Notwendige Zahlen
Bei aller Emotionalität und logikgetriebenen Steuerung in einem Family Office sind konkrete Zahlen eine unerlässliche Quelle zur Ausgestaltung der SAA. Familien und privat geprägte Stiftungen denken oft nicht Benchmarknah, knüpfen konkrete Wachstumsszenarien an Asset-Klassen und formen sich ein Marktbild, das opportunistisch in Zyklen und Brüchen denkt. Ohne die institutionelle Ebene entsteht hier aber ein zu unscharfes Risikobild. Diese notwendigen Zahlen prägen nicht nur die Renditeerwartung der einzelnen Vermögensgegenstände und damit die erwartete Performance des Gesamtvermögens, sie weisen den einzelnen Asset Blöcken auch Risikobudgets – gemessen in Schwankungs und Verlustrisiken – zu und ordnen sie in ein Korrelationsgefüge ein.
Somit kann der Prozess der SAA-Konstruktion auch auf dieser Ebene Risiken verringern. Auch das Kostengerüst für die Verwaltung der einzelnen Asset Blöcke und die Kosten der Gesamtsteuerung fließen hier ein – unter der Wahrung institutioneller Größenordnungen, um die oft deutlich zu hohen Gesamtkosten auf ein marktgerechtes Niveau abzusenken.
Schritt für Schritt zur SAA
Für eine handwerklich angemessene Entwicklung der Strategischen Asset Allocation lohnt es sich also, die logisch vernunftgetriebene Steuerung mit Zahlen zu unterfüttern, die im Laufe der Steuerung auch ein Controlling und Gegensteuern ermöglichen.
Zunächst bietet es sich an, ein ökonomisches Grundverständnis zusammenzufassen, in dem jene Wirtschaftsformen zusammengetragen werden, die der Vermögensträger fördern und in die er investieren will. Daneben sollten jene säkularen Trends beschrieben werden, an die er glaubt und die im Portfolio Platz finden sollen. An dieser Stelle sollte man unbedingt auch moralische und nachhaltige Kriterien festhalten, die bei der Implementierung der Nachhaltigkeit den Rahmen vorgeben.
Über die folgenden Fragestellungen entsteht zunächst ein sortierendes erstes Bild der Strategischen Asset Allocation:
- Welche Vermögenswerte sind und bleiben unverrückbar Bestandteil des Gesamtvermögens – und sind damit als fester Baustein einzuplanen?
- Welche Vermögenswerte sollen kurzfristig oder im Laufe der kommenden fünf Jahre im Vermögen aufgebaut werden? Mit welchem Ziel?
- Wer – extern oder intern – verwaltet welche Vermögensteile, wer in der Familie kann sich im Laufe der Zeit der Verwaltung fachlich annähern?
- Für welche Vermögenswerte möchte die Familie Kompetenzen aufbauen? Soll eine Kernkompetenz ausgeprägt werden?
- Welche Vermögenswerte sind Realkapital, das von der Inflation der Vermögenspreise profitieren könnte, welche Nominalkapital, das darunter leiden kann?
In einem zweiten Schritt werden dann wichtige Zielkoordinaten für das Vermögen definiert:
- Über welche Vermögensteile möchte die Familie dauerhaft maßgebliche Kontrolle ausüben (beispielsweise bei Unternehmensbeteiligungen)?
- Welche der Vermögenswerte sind taktisch disponibel und mittelfristig überhaupt fungibel, um die Strategische Asset Allocation zu optimieren?
- Für welche der Vermögenswerte gibt es Absicherungsinstrumente für Einzelrisiken oder das direktionale Gesamtrisiko?
Nachdem diese beiden ersten Ebenen noch mit vergleichsweise wenigen Zahlen auskommen, beginnt die Feinjustierung in der dritten Ebene auf der Basis einiger Kosten, Rendite, Risiko und Korrelations zahlen:
- In welchen Währungs und Wirtschaftsräumen werden die bisher disponierten einzelnen Vermögensteile allokiert?
- Welche Korrelationen haben die Vermögensblöcke untereinander – und wie lassen sie sich jetzt optimieren?
- Gibt es Optimierungs und Steuerungspotenzial innerhalb der Vermögensblöcke, um auch hier das Korrelationsgefüge zu verbessern?
- Wie hoch beziffert sich die Renditeerwartung der einzelnen Vermögensblöcke – und wie hoch ist die Renditeerwartung für das Gesamtvermögen?
- Welche Verlust und Schwankungsrisiken steuern die Vermögensblöcke bei – und welche Gesamtrisiken leiten sich für das Vermögen ab?
So mechanisch diese Frage klingen mögen, so sehr erwecken sie das Gesamtvermögen durch Moral, Ideologie, Zukunftsorientierung und durch unterlegte Daten zum Leben. Sie zeigen, an welcher Stelle die Familie an ihrem Vermögen fachlich wachsen kann, und geben klare Leitplanken für die Steuerung vor.