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Schwellenmärkte Reformen könnten lateinamerikanische Volkswirtschaften stärken

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Unsicherheit bezüglich der Reformen kann Chancen eröffnen

Gleichzeitig dürften Konsumtitel unserer Einschätzung nach Auftrieb erhalten, nachdem die brasilianische Zentralbank ihren Leitzins, den Selic, im März auf ein Rekordtief von 6,5 Prozent herabgesetzt und weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt hat. Handelsbanken und bestimmte Segmente des Privatkundenmarkts könnten sich als besonders chancenreich herausstellen, da die niedrige Inflation und eine Wiederbelebung des Kreditwachstums unter Verbrauchern die Aktivitäten in diesen Bereichen beleben dürften.

Darüber hinaus sehen wir eine aufgestaute Nachfrage nach Infrastrukturanlagen, etwa im Transportwesen oder bei Finanzinfrastrukturplattformen, um bestehende Wachstumsengpässe zu bewältigen.

Weil das Wachstum gestützt durch die positiven Effekte der Reformen zurückkehrt, sollten Investoren weiterhin optimistisch in die Zukunft blicken. Nichtsdestotrotz sollten sie sich der potenziellen künftigen Volatilität durchaus bewusst sein. Es gilt daher, die Entwicklungen in Brasilien – insbesondere die anstehenden Wahlen – genau im Blick zu behalten.

Mexiko wieder auf dem Vormarsch

Brasilien ist nicht das einzige südamerikanische Land, in dem Reformen allmählich Früchte tragen. In Mexiko, der nach Brasilien zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas, hat die Regierung Monopole zerschlagen, den Versorgungs- und Energiesektor geöffnet und Bildungs- sowie Arbeitsreformen vorangetrieben. Die Umsetzung der strukturellen Reformagenda dürfte das Wachstum daher künftig stützen.

Mexiko hat sich Schritt für Schritt als günstiger, mit der nordamerikanischen Lieferkette verknüpfter Fertigungsstandort positioniert. Was den Binnenmarkt betrifft, ist die Marktdurchdringung des mexikanischen Bankensystems weiterhin unterdurchschnittlich, selbst im Vergleich zu anderen Schwellenländern.

Das Land bietet allgemein günstigere Arbeitskräfte für die Fertigung als China. Zugleich steigt die Zahl der Fachkräfte. Aufgrund dieser Kostenvorteile und der bisherigen Erfahrung des Landes im Fertigungssektor ist es Mexiko gelungen, sich einmal mehr als globaler Fertigungsstandort zu positionieren.

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Weil in Mexiko im Juli Parlamentswahlen anstehen, dürfte 2018 für die Region ein ereignisreiches politisches Jahr werden. Der Gewinner der mexikanischen Präsidentschaftswahlen wird die Gespräche zur Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) mit den Partnern USA und Kanada führen müssen.

Die vorläufige Befreiung Mexikos von den US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach von einem zufriedenstellenden Ausgang der NAFTA-Verhandlungen abhängen. Nichtsdestotrotz erscheint der makroökonomische Ausblick des Landes angesichts der fiskalpolitischen Disziplin und der Fokussierung auf eine offene Wirtschaft stabil.

Sollte es Mexiko gelingen, eine Einigung über NAFTA zu erzielen, würde dies als positiver Faktor gewertet. Abgesehen von kurzfristiger Marktunsicherheit rechnen ist mittel- bis langfristig nicht damit zu rechnen, dass sich Mexiko von der marktorientierten Politik, die sich derzeit in ganz Lateinamerika durchsetzt, abkehren wird.