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Schwellenmärkte Reformen könnten lateinamerikanische Volkswirtschaften stärken

Während die zweite Hälfte des Jahres 2018 näherrückt, stimmen die Wachstumsaussichten lateinamerikanischer Länder optimistisch. Die jüngsten Wirtschaftsstatistiken scheinen dies zu unterstützen. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Lateinamerika dürfte Prognosen des Internationalen Währungsfonds („World Economic Outlook“ vom April 2018) zufolge im Jahr 2018 auf 2,0 Prozent (2017: 1,3 Prozent) ansteigen. Trotz der jüngsten Volatilität und der negativen Stimmung aufgrund der verschärften Rhetorik zum Thema Handelsprotektionismus wird das Wachstum der Region weiterhin durch das günstige makroökonomische Umfeld, höhere Rohstoffpreise, die anhaltende Stärke des weltweiten Wachstums, niedrige Inflation und eine lockere Geldpolitik gestützt.

Die beiden größten Volkswirtschaften Lateinamerikas, Brasilien und Mexiko, dürften von Wirtschaftswachstum und Reformen in den Bereichen Arbeit, Haushaltskonsolidierung und Investitionen des privaten Sektors profitieren. Weitere Reformen sind jedoch erforderlich, und die in diesen Ländern anstehenden Wahlen könnten den Ausblick beeinflussen.

Brasiliens Neubeginn

Unser langfristiger Ausblick für Brasilien ist positiv, was vor allem der Stärke des landwirtschaftlichen Sektors, erhöhten Verbraucherausgaben, wie Daten der Weltbank und der OECD vom Mai 2018 belegen, sowie mehreren erfolgreichen Wirtschaftsreformen zu verdanken ist.

Auch das Wachstum des brasilianischen BIP erholt sich – eine Entwicklung, die im Nachgang der Wirtschaftskrise des Landes während der Jahre 2015 bis 2017 dringend benötigt wird. Die wirtschaftliche Erholung, die im vergangenen Jahr eingesetzt hat, scheint an Fahrt zu gewinnen: Im vierten Quartal 2017 verteilte sich das BIP-Wachstum recht weitläufig auf fast alle Wirtschaftszweige.

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Auswirkungen der politischen Unsicherheit in Brasilien

Die Regierung unter dem brasilianischen Präsidenten Michel Temer hat bereits mehrere dringend benötigte Reformen umgesetzt. Einige weitere Initiativen könnten noch im Vorfeld der für Oktober 2018 angesetzten Parlamentswahlen zumindest teilweise umgesetzt werden. Unter anderem sollen Teile von Offshore-Ölvorkommen an wichtige Akteure des Ölsektors versteigert werden.

Der brasilianische Arbeitsmarkt hat durch neue Gesetze, die vergangenes Jahr in Kraft getreten sind, Auftrieb erhalten: Die neuen Gesetze erlauben es Unternehmen, Arbeitskräfte mit flexiblen Arbeitszeiten einzustellen, wodurch die Firmen Geld sparen und die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Trotz des Erfolgs dieser Reformen sind die Pläne der Regierung für eine grundlegende Neuerung des kostspieligen brasilianischen Pensionssystems hingegen gescheitert.

Angesichts der im Oktober anstehenden brasilianischen Parlamentswahlen halten wir es ungeachtet des Wahlergebnisses für unwahrscheinlich, dass noch vor 2019 Maßnahmen hinsichtlich Pensionsreformen eingeleitet werden. Weil die Regierung sich jedoch weiterhin auf Reformen konzentriert, sind wir hinsichtlich der von Brasilien gebotenen Chancen allgemein optimistisch.

Anlegern sollte die Tatsache bewusst sein, dass die häufig unberechenbare politische Landschaft Brasiliens aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin durch Unsicherheit gekennzeichnet ist. Vor der Wahl im Oktober könnten durchaus noch Kandidaten auftauchen, die nicht dem politischen Establishment angehören. Jegliche wahlbedingte Ungewissheit hätte Einfluss auf die Stimmung unter den Anlegern.

Dennoch: Die Unsicherheit in Brasilien könnte Kaufgelegenheiten eröffnen – nicht nur in Brasilien, sondern auch in anderen lateinamerikanischen Ländern. Einige Unternehmen sind aufgrund der im Verlauf der Rezession ergriffenen Maßnahmen gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgegangen. Die von Unternehmen durchgeführten Kostensenkungen dürften für den nachhaltigen Geschäftserfolg günstige Resultate erbringen und den Unternehmen langfristig einen verbesserten finanziellen Spielraum verschaffen.