Umfrage und Analyse realer Mandate So positionieren sich Banken und Vermögensverwalter für 2024

Markus Jesberger (links) Thomas Segura (rechts): Die Gründer und Geschäftsführer des Multi Family Office Segura & Jesberger analysieren reale Mandate und befragen Vermögensverwalter.

Markus Jesberger (links) Thomas Segura (rechts): Die Gründer und Geschäftsführer des Multi Family Office Segura & Jesberger analysieren reale Mandate und befragen Vermögensverwalter. Foto: Segura & Jesberger

Das unabhängige Multi Family Office Segura & Jesberger befragt jährlich Banken und Vermögensverwalter aus dem In- und Ausland zu deren Rendite- und Risikoerwartung für die wichtigsten Anlageklassen. Dabei wird der Einschätzung der kommenden 12 Monate die langfristige Erwartung gegenübergestellt. Die Erwartungen werden danach mit der Positionierung realer Mandate verglichen.

 

An der jährlich von der Segura & Jesberger durchgeführten Umfrage zur Kapitalmarkterwartung haben in diesem Jahr knapp 30 Adressen teilgenommen. Gerne stellen wir Ihnen die Ergebnisse zu deren kurz- und langfristiger Ertrags- und Risikoerwartung der wesentlichen Anlageklassen vor. Folgende Teilnehmer haben der Veröffentlichung Ihrer Teilnahme zugestimmt:

© Segura & Jesberger

Die folgende Darstellung zeigt die Ergebnisse der Befragung. Die Balken geben die jeweils höchste, die niedrigste und durchschnittliche Schätzung der Teilnehmer an.

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Aus den Antworten lassen sich einige Aussagen ableiten:

  • Selbst die Pessimisten sind positiv gestimmt: Für 2024 erwartet kein Teilnehmer eine negative Wertentwicklung in den wesentlichen Anlageklassen.
  • Die zinstragenden Anlagen sind zurück: Die Anlageklassen Liquidität und Renten zeigten in den vergangenen Jahren Renditen nahe dem Nullpunkt oder gar Wertverluste durch den bemerkenswerten Renditeanstieg in 2022. Die Verwalter gehen für 2024 von spürbaren Erträgen aus: für Liquidität wird im Mittel 3,1 Prozent und 4,2 Prozent Wertentwicklung für Renten erwartet. Mit Blick auf das aktuelle Rendite-Niveau dürften im Rentenbereich rückläufige Renditen mit entsprechenden Kursgewinnen eingepreist sein.

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  • Aktien bleiben die attraktivste Anlageklasse: Im Mittel werden für Aktien 6,5 Prozent Wertentwicklung prognostiziert, mehr als in jeder anderen Anlageklasse. Optimisten gehen gar von 8,1 Prozent aus. Sollten die Pessimisten recht behalten, sind dennoch positive Renditen zu erwarten.
  • Verwalter sehen Alternative Anlageklassen uneinheitlich: Die größte Spannweite der Erwartungen ist im Bereich der Alternativen Investments zu finden. Optimistisch mit 9,0 Prozent bis pessimistisch mit 2,0 Prozent, doch im Mittel mit 4,6 Prozent Wertentwicklung  weniger attraktiv als Aktien.

Spannend ist die Gegenüberstellung dieser Erwartungen mit den Langfristprognosen:

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Auch hier zeigt die Analyse einige Aussagen:

  • Renditen der zinstragenden Anlagen schon wieder auf dem Rückzug: Die langfristige Prognose für Liquidität und Renten zeigt über die Teilnehmer rückläufige Erträge, die für Liquidität im Mittel um ein Drittel und bei Renten um ein Fünftel niedriger erwartet werden.
  • Aktien langfristig attraktiver gesehen, absolut und relativ zu allen anderen Anlageklassen: Aktien werden langfristig durchschnittlich mit 7 Prozent Wertentwicklung nochmals attraktiver erwartet als in 2024 (6,5 Prozent Wertentwicklung).
  • Alternative Investments mit etwas höherer Renditeerwartung bei starker Spreizung.

Zur Ertragsprognose wurde ergänzend die Risikoerwartung abgefragt (Volatilität per Annum).

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Korrespondierend zu den Veränderungen der Ertragsprognosen geht das erwartete mittlere Risiko bei Liquiditäts-Anlagen und Renten zurück, für Aktien erwarten Banken und Vermögensverwalter nur marginal stärkere Schwankungen.

Etwas überraschend erwarten die befragten Anbieter, dass das mittlere Risiko Alternativer Investments bei gleichbleibenden Ertragserwartungen zunimmt. Für interessierte Leser ergänzen wir die Darstellung der mittleren Ertragserwartung um die Sub-Anlageklassen:

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Hier zeigen sich bei Anleihen deutlichere Erwartungsunterschiede. Innerhalb der Regionen bewerten Banken und Vermögensverwalter Unternehmensanleihen attraktiver als Staatsanleihen, für US-Papiere erwarten sie höhere Renditen als für jene im Euroraum.

Ein recht einheitliches Bild zeigt sich bei den Aktien. Lediglich die Regionen Asien/Pazifik und Emerging Markets sehen die Banken und Vermögensverwalter für 2024 und langfristig etwas attraktiver als die entwickelten Volkswirtschaften.

Im Bereich der Alternativen Investments sind die Erwartungen dreigeteilt. Während bei Gold und Rohstoffen langfristig geringere Erträge erwartet werden als 2024, gehen die Anbieter bei Immobilien in 2024 von einer schwächeren Wertentwicklung aus. Für Hedgefonds erwarten die befragten Anbieter eine eher konstante Wertentwicklung.

Passend zur Kapitalmarktumfrage analysiert Segura & Jesberger die Anlageklassengewichtung über eine dreistellige Anzahl real vergebener Vermögensverwaltungsmandate. Im Dezember 2023 waren rund 61 Prozent der analysierten Vermögensverwalter in Aktien übergewichtet, rund 22 Prozent waren neutral und 17 Prozent untergewichtet in Aktien positioniert. Gegenüber der Aufstellung zum Ende des dritten Quartals haben 27 Prozent der Verwalter ihre vorsichtige Positionierung aufgegeben. 

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Die Quotensteuerung im Aktienbereich erreicht im Dezember 2023 mit 61,2 Prozent der normierten Gewichtungsbandbreite das höchste Niveau seit März 2020. Die Aktienquote wurde dabei durch die positive Marktentwicklung und eine aktive Gewichtungsentscheidung von 5 Prozent erhöht. Dadurch gelang es der Mehrzahl der Adressen, überproportional von den guten Aktienmärkten im letzten Quartal 2023 zu profitieren.

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Die Gewichtung der Banken und Vermögensverwalter ist damit konsistent zu den positiven Ertragserwartungen. Seit 2015 zeigen sich die Märkte mit wechselhaften Jahresergebnissen – wir wünschen allen Lesern, dass sich diese Serie in 2024 nicht fortsetzt und die Verwalter mit ihrem neu gewonnenen Optimismus Recht behalten.

Zur Methodik der Positionierungsanalyse

Das Family Office berichtet und kontrolliert individuelle Vermögensverwaltungsmandate mit einem Volumen von 5 bis 50 Millionen Euro pro Mandat. Für die Verwalter besteht die Möglichkeit, sich in einem gegebenen Gewichtungsband zwischen einer Mindestquote und einer Maximalquote für Aktien zu positionieren. Ergänzend wird zwischen der Mindest- und Maximalquote eine neutrale Gewichtung definiert.

Für die Analyse werden zunächst unterschiedliche Mandatsausgestaltungen normiert: Das Mindestgewicht wird mit 0 Prozent, die neutrale Gewichtung mit 50 Prozent und die Maximalgewichtung mit 100 Prozent definiert. Als neutral gewichtet in Aktien gilt, wer sich in einem Band von 2,5 Prozent um die normierte neutrale Aktienquote positioniert. Bei höheren Aktiengewichtungen erfolgt die Eingruppierung als Übergewichtung, darunter als Untergewichtung.


Über die Autoren:

Thomas Segura ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger. Segura besitzt langjährige Erfahrung aus leitender Position im Private Banking einer Privatbank und als Geschäftsführer eines Family Office.

Markus Jesberger ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger. Jesberger ist seit mehr als 25 Jahren im Private Banking tätig, zuletzt als Family-Office-Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrats bei verschiedenen europäischen Family-Office-Organisationen einer Privatbank.

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