Die Immobiliengesellschaft Signa hat die sofortige Trennung von Timo Herzberg, dem Vorstandsvorsitzenden der beiden wichtigsten Immobilienbeteiligungen, bekannt gegeben. Das teilte der Aufsichtsrat der Signa Prime Selection und der Signa Development Selection mit. In der Mitteilung diesbezüglich heißt es: „Die Gründe für die Entlassungen sind ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied.“
Alfred Gusenbauer, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaften, erklärte, dass die eindeutige Verdachtslage den Aufsichtsräten „keine andere Wahl“ ließ. Gerade in herausfordernden Zeiten sei es unerlässlich, vollstes Vertrauen in die Verantwortlichen zu haben und bei Entscheidungen geschlossen vorzugehen.
Löste FAZ-Anfrage Entlassung aus?
Die Entlassung folgte auf einen Fragenkatalog der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an den Aufsichtsrat der Immobiliengesellschaft, der sich auf möglicherweise fragwürdige Geschäfte Herzbergs konzentrierte. Die Anfrage blieb von Herzberg nach Angaben der FAZ unbeantwortet.
Herzberg war bis zu seiner Entlassung eine Schlüsselfigur im Immobilienimperium des österreichischen Unternehmers René Benko. Er war für die Leitung wichtiger Großprojekte, wie beispielsweise den Elbtower, verantwortlich. Sein Nachfolger in den beiden Gesellschaften wird Erhard Grossnigg sein, der Anfang Dezember als Sanierer in den Vorstand berufen wurde.
Signa-Pleite trifft Bankenwelt und Versicherer
Die Entlassung von Immobilienvorstand Timo Herzberg ist nur die jüngste Entwicklung der Krise rund um den Immobilienkonzern Signa und dessen Eigentümer René Benko.
Die Probleme begannen, als die Signa Holding die Finanzierung für Signa Sports United (SSU) stoppte. Diese Maßnahme zwang SSU und einige ihrer Online-Shops in die Insolvenz. Gleichzeitig geriet die Signa Real Estate Management Germany, zuständig für deutsche Immobilienprojekte, in finanzielle Nöte, da sie keine Unterstützung mehr von ihrer Muttergesellschaft erhielt.
Als Folge wurden mehrere große Bauprojekte, einschließlich des Elbtowers in Hamburg, gestoppt. Der Unternehmensgründer Benko zog sich im Anschluss auf Druck der Investoren aus dem operativen Geschäft zurück und übergab die Führung an Arndt Geiwitz.
Signa finanzierte in der Vergangenheit den Kauf prestigeträchtiger Gebäude wie des Chrysler Building in New York oder des Kadewe in Berlin über komplexe Anleihe-Konstrukte. Nun drohen milliardenschwere Abschreibungen auf diese Immobilien.
Die finanziellen Schwierigkeiten der Signa Holding trafen nicht nur namhafte Investoren wie Roland Berger oder Klaus-Michael Kühne. Sie könnten auch Auswirkungen auf Banken und Versicherer haben, die dem Konzern in der Vergangenheit Kredite bereitgestellt haben. Zu den betroffenen Banken gehört die Schweizer Bank Julius Bär, die bekannt gab, ein Kreditrisiko von etwa 600 Millionen Franken zu tragen. Aber auch zahlreiche deutsche Sparkassen stehen auf der langen Liste der Signa-Gläubiger.
Laut der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times hat zudem die Signal Iduna fast eine Milliarde Euro an ausstehenden Krediten der Signa in den Büchern stehen. Ergo, die Tochter der Münchener Rück, habe Kredite in Höhe von rund 700 Millionen Euro gewährt, R+V 500 Millionen, Allianz 300 Millionen und Volkswohl Bund 250 Millionen Euro.