfeld zu versuchen, die Kaufkraft der Barmittel zu erhalten, ist kein leichtes Unterfangen. Erträge von Barmitteln lassen sich nur erhöhen, wenn man zusätzliche Risiken auf sich nimmt, nämlich Währungs-, Durations- oder Kreditrisiken. Allein damit lässt sich ein Ertrag generieren, mit dem die Inflation übertroffen werden kann.

Inwiefern ähneln die Anlagen von UHNWIs jenen anderer Kunden?

Smiles: Es gibt Ähnlichkeiten wie etwa die Ausrichtung auf den Heimatmarkt und große Barbestände. Viele unserer Kunden halten große Teile ihrer Portfolios in bar und zwar in einer Höhe, die unsere Empfehlungen aus Sicht der Vermögensallokation bei weitem übersteigt. Die zweite Ähnlichkeit ist die Ausrichtung auf den Heimatmarkt. Die Vertrautheit mit Anlagen aus dem eigenen Land oder einheimischen Sektoren führt dazu, dass diese bekannten Anlagen überproportional berücksichtigt werden.

Es gibt sicherlich auch klare Unterschiede.

Smiles: Genau. Zwei Unterscheidungsmerkmale betreffen die Fähigkeit und Bereitschaft zu langfristigem Denken sowie dazu, die Anlagen für eine längere Zeit fest anzulegen. Diese langfristige Ausrichtung ist typisch für größere Kunden. Die große Mehrheit der institutionellen Kunden kann schlicht keine Prognose über die nächsten drei, sechs oder zwölf Monate hinaus wagen. Wer aber stattdessen drei-, fünf- oder zehnjährige Zyklen ins Auge fasst, wird Anlagechancen erkennen und nutzen können. Und wer sich imstande sieht, auf Liquidität zu verzichten, kann auf den Anlagen eine Extrarendite erzielen und seine Portfolioperformance ordentlich steigern.

Lassen sich auch die bekannten Megatrends unserer Zeit besser spielen?

Smiles: Langfristige Trends wie Demografie, Bevölkerungswachstum und Verstädterung verändern sich zwar nur langsam, doch im Laufe der Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit. Die Themen, die wir in dieser Hinsicht betrachtet haben und die von diesen Trends profitieren können, sind insbesondere Bereiche wie der Protein- sowie der Milch- und Fleischverbrauch, Dienstleistungen in Todesfällen und Möglichkeiten im Hinblick auf Direktanlagen in Afrika.

Sie sprechen mit einer Anzahl großer Family Offices, die eher institutioneller Art sind. Wie unterscheiden sie sich?

Smiles: Im Vordergrund stehen meist vier Aspekte. Erstens ein Interesse an institutionsähnlichen Handelsstrategien, also ein Strategietyp, der von Hedgefonds eingesetzt wird. Zweitens die Absicherung: kluge und kosteneffiziente Wege zur Absicherung der Portfolios oder der mit ihnen verbundenen Risiken. Drittens werden zunehmend Alpha-Strategien oder Mittel genannt, um weniger korrelierende oder unkorrelierte Renditen zu generieren. Und letztlich besteht ein Interesse an einer besseren Differenzierung bei der Vermögensallokation, insbesondere der strategischen Vermögensallokation, hinsichtlich der Anlageklassen und Sub-Anlageklassen, in welche die Portfolios investieren.

Haben sich die Anforderungen, die UHNW-Privatpersonen an ihre Bank stellen, verändert?

Smiles: Ein Aspekt ist sicher das steigende Interesse und die Nachfrage nach Networking- Möglichkeiten, die weltweit recht häufig genutzt werden. In Asien konzentrierten wir uns auf bestimmte Sektoren und führten Networking- Anlässe für Vorstände in Asien-Pazifik in den Bereichen Gesundheitswesen, konsumorientierter Einzelhandel und Technologie durch. Einige unserer überdurchschnittlich vermögenden Kunden nahmen an einem Anlass unter dem Titel „B:connected“ teil – ebenfalls ein Networking- Event, an dem die Kunden die Gelegenheit haben, mit dem Senior-Management in Kontakt zu treten. Außerdem arbeiten wir derzeit an einem Projekt, in dessen Rahmen wir mit einigen unserer erfahrensten Unternehmenskunden Gespräche über die künftige Entwicklung unseres Planeten führen. 

Das Interview wurde im Rahmen des neu veröffentlichten Jahresausblicks 2015 der UBS Wealth Management geführt. Den vollständigen „CIO Year Ahead 2015“ finden Sie hier.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen