„Halten Sie mich für einen Spinner“ Einbruch beim S&P 500, Gold auf 10.000 Dollar

Albert Edwards

Albert Edwards

Dieser Artikel erschien am 17.10.2013 im private banking magazin

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich für einen Spinner halten. Mein Ausblick bleibt derselbe: Ich rechne mit einem Einbruch des US-Aktienindex S&P 500 auf 450 Punkte (aktuell: 1.684 Punkte), einer Rendite von unter einem Prozent für zehnjährige US-Staatsanleihen (aktuell: 2,8 Prozent) und einen Anstieg des Goldpreises auf über 10.000 US-Dollar (aktuell: 1.365 Dollar).

Die vergangenen Wochen haben uns den Blödsinn eines der wichtigsten Investmentthemen seit der Finanzkrise 2008 demonstriert: Dass Investoren angesichts überschuldeter Industrienationen in den Schwellenländern nicht nur höhere Renditen erzielen, sondern auch noch ein geringeres Risiko eingehen. Unsere Warnung Ende vergangenen Jahres, dass die Schwellenländer auf eine Zahlungsbilanz-Krise zusteuern und es zu einem Währungsdebakel ähnlich wie 1997 kommen wird, verhallte ungehört.

Die aktuellen Turbulenzen bei den Schwellenländer-Währungen sehe ich als Beginn eines Prozesses, bei dem zuerst die wackeligsten Dominosteine kippen, die dann den Rest mitreißen. Der jüngste Rutsch ist nur der letzte Piepser des Kanarienvogels in der Kohlenmine. Es wird zu einer globalen Rezession kommen mit einer Welle der Deflation, die aus Asien in den Westen rollt. Angesichts des stetigen Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit wird China gezwungen sein abzuwerten. Vor allem gegenüber der Konkurrenz aus den Schwellenländern.

Der strukturelle Bärenmarkt hinsichtlich der Bewertung von US-Aktien wird dann die dritte Etappe in seiner langen und volatilen Reise in die Eiszeit erreichen. Da die fiskalpolitische Munition zum Großteil verschossen ist, bleibt nur weiteres exponentielles Wachstum des „Quantitative Easing“, der quantitativen Lockerung der US-Notenbank. Die Notenbanker glauben immer noch, dass sie mit ihrer Geldflut die Welt retten können.

Doch Fakt ist: Sie werden sie zerstören. Denn die aggressive Geldpolitik der US-Notenbank wird zu einer Inflation führen, die kaum noch eingedämmt werden kann. Die Politiker haben keine Ahnung, wie viel der quantitativen Lockerung zu viel ist. Sie können nur in den Rückspiegel gucken – und werden zu spät reagieren.

Angst bewegt Märkte

Die Entwicklung der Aktienmärkte und Anleiherenditen in diesem Jahr erinnert stark an jene am Vorabend des Crashs 1987. Derartige Vergleiche sind zwar mit Vorsicht zu genießen, aber was wäre, wenn? Auslöser war damals die Angst vor einer Rezession der US-Wirtschaft infolge stark steigender US-Leitzinsen. Weil in Deutschland die Zinsen stiegen, drohten auch in den USA steigende Zinsen, schließlich musste der Dollar gestützt werden. Letztlich kam die Rezession 1987 nicht, und der Crash entpuppte sich als gewaltige Kaufgelegenheit.

Wenn ich in den vergangenen 30 Jahren etwas an den Märkten gelernt habe, dann jenes: Es geht nicht darum, was passiert, es geht darum, was die Märkte fürchten, was passieren könnte. Im aktuellen Umfeld steigender Renditen langlaufender US-Anleihen und nicht mehr ganz günstiger US-Aktien sind die Börsen anfällig für Rezessionsängste. Aber bis das alles so kommt, begebe ich mich gern in das Amt des Irren.

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