„Der Knoten ist geplatzt“, schreiben die Autoren der neuen Eltif-Studie von Scope zur Lage des Eltif-Markts. Und für diese Aussage haben die Scope-Analysten gute Argumente. Ganze 55 Eltifs kamen im vergangenen Jahr und damit 2024 an den Markt – mehr als doppelt so viele Eltifs wie im bisherigen Rekordjahr 2021, als 27 Eltifs starteten. Außerdem ist das Vermögen, das die Portfoliomanager in den Eltifs verwalten, mit 20,5 Milliarden Euro so hoch wie nie zuvor.
Auffällig zudem: 34 Asset Manager starteten 2024 zum ersten Mal überhaupt einen Eltif. Auch das ist ein Rekordwert, bisher lag die Bestmarke 2021 bei 10 neuen Eltif-Managern. Treiber des Rekordjahres sind die neuen Regeln für Eltifs, wie die Autoren der Studie schreiben: „Bereits ab Januar 2024 wurden die neuen Regeln angewendet, doch nicht alle Details waren fixiert.“ Im Oktober einigten sich die europäische Finanzmarktaufsicht Esma und die EU-Kommission dann auf
konkrete technischen Regulierungsstandards. „Die Branche dankte es ihr mit einer Welle von Neuauflagen: Allein im vierten Quartal kamen 19 Eltifs auf den Markt“, schreiben die Studienautoren. Damit revidierte der Eltif-Markt die eher enttäuschende Entwicklung aus dem Vorjahr.
Luxemburg ist für die Mehrheit der Eltifs das Fondsdomizil. 98 Fonds fallen unter die Aufsicht der luxemburgischen Behörde CSSF, Frankreich folgt als zweitwichtigstes Domizil mit 31 Eltifs. Italien mit elf, Irland mit sechs und Spanien mit zwei Eltifs liegen damit auch noch vor Deutschland: Hier hat nur ein Eltif sein Domizil. Und nicht nur als Fondsdomizil hängt Deutschland ein wenig hinterher. Auch beim in Eltifs investierten Vermögen sind die Deutschen noch zurückhaltend: Obwohl die Bundesrepublik der größte Markt innerhalb der Europäischen Union ist, entfällt nur 14 Prozent des Eltif-Vermögens auf Deutschland.
Bankenvertrieb für Eltifs in Deutschland entscheidend
In den vergangenen Jahren trug vor allem der Klimavest-Eltif den Markt, nun springen auch andere Eltifs in die Bresche. Dabei spielen laut der Scope-Analysten Schulungen und Vertriebsunterstützung der Anbieter eine Rolle, daneben spielt der Zugang zum Bankenvertrieb – etwa im Private Banking und Wealth Management – eine wichtige Rolle für den Absatzerfolg. „Neben Beratungsmandaten gewinnt der ELTIF auch in der diskretionären Vermögensverwaltung an Bedeutung – sowohl individuell als auch über Musterportfolios“, erklärt Andrea Vathje, Leiterin des Privatize Private Markets Institute.
Größter Absatzmarkt für die Eltifs ist bisher Frankreich, auf 36,6 Prozent und 7,5 Milliarden Euro beläuft sich der Anteil am Eltif-Markt. Generell erhalte der Eltif und die jüngste Gesetzesnovelle viel Aufmerksamkeit in Frankreich, erklärt Quentin-Pierre Marie von Turenne Capital: „Die damit einhergehenden Erleichterungen, insbesondere die erweiterte Möglichkeit, Private Equity und Private Debt als fondsgebundene Lebensversicherung zu strukturieren, begrüßen wir.“ Hinter Frankreich folgt Italien mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Euro und einem Marktanteil von 17 Prozent. Die Eltif-Nachfrage dort ist laut der Scope-Analysten weiterhin von Privatanlegern mit vergleichsweise kleineren durchschnittlichen Absatzvolumina pro Kunde von weniger als 100.000 Euro geprägt. Das zeige sich auch daran, dass sich 47 der 49 Eltifs, die historisch in Italien platziert wurden, an Privatanleger richten.
Private Debt, Private Equity und Infrastruktur prägen Eltifs bisher
Eltifs sind insgesamt für illiquide Anlageklassen gedacht – im Fokus stehen in den Eltif-Portfolios bisher aber vor allem Private Debt, Private Equity und Infrastrktur. Ein Drittel des in Eltifs verwalteten Vermögens entfällt auf Private Debt, gut ein Viertel jeweils auf Infrastruktur und Private Equity. Allerdings hat der Anteil von Multi-Asset- und Immobilien-Eltifs im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen.
„Fast drei Viertel der befragten Anbieter sind der Auffassung, dass Private Equity in diesem Jahr zu den platzierungsstärksten Assetklassen zählen wird“, schreiben die Studienautoren. Gestiegen seien dagegen die Erwartungen an Multi-Asset-Eltifs: Immerhin 37 Prozent der Befragten können sich vorstellen, dass dieser Produkttyp am meisten Kapital einsammeln wird. „Evergreen-Fonds können unter dem ELTIF 2.0-Regime ein solches ausgewogenes Anlageprofil bieten, und ermöglichen eine größere Diversifikation und eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Portfolios“, erklärt etwa Pulkit Sharma, Leiterin für Alternatives-Strategien und -Lösungen von J.P. Morgan Asset Management.
Etwa zwei Drittel der Eltifs sind zudem auch für private Investoren investierbar, 29 Prozent sind dagegen ausschließlich institutionellen respektive professionellen Investoren vorbehalten. Die Scope-Analysten gehen aber davon aus, dass der Anteil der Fonds, die auch für Retail-Investoren geeignet sind, weiter zunehmen wird. „Noch gibt es operationelle Hürden. Ziel sollte es sein, dass man in einen Privatmarktfonds so einfach investieren kann wie in eine Aktie oder einen Indexfonds“, erklärt Jan Sicking, Leiter Wealth für Deutschland und Österreich bei Apollo Investment Management. Allerdings dominieren gerade bei den Privatkunden-Eltifs deutsche und italienische Investoren: Knapp 25 Prozent des Volumens aller Eltifs, in denen Privatanleger
investiert sind, entfällt auf Italien, 21 Prozent auf Deutschland – wovon der Klimavest-Eltif rund die Hälfte des Volumens auf sich vereint.
Kosten drücken Chancen auf gute Wertentwicklung
Kosten dürften im wachsenden Eltif-Markt auch im Vertrieb immer wichtiger werden. Klar sei schon jetzt, dass die Eltifs deutlich günstiger sind als andere Beteiligungsmodelle für die Privatmärkte wie Dachfonds. Der Durchschnitt der jeweils teuersten Anteilklasse, die Scope auf Grundlage der Angaben der Anbieter berücksichtigt hat, liegt bei 1,90 Prozent jährlicher Kostenquote. Der teuerste Eltif kostet 3,32 Prozent und der günstigste 0,75 Prozent pro Jahr. Etwas teurer sind die Eltifs, in die Privatanleger investieren können.
Außerdem sei Private Equity mit durchschnittlich 2,17 Prozent die teuerste der drei wichtigsten Anlageklassen, Infrastruktur etwas günstiger und Private Debt mit durchschnittlich 1,52 Prozent am erschwinglichsten. Neben fixen Managementgebühren sind erfolgsabhängige Vergütungen üblich und auch Ausgabeaufschläge werden oft fällig. „Bei manchen Kostenstrukturen wird es schwierig, eine attraktive Rendite für Anleger zu erzielen“, mahnt Simon Frank, Senior-Investmentberater bei Pictet Asset Management.