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Schwellenmärkte „Wir bevorzugen Indonesien, Mexiko und Kolumbien“

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In Teilen Lateinamerikas kommt es nach Jahrzehnten sozialer Ungleichheit zu gewaltsamen Protesten. Inwieweit beeinträchtigt das die Renditechancen in Mexiko und Brasilien?

Vandenhoeck: Am Montag wollte ich eigentlich nach Santiago de Chile fliegen, aber der Flug wurde wegen der gewaltsamen Ausschreitungen storniert. Die offenen Volkswirtschaften in Lateinamerika, darunter Chile und Peru, leiden unter dem Rückgang des Welthandels. Es ist die Einkommensungleichheit, die in wirtschaftlich angespannten Phasen, wie wir sie aktuell erleben, viele Menschen auf die Straße treibt. Wir erwarten allerdings keinen Spill-over-Effekt auf Brasilien und Mexiko. Brasilien mit seinen 210 Millionen Einwohnern hat über die Jahre eine robuste Binnenkonjunktur aufgebaut. Gleiches gilt für Mexiko mit seinen 130 Millionen Menschen.

Sie erwähnten Indonesien als aussichtsreiches Land. Aber viele Marktteilnehmer versprechen sich auch viel von Indien...

Baijal: Wir erwarten Leitzinssenkungen sowohl in Indien als auch in Indonesien. Die Haushalte sind weitgehend ausgeglichen und die Inflation ist niedrig. In Indonesien macht die Regierung der Opposition Zugeständnisse, es kommt zu politischen Reformen. Das Wachstum in Indonesien wird weiter zulegen. Anders in Indien: Hier steht die konjunkturelle Entwicklung vor einigen Schwierigkeiten. Das Wachstum hat sich hier nicht nur aus zyklischen Gründen sondern auch aus strukturellen Gründen abgeschwächt. Der Bankensektor steht hier unter großem Druck und hat daher die Kreditvergabe zurückgefahren. Doch die Inflation verharrt auf niedrigem Niveau, eine gute Ausgangslage für Investments.

Vandenhoeck: Zwei weitere Aspekte sind mit Blick auf die beiden Länder Indonesien und Indien erwähnenswert: Beide Staatschefs sind für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden und können daher ihre politischen Initiativen weiterhin durchsetzen. So hat Narendra Modi die Unternehmenssteuern in Indien gesenkt. Für Unternehmen, die erstmals in Indien investieren, liegt der Steuersatz sogar nur noch bei 16 Prozent, weltweit einer der niedrigsten. Auch Indonesien bemüht sich um eine Öffnung des Marktes für ausländische Investoren. Auch wenn es auf kurze Sicht zu Anpassungsschwierigkeiten kommen könnte, gehen die Maßnahmen dennoch auf lange Sicht genau in die richtige Richtung.

Wir haben jetzt über die Länder gesprochen, die sie als aussichtsreich einschätzen. Welche Länder und Währungen stufen Sie hingegen herunter?

Baijal: Zu allererst ist hier die Türkei zu nennen. Die Regierungspolitik des Landes bedroht die Unabhängigkeit staatlicher Institutionen und der Geldpolitik. Die Folge: Die Währung schwächt sich ab und die Inflation steigt. Dadurch wird die Lage im Land äußerst volatil und es kommt seitens der Anleger zu Sell-offs. Deshalb lassen wir mit Blick auf die Türkei äußerste Vorsicht walten. Es ist aber nicht ganz leicht, weitere gravierende Länderbeispiele mit wirklich schlechten Szenarien zu finden. Natürlich rückt Argentinien in den Blick. Aber mit Blick auf die wirtschaftliche Lage sehen die Anleger unserer Meinung nach schwärzer als die Lage tatsächlich ist.

Werfen wir einen Blick auf das Fondsmanagement des Invesco Emerging Markets Local Debt Fund. Wie ist das Team zusammengesetzt?

Baijal: Unsere Anlageprozesse beruhen auf Makro-Analysen. Daher gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Teams die makroökonomische Beurteilung einzelner Länder hinsichtlich ihrer Wachstumschancen. Wir haben dabei allerdings auch immer die konjunkturelle Entwicklung in den USA im Blick. Wichtig ist außerdem auch, was in Europa passiert. Der offene europäische Markt hat einen starken Einfluss auf die Konjunktur in den Schwellenmärkten. Daher managt mein Team Produkte sowohl in den Emerging Markets als auch in den Developed Markets. Mit umfassender Expertise: Zwei unserer Analysten kommen vom IWF. Insgesamt drei Analysten beobachten die Entwicklung der globalen Märkte und arbeiten Wim und mir als Portfoliomanager zu.

Wir beide machen uns konkrete Gedanken über die von den Analysten entwickelten Basisszenarien und evaluieren die jeweiligen Risiken – wobei wir stets, wie gesagt, unter der Risikoschwelle bleiben, die der für unsere Arbeit geltende Vergleichsindex eingeht.

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