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Schwellenländer-Anleihen Ein Blick auf arabische Anleihen könnte lohnen

Dino Kronfol, Investmentchef Franklin Templeton Global Sukuk und MENA Fixed Income

Während sich Anleger weltweit auf ein ungewisses Jahr 2019 eingestellt haben, ist der Ausblick für die Rentenmärkte der Länder des Golf-Kooperationsrates (GKR, Englisch: Gulf Cooperation Council, GCC) aus unserer Sicht weitaus günstiger – und bietet Anlegern Potenzial für risikobereinigte Renditen.

Seit dem 31. Januar 2019 sind die GKR-Mitgliedstaaten Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Teil des Emerging Market Bond Index (EMBI). Wie schon in den vergangenen fünf Jahren erwarten wir auch für 2019, dass GKR-Anleihen ihre Vergleichswerte aus den USA und den Schwellenländern erneut übertreffen werden. Denn viele der wichtigsten Faktoren, die für eine Outperformance der dieser Lokalmärkte erforderlichen sind, liegen weiterhin vor. Darum glauben wir, dass die Arabische Halbinsel von globalen Ereignissen wie möglichen Handelskriegen oder etwaigen Einbrüchen der asiatischen und südamerikanischen Schwellenländer weitgehend verschont bleiben dürfte.

Zunahme der Wirtschaftstätigkeit um 2 bis 3 Prozent

Ein wesentlicher Faktor, der unserem positiven Ausblick für das kommende Jahr zugrunde liegt, ist die Zurückhaltung der US-Notenbank (Fed) mit Blick auf weitere Zinserhöhungen. Hinzu kommt, dass die GKR-Länder gerade drei bis vier wirtschaftlich herausfordernde Jahre überwunden haben und nun in eine Phase kommen, in der die Regierungen ihren Fokus von der Haushaltskonsolidierung auf Wirtschaftswachstum verlagern.

Erste Anzeichen dieses Wandels konnten wir bereits Ende 2017 beobachten, als mehrere Regierungen der Arabischen Halbinsel einen expansiven Haushalt ankündigten. Außerdem haben Volkswirtschaften wie Abu Dhabi in diesem Jahr eine Vielzahl von Stimuli angekündigt, um ihr Wirtschaftswachstum zu beschleunigen.

Alles in allem rechnen wir für 2019 mit einer durchschnittlichen Zunahme der Wirtschaftstätigkeit in den GKR-Mitgliedstaaten um 2 bis 3 Prozent – was bedeuten würde, dass sich die Region in diesem Jahr auf einem deutlichen Kurs der Besserung befindet.

Erhöhte Nachfrage von internationalen und lokalen Investoren

Auch wenn ein stabiles wirtschaftliches Umfeld Schuldtitel aus der Länderallianz weiterhin stützt, betrachten wir die Aufnahme der GKR-Staaten in den EMBI als das wichtigste Ereignis für lokale Anleihen im Jahr 2019 – schließlich könnte dieser Schritt ausländische Investitionen in Milliardenhöhe mit sich bringen.

Doch dieser Schritt ist auch deshalb so bedeutend, weil das EMBI-Anleiheuniversum nun von internationalen Anlegern noch genauer als bisher beobachtet werden wird. Das Scheinwerferlicht ist durchaus berechtigt, schließlich dürfte die Aufnahme die GKR-Länder deren Anleiheverkäufe unterstützen – und ihnen damit möglicherweise eine Verringerung ihrer Fremdkapitalkosten bescheren. Entsprechend rechnen wir in diesem Jahr mit einer erhöhten Nachfrage von internationalen und lokalen Investoren auf der Arabischen Halbinsel.

Ein weiterer Faktor für unsere positive Einschätzung von GKR-Schuldtiteln im laufenden Jahr ist ihre relative Bewertung, die derzeit günstiger als noch vor 12 bis 18 Monaten ist. Das veranlasst uns, an unserem Engagement in Unternehmensanleihen sowie in Hochzinsanleihen festzuhalten.

Zudem halten wir das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag nach wie vor für chancenreich. Obwohl sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen fünf Jahren schlechter entwickelt haben, stiegen die Renditen auf GKR-Schuldtitel um 5 Prozent. Das unterstreicht nach unserer Einschätzung die Robustheit und Stabilität der Region.

Fiskalpolitische Reformen könnten Anlegerstimmung trüben

Der Ausblick für die Entwicklung von arabischen Schuldtiteln im Laufe des Jahres 2019 erscheint zwar vielversprechend, es gibt jedoch potenzielle Hindernisse, die Märkte und Investoren im Hinterkopf behalten sollten. Etwa das Risiko, dass sich das Tempo der fiskalpolitischen Reformen auf der Arabischen Halbinsel verlangsamen und so die Anlegerstimmung trüben könnte.

2018 sahen wir beispielsweise, wie Bahrain einen wichtigen Durchbruch dabei erzielte, sich die finanzielle Unterstützung seiner GKR-Nachbarn zu sichern. Allerdings brauchen Anleger die Gewissheit, dass sowohl Bahrain als auch die übrigen Staaten der Arabischen Halbinsel ihre fiskalpolitischen Hausaufgaben machen. Nur so kann die Staaten-Allianz bei Anlegern und an den Märkten das Vertrauen in echten Wandel aufrechterhalten. Bis es soweit ist dürften fiskalpolitische „Ausrutscher“ im laufenden Jahr weiterhin für Unsicherheit sorgen.

Investitionen am Tropf des Ölpreises

Letztlich könnte jedoch ein deutlicher Einbruch der Ölpreise spürbare Konsequenzen für die nach wie vor vom Schwarzen Gold abhängige Region haben – insbesondere in Anbetracht der ambitionierten Investitionspläne, die derzeit in den sechs Ländern des Nahen Ostens umgesetzt werden sollen.

Ausgleichendes Element könnte die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und Russland sein: Als sich die OPEC, Russland und seine Verbündeten vergangenes Jahr auf eine Fördersenkung von 1,2 Millionen Barrel pro Tag einigten, trug dieser Schritt zu einer Preisstabilisierung bei – und spülte ordentlich Geld in die Kassen der GKR-Staaten.

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