Infrastruktur-Experte im Interview „Unsere Investments müssen wir mit eigenen Augen gesehen haben“

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Was machen Sie noch neben der Windkraft?

Im Onshore-Wind-Bereich sind wir in Deutschland, Frankreich und Norwegen investiert. Offshore-Wind machen wir vor allem in Deutschland. In Deutschland und Spanien finanzieren wir Fotovoltaik-Projekte. Dazu sind wir in der Energieanrainer-Infrastruktur investiert, das heißt in Projekten zur Energieübertragung. Zusätzlich haben wir Erdgasleitungen und Speicher im Portfolio. Dazu sind wir in der sozialen Infrastruktur aktiv, beispielsweise in Krankenhäusern in Irland. Im Verkehr sind wir an Schienennetzen beteiligt. Der wesentlichste Bereich ist für uns die Energieinfrastruktur, wobei Windanlagen knapp zwei Drittel ausmachen, PV-Anlagen ein Drittel. An zweiter Stelle kommt Digital Infrastructure, danach die soziale Infrastruktur, gefolgt vom Transport.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie hörten, dass Atom und Gas nun doch grün sind?

Gas ist eine Brückentechnologie für die Energiewende – so lange, bis wir Energie aus erneuerbaren Quellen zuverlässig speichern können. Das ist eine Frage des Netzstabilität bei Spitzenauslastungen. Gaskraftwerke verfügen über die technischen Voraussetzungen, um in diesen Phasen schnell hochgefahren zu werden. Wenn wir dies über Speichertechnologien abdecken können, muss es aber den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen geben.

Sie haben schon auf der ganzen Welt gearbeitet, wo hat es Ihnen am besten ge
fallen?

Singapur hat mich beeindruckt. Auf der einen Seite eine tolle Location, man ist in 45 Minuten an wunderbaren Palmenstränden. Auf der anderen Seite war es eine Zeit, zu der in den Emerging Markets viel in Bewegung war, es gab noch keine ausgetretenen Pfade. Ich baute das Geschäft in Malaysia und Indonesien aus und konnte viel gestalten. Ein sehr unternehmerisches Umfeld mit wenig Regulatorik.

Welchen Einfluss hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine konkret auf Ihr Geschäft?

Die Diskussion um erneuerbare Energien hat sich verändert. Während diese vor dem Krieg vor allem aus Klimagesichtspunkten geführt wurde, was ja an sich eine völlig ausreichende Motivation für die Energiewende darstellt, geht es jetzt vor allem um die konkrete Versorgungssicherheit. Ein Aspekt, dem in der Vergangenheit nicht der gleiche Stellenwert beigemessen wurde. Diese Entwicklung ermöglicht es, zeitnah behördliche Genehmigungen zu erhalten und Prozesse schneller abzuschließen. Dies wird die Energiewende merklich beschleunigen.

Über den Interviewten:
Peter Brodehser ist Leiter Infrastructure Debt der Talanx Gruppe (Ampega Asset Management). Seit April 2022 sitzt er zudem im Vorstand des Bundesverbands Alternative Investments (BAI).

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