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Schwächelnder Wachstumsmotor China „Besser wird die globale Wachstumsdynamik nicht“

Seit dem vergangenen Herbst hat sich das globale Wirtschaftswachstum stark beschleunigt – getrieben durch die Entspannung an den Finanzmärkten, die Stabilisierung an den Rohstoffmärkten und die verzögerten Auswirkungen der chinesischen Konjunkturmaßnahmen von Anfang des Jahres 2016. Wenn die Wachstumsimpulse in China und in den entwickelten Ländern ihre Kraft verlieren und der Konsum angesichts der steigenden Rohstoffpreise nachlässt, könnte sich die Dynamik des weltweiten Wachstums verlangsamen. Dafür gibt es bereits die ersten Anzeichen.

Noch beschleunigt China die Weltwirtschaft

Der US-Einkaufsmanagerindex, Purchasing Managers Index, scheint einen Höhepunkt erreicht zu haben“, sagt Arif Husain, Portfoliomanager und Head International Fixed Income bei T. Rowe Price. „Viel von dem, was die Weltwirtschaft beschleunigt hat, ist auf China zurückzuführen. Falls dieser Faktor schwächer wird, ist es schwer einzuschätzen, woher der nächste Katalysator für einen Wachstumsanstieg kommen soll – zumal die Kurzzeitarbeitslosenquote in den USA bereits so gering ist wie seit zehn Jahren nicht mehr", ergänzt Husain.

Vorerst setzt sich das Wachstum seiner Ansicht nach in China fort. Jedoch hat die Zentralbank zuletzt die geldpolitischen Zügel angezogen. Zugleich haben die Behörden Maßnahmen eingeleitet, den überhitzten Immobilienmarkt abzukühlen. Diese Faktoren dürften das weitere Wachstum beeinflussen.

Dennoch sind die Anleger an den Märkten im Hinblick auf das weitere globale Wachstum offenbar zuversichtlich gestimmt. Dies liegt dem Experten zufolge vor allem an den sogenannten weichen Daten, wie Umfragen und Stimmungsindikatoren, die ein hohes Niveau erreicht haben. Andererseits gibt es noch keine konkreten Hinweise aufgrund „harter“ Daten dafür. Könnte es sein, dass der Markt von der neuen Trump-Regierung zu viel erwartet?

„Es wäre ein Fehler, sich auf die angekündigten Steuersenkungen und andere – vor der Präsidentenwahl angekündigten – politischen Maßnahmen zu verlassen“, sagt Husain. „Solange wir keine umfassende Reformagenda sehen, besteht die Gefahr, dass der Pessimismus überhandnimmt, was wiederum zu sinkenden Zinsen in den Kernmärkten führen könnte. Und dies ist auch der Grund, warum langfristige Anleihen in den USA nun attraktiv sind“, so Husain weiter.

Welche Folgen hat eine Umkehrung des Trends?

Bei der Beurteilung der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen eines langsameren Wachstums hat sich das Management-Team auf Sektoren und Unternehmen konzentriert. Die Fondsmanager von T. Rowe Price haben festgestellt, dass es – mit Ausnahme der Banken – bei den meisten Aktiensektoren, die zunächst nach der US-Wahl haussierten, jüngst zu Kurskorrekturen gekommen ist. Dem gegenüber stehen die Kreditmärkte, an denen die Risikoprämien steigen – unabhängig von den Branchen. Wenn die globale Wirtschaft tatsächlich einen Wendepunkt erreicht hat und die Dynamik an Schwung verliert, wird sich dieser Trend wohl nicht fortsetzen.

„US-Autohersteller scheinen bei einem sich verlangsamenden Wachstum an diesem Punkt des Zyklus besonders anfällig zu sein“, bemerkt Arif Husain. Sowohl rohstoffabhängige Unternehmen als auch Infrastruktur-Firmen könnten laut dem Portfoliomanager in die Bredouille geraten – während andere Unternehmen wie etwa Pharmakonzerne vom Stillstand profitierten.

Interessanterweise hat das Team analysiert, dass sich ein Mangel an Wachstumsdynamik nicht so sehr auf europäische Anleihen auswirken dürfte wie auf andere Länder und Regionen. Dies liegt daran, dass die Divergenz zwischen weichen und harten Daten dort nicht so groß ist. Ein enttäuschendes Wachstum würde kurzfristig sicherlich zu einer Underperformance bei Peripherie-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen führen. Arif Husein: „Diese Underperformance könnte auch dazu führen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihenkaufprogramm ausdehnen wird.“

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