Infrastruktur-Experte im Interview „Unsere Investments müssen wir mit eigenen Augen gesehen haben“

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Welche Sicherheiten benötigen Sie, um in einen solchen Fonds zu investieren?

Bevor wir über Fonds investieren, nehmen wir eine Managerselektion vor. Wir gucken uns dabei primär nicht die dem Fonds zugrunde liegenden Investments an, sondern die Fondsstruktur und das Management. Wer verwaltet den Fonds? Kennen wir die Personen, wie ist der Track-Record, die Strategie, das Team, die Erfahrung? Ist das Set-up realistisch im Sinne von Kostenstruktur und Deal-flow? Das ganze Paket muss logisch und konsistent sein.

Was ist Ihnen noch wichtig – unabhängig von der Art, auf die Sie investieren?

Unsere Mitarbeiter müssen vor Ort sein. Wir tätigen kein Investment, das wir als Team nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Das ist auch ein Grund, warum wir mit direkten Investments auf Europa fokussiert sind. Die Hälfte uns Geschäfte machen wir in Deutschland, die andere Hälfte ist quer über Europa verteilt.

Haben Sie vor, das zu ändern und bei spielsweise direkt nach Asien zu gehen?

Nein. Bei Infrastruktur wird das Geschäft in Europa primär von drei Standorten aus gemacht: UK, Deutschland und Frankreich. Der gesamte Markt für Amerika wird aus New York bedient. Asien-Pazifik konzentriert sich im Wesentlichen auf Singapur, Shanghai, Tokio und Sydney. Russland und Indien sind eigene Märkte. Mit anderen Worten, die Zeiten sind vorbei, in denen von einem Standort aus rund um den Globus investiert wird. Das hatten wir vor der Finanzmarktkrise, und in meinen Augen hat sich dieses Vorgehen nicht bewährt. Es wurden damals beispielsweise aus Deutschland heraus Kraftwerke in Chile finanziert. Entweder gehen Sie dabei auf Blindflug, was wir nicht machen würden. Oder das Projekt ist ineffizient, da die Anreise viel zu lang ist.

Was müsste passieren, damit Sie ihre Strategie wieder ändern, wieder mehr raus aus Europa gehen?

Wenn wir jetzt ein Team in New York oder Singapur aufbauen würden, dann könnten wir auch auf anderen Kontinenten stärker aktiv werden. Kann ich das nicht, sage ich: Schuster, bleib bei deinem Leisten, und das ist für uns Europa.

Wären Sie dazu nicht in der Lage? Die Talanx ist ein großer Versicherungskonzern.

Wir könnten ein Team an diesen Standorten aufbauen. Die Frage ist, welchen Sinn das hätte. Wir haben ja genügend Investitionsmöglichkeiten in Europa. Zusätzliche Regionen machen das Aufgabenfeld komplexer. Jährlich bieten sich in Europa 50 bis 100 Milliarden Euro an Transaktionen im Infrastrukturmarkt. Mit den bestehenden Mitarbeitenden in Deutschland und Europa bekommen wir das gar nicht abgearbeitet.