Schuldscheindarlehen, Teil 1 Finanzinstrument im Aufwind

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Großvolumige Schuldscheindarlehen werden in der Regel von einer oder mehreren Banken auf „Best-Efforts-Basis“ arrangiert. Das bedeutet, die Banken bemühen sich eine ausreichende Anzahl an Investoren zu finden, geben aber dem Kreditnehmer keine Garantie, dass die Syndizierung erfolgreich verläuft. Somit wird dem Risiko einer nicht erfolgreichen Syndizierung entgegengewirkt.

Im aktuellen Marktumfeld, im dem der Wettbewerb der Banken um attraktive Arrangierungsmandate intensiver ist denn je, werden jedoch zunehmend auch Platzierungsgarantien von den arrangierenden Banken eingefordert.

Abhängig von der Struktur der Schuldscheintransaktion können Garantiegeber eingebunden werden, wobei dies meist weitere Gruppengesellschaften neben dem Schuldner sind. Die Verträge regeln zudem die Zahlstellenfunktion, die sowohl für den Darlehensnehmer als auch die verschiedenen Darlehensgeber tätig ist.

Hinzu kommt die Einbeziehung eines Sicherheitentreuhänders, sofern das Schuldscheindarlehen in Einzelfällen besichert ist.

Gestaltungsmerkmale von Schuldscheindarlehen

Schuldscheindarlehen sind sowohl aus Sicht von Emittenten als auch von Investoren aufgrund von verschiedenen Merkmalen gleichermaßen attraktiv. Schuldscheine können im Hinblick auf die Laufzeiten, Kündigungsmöglichkeiten, Zinsgestaltung und Währung flexibel und individuell ausgestaltet werden.

Marktüblich werden von Emittenten Laufzeiten zwischen drei und zehn Jahren gewählt. Der Trend geht dabei hin zu Laufzeitbändern zwischen 5 und 7 Jahren. Hierunter fallen aktuell 60 Prozent der Finanzierungen.

Auch hinsichtlich der Zinskomponente punktet das Schuldscheindarlehen im Vergleich zu vielen anderen Finanzierungsprodukten. Grundsätzlich sind verschiedenen Verzinsungsartenmöglich. Dies gilt auch für unterschiedliche Tranchen eines Darlehens innerhalb einer Emission.

Gängig sind sowohl festverzinsliche als auch variabel verzinsliche Formen mit einer Koppelung an einen Referenzzins (zum Beispiel 6-Monats-Euribor oder Mid-Swap). Dabei können sowohl die Interessen der Emittenten als auch der Investoren berücksichtigt werden: Variabel verzinsliche Tranchen ermöglichen den Emittenten höchste Flexibilität, da vorzeitig, ohne Vorfälligkeitsentschädigung und zu pari die Kapitalbeträge zurückgezahlt werden können, jeweils zum Ende der Zinsperiode.

Institutionelle Investoren hingegen präferieren häufig aus Gründen der Planungssicherung langlaufende, festverzinsliche Schuldscheine. Besonders interessant ist zudem, dass die Tranchen in verschiedenen gängigen Währungen (zum Beispiel Euro und US-Dollar) begeben werden können und somit den Anforderungen international agierender Unternehmen Rechnung getragen wird.

Neben der vorzeitigen Beendigung einer variablen Finanzierung durch Rückzahlung am Ende einer Zinsperiode durch den Emittenten kann das Vertragsverhältnis auch beidseitig durch ordentliche Kündigungsrechte aufgelöst werden. In der Dokumentation finden sich neben standardisierten auch individuelle Kündigungsrechte, die besonderen Umständen Rechnung tragen.

Dies berücksichtigt Situationen, die das Fortbestehen des Vertrages für einen Vertragspartner etwa infolge von regulatorischen, bilanzrechtlichen oder steuerlichen Änderungen unzumutbar machen.

Schuldscheindarlehen werden üblicherweise blanko, das heißt ohne Besicherung, etwa durch Grundpfandrechte, vergeben. Dies ermöglicht eine schlanke Dokumentation, da werthaltige Vermögensgegenstände nicht den rechtlichen Eigentümer wechseln.

Die fehlende dingliche Besicherung wird in Teilen durch sogenannte Garantenstrukturen bei Holding- und sonstigen Konzerngesellschaften kompensiert. Ferner werden Vertragsklauseln vereinbart, durch die Kapitalgeber vor einer Verschlechterung ihrer Ansprüche geschützt werden sollen.