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Schwellenländeranleihen in 2023 Die Emerging Markets dürften die Industrieländer überholen

Die chinesischen Containerschiffe fahren wieder

Die chinesischen Containerschiffe fahren wieder: Eine stabile Weltwirtschaft und niedrigere Leitzinsen schaffen in der Regel ein günstiges Umfeld für die Entwicklung von Schwellenländeranleihen. Foto: Imago Images / Nikito

Bis die weltweiten Disinflationstrends in Fahrt kommen und die Zentralbanken zu einer akkommodierenderen Geldpolitik übergehen, dürfte das gesamtwirtschaftliche Umfeld in den kommenden Quartalen zu weiteren Schwankungen bei Schwellenländeranleihen führen. Die Belastungen für die Anlageklasse aus dem Jahr 2022 – Inflation, geldpolitische Straffung, die Null-Covid-Politik in China und das schwache Wachstum – dürften sich jedoch stabilisieren und im Laufe des Jahres nachlassen. Der Rückgang der Inflationsrisiken für die Weltwirtschaft und der konjunkturelle Neubeginn in China werden letztlich ein vorteilhaftes Umfeld für die Performance von festverzinslichen Anlagen schaffen, auch für Schwellenländeranleihen.

Die Belastungen sind eingepreist

Die Belastungen für Schwellenländeranleihen sind an den Märkten ausreichend berücksichtigt. Und wenn die US-Notenbank ihren Fokus letztlich doch darauf ausrichtet, die US-Wirtschaft während einer Konjunkturverlangsamung zu stützen, sollten sich die Schwellenländer gut entwickeln. Wir vermuten jedoch, dass sich die Fed im ersten Halbjahr weiter darauf konzentrieren wird, die Inflation zu bekämpfen, und erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 oder möglicherweise sogar erst im Jahr 2024 zu einer Geldpolitik übergeht, die das Wachstum unterstützt.

Es gibt klare Anzeichen, dass die US-Wirtschaft an Schwung verliert. Doch die Stärke des Arbeitsmarktes und die hartnäckig hohe Inflation trüben die Aussichten. Die Märkte warten ab, ob die US-Wirtschaft eine sanfte oder eine harte Landung vollzieht. Bisher erwarten die Marktteilnehmer im Konsens ein günstiges Szenario mit einer leichten Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung und einer allmählichen Deflation bis zum Jahr 2024.

Europa konnte eine Rezession knapp vermeiden, da die Gaspreise dank des ungewöhnlich warmen Winters und der realisierten Energieeinsparungen von ihren rekordhohen Notierungen eindrücklich zurücksetzten.

Die chinesische Regierung vollzog im November 2022 eine komplette Kehrtwende: Sie wandte sich von ihrer Null-Covid-Politik ab und lockerte die Quarantäneregeln und Mobilitätsbeschränkungen. Dies führte zu schnellen Aufwärtskorrekturen der Prognosen für das chinesische Wirtschaftswachstum und die Energienachfrage. Eine stabile Weltwirtschaft und niedrigere Leitzinsen sind in der Regel positive Zeichen für die Entwicklung von Schwellenländeranleihen und die Allokationen in der Anlageklasse.

 

Das Wachstum in den Schwellenländern wird in den kommenden Quartalen ebenfalls unter Druck stehen, dürfte jedoch stärker ausfallen als in den Industrieländern. Die Inflation wird in den Schwellenländern voraussichtlich im Frühjahr den Höhepunkt erreichen; in einigen Ländern ist diese Entwicklung bereits zu sehen. Die Zinsmärkte der Schwellenländer reagieren ähnlich sensibel auf Anzeichen für eine Abwärtswende der Inflation wie die der Industrieländer. Dies schafft reichlich Gelegenheiten für eine Differenzierung unter den lokalen Zinsmärkten verschiedener Länder. Mit Blick auf die Aussichten für Rohstoffe bleiben wir nach wie vor zuversichtlich, wir rechnen allerdings mit einem Rückgang gegenüber den beispiellosen Höchstwerten des Jahres 2022.

Die Ausfälle von staatlichen Schuldnern dürften sich im Jahr 2023 weiter fortsetzen. Der Markt nimmt jedoch mehr Ausfälle vorweg als unseres Erachtens wahrscheinlich eintreten werden. Und die meisten Länder mit einem erhöhten Kreditrisiko werden bereits auf einem extrem kritischen Niveau gehandelt.

Die Bewertungen bieten gute Einstiegsmöglichkeiten

Die globalen Anleihemärkte gerieten im Jahr 2022 massiv unter Druck. Die Märkte der Schwellenländer bildeten dabei keine Ausnahme, sondern erlitten die höchsten bisher verzeichneten Einbußen. Dies war zum großen Teil auf den Abverkauf von US-Anleihen zurückzuführen, die ebenfalls die bisher höchsten Verluste verbuchten. All das hatte zur Folge, dass die Anlageklasse zwar immer noch Risiken birgt, aber nun attraktive Bewertungen und einen Puffer gegen steigende Renditen bietet. Mit Ausnahme der schlimmsten Phase der Finanzkrise von 2008 und der Korrektur bei US-Treasuries im Jahr 2022 war der Zinsvorteil (Carry) von Schwellenländer-Staatsanleihen seit 20 Jahren nicht mehr so günstig.

Attraktive Renditeerwartungen

Über einen Horizont von einem Jahr erwarten wir, dass Schwellenländeranleihen in Hart- und Lokalwährungen Erträge von 11 bis 15 Prozent abwerfen. Der Basiswert dürfte bei 13 Prozent liegen. Diese Prognose geht von niedrigeren Renditen von US-Treasuries aufgrund einer Konjunkturabkühlung in den USA und eines gewissen Rückgangs der Spreads von Schwellenländeranleihen aus. Nach unseren Einschätzungen werden sich die Renditen 5- und 10-jähriger US-Treasuries am Ende des Zeitraums im Bereich von 3 bis 3,5 Prozent bewegen. Als zentrales Szenario prognostizieren wir 3,25 Prozent. Die Spreads der Staatsanleihen von Schwellenländern dürften sich um 25 bis 50 Basispunkte verringern und die Aufwertung der Schwellenländerwährungen dürfte 3 bis 5 Prozent betragen.

Von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern erwarten wir über einen einjährigen Horizont einen Bruttoertrag von 7 bis 11 Prozent. Diese Prognose beruht auf der Annahme, dass die Spreads von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern um 25 bis 50 Basispunkte sinken, die Rendite von 7-jährigen US-Treasuries bei 3,5 bis 4 Prozent liegt und die Anlageklasse einen Carry von 7,2 Prozent bietet.

Die wichtigsten Risiken und Chancen für die einzelnen Unterkategorien von Schwellenländeranleihen beruhen auf der Entwicklung der US-Treasuries, der chinesischen Wirtschaft, der Höhe der Ausfälle für Schwellenländeranleihen in Hartwährungen, der Disinflation in den Schwellenländern, dem Kursverlauf des US-Dollars und der Wachstumsdifferenz zwischen Schwellenländern und Industrieländern, die sich wiederum auf das Entwicklungspotenzial der Schwellenländerwährungen auswirkt.

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