Auch wegen Investments in Signa Bafin nimmt Private-Debt-Geschäft von Versicherern unter die Lupe

Julia Wiens von der Bafin.

Julia Wiens von der Bafin: „Gerade bei großen Investitionen erwarten wir, dass der gesamte Vorstand hinter die Kulissen schaut.“ Foto: Bafin / Matthias Sandmann

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) möchte, dass Versicherer die Prüfung ihrer privaten Kreditinvestitionen verstärken. Grund: Mehrer Marktteilnehmer erlitten in den vergangenen Jahren Verluste wegen ihrer Kreditvergaben an Immobilienunternehmen.

Top-Manager sollen besser überwacht werden

Die Bafin beaufsichtigt gut 500 Versicherer und fragte bei 30 bis 40 Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Investitionen in alternative Anlagen nach, wie sie diese prüfen. Das sagte Julia Wiens, Leiterin der Versicherungsaufsicht, in einem Interview mit Bloomberg.  Sie und ihre Mitarbeiter wollen demnach sicherstellen, dass vor allem größere Geschäfte von den Top-Managern der Unternehmen überprüft werden.

„Gerade bei großen Investitionen erwarten wir, dass der gesamte Vorstand hinter die Kulissen schaut“, sagte Wiens und ergänzte: „Es kann gut sein, dass einige Versicherer in dieser Hinsicht in der Vergangenheit zu kurz gekommen sind.“

Unter anderem die Insolvenz des Signa-Konglomerats von René Benko, der Zusammenbruch zahlreicher Projektentwickler und die Restrukturierung des Vermieters Adler Group zogen Milliardenverluste nach sich. Auch Versicherer und Pensionsfonds gehörten zu den Kreditgebern, die während der Niedrig- bis Negativzinsphase riskanterere Geschäfte tätigten.

„Die Versicherer haben in den letzten Jahren erheblich in alternative Anlagen investiert, was angesichts der langen Phase niedriger Zinsen und gedrückter Anleiherenditen verständlich ist“, sagte Wiens gegenüber Bloomberg und ergänzte: „Sie sind im Allgemeinen frei, ihre eigenen Anlageentscheidungen zu treffen, solange sie über ein anständiges Risikomanagement mit angemessener Personalausstattung und dem nötigen Know-how verfügen.“ 

 

Das durchschnittliche Engagement der deutschen Versicherer in privaten Krediten und privatem Beteiligungskapital sei laut Wiens zwar geringer ist als ihre Bestände an Aktien und Anleihen. Einzelne Unternehmen hätten jedoch mehr als ein Drittel ihrer Investitionen in den jeweiligen Anlageklassen investiert. Dieser Anteil steige in einigen Fällen auf bis zu 70 Prozent, wenn andere alternative Anlagen wie Immobilien, Infrastruktur und Mezzanine-Darlehen hinzugezählt würden.

Die Risikomanager der Versicherer sollten „präziser sein“ und ihre Systeme zur Begrenzung der Risiken, zum Beispiel gegenüber einzelnen Emittenten, genauer unter die Lupe nehmen, so Wiens. 

Trotz der Verluste betonte sie, dass weder Signa noch Adler eine Bedrohung für die Stabilität der Versicherer oder für ihre Fähigkeit, die Verträge mit ihren Kunden zu erfüllen, darstellten. Ende 2022 waren die deutschen Versicherer laut Bloomberg mit rund 4 Milliarden Euro bei Signa engagiert, was etwa 0,2  Prozent der Kapitalanlagen der Branche entsprach. Nach den Abschreibungen halbierte sich dieses Engagement auf etwa 2 Milliarden Euro.

Wiens unterstützt weiterhin regulatorischen Rahmen der Versicherer

Außerdem müsse man laut Wiens die Signa- und Adler-Investitionen im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt betrachten, zu dem sie getätigt wurden: „In einigen Fällen hatten die Versicherer diese Anlagen während der Suche nach Rendite mehrere Jahre lang in ihren Büchern. Zu diesem Zeitpunkt waren sie angemessene, sinnvolle Investitionen mit sehr guten Renditen.“

Auch unterstütze Wiens nach wie vor den regulatorischen Rahmen, unter dem die Versicherer ihre Investitionen tätigen, der ihnen „viel Freiheit“ lasse, aber auch die Rolle der Aufsicht stärke. Dennoch sollten Versicherer, die große Verluste einfahren, mit einer genaueren Prüfung durch die Bafin rechnen, sagte sie.

 

Dazu gehöre ein „intensives Gespräch“ mit dem Unternehmen, zum Beispiel über die genauen Abläufe bei der Investitionsentscheidung, die Qualität der Analyse und die relevanten Grenzwerte. Daran könnte sich eine Inspektion in den Räumlichkeiten des Unternehmens anschließen.

„Wir werden uns nicht jede kleine Investition ansehen, und selbst sehr öffentliche Insolvenzen können begrenzte Auswirkungen haben“, sagte sie. „Unsere Aufgabe ist es, die Stabilität des Versicherers zu sichern und dafür zu sorgen, dass er seinen Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern nachkommen kann.“

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