Make, buy, or ally? Make!
Um die oben genannten Bedingungen für die sichere und ertragreiche Einlagenvermittlung bestmöglich zu erfüllen, empfiehlt sich der Aufbau einer eigenen gemeinschaftlichen Vermittlungsplattform durch Banken mit Einlagenüberschüssen – analog der Allgemeinen Deutschen Investment-Gesellschaft, kurz Adig, die 1949 von den Kooperationspartner Bayerische Staatsbank, Bayerische Vereinsbank und Hauck & Aufhäuser gegründet wurde. Mehrere Banken könnten sich zusammenschließen und eine „Deutsche-Einlagen-Gesellschaft“ (DEG) gründen, mit einer großen renommierten Bank als Service-Bank, die den teilnehmenden Instituten (DEG-Banken) Einlagenvermittlung-as-a-Service auf Grenzkostenbasis anbietet.
Die Zieldivergenz wäre somit aufgelöst, denn es wäre genau so günstig wie bei den beiden subventionierten Plattformen, dafür aber keinem Reputationsrisiko aus weiteren 35+ indirekt verbundenen Einlagebanken und bei nahezu gleicher Sicherheit wie bei der eigenen Bank. Dazu teilen sich alle teilnehmenden Banken die Kosten, können zentral mit höherer Marktmacht Provisionen bei Anlagebanken aushandeln und reduzieren die genannten Risiken auf ein absolutes Minimum.
Die Service-Bank erfährt dabei ein Funktions-Upgrade hin zum Einlagenmanager (Lead-Bank), das heißt Einlagen der angeschlossenen Banken werden bestmöglich gemäß Algorithmus vollautomatisch auf Anlagebanken allokiert und pro Kunde diversifiziert. Der Algorithmus kann dabei zum Beispiel den Konsens eines gebildeten DEG-Bankenbeirats für die Abstimmung von Anlagerichtlinien widerspiegeln.
Größere Institute, die die Rolle der Lead-Bank übernehmen könnten, verfügen mit Ausnahme der Plattformtechnologie bereits über alle oben aufgeführte Bedingungen des Vermittlungsmodells, beispielsweise über Geschäftsbeziehungen zu einer Vielzahl von qualitativ sehr guten Banken, die als Anlagebanken in Frage kommen oder über eine leistungsstarke Infrastruktur hinsichtlich Zahlungsverkehrs- und Tax-Abwicklung.
Die DEG-Banken wiederum können sich auf die Nachhaltigkeit, Kontinuität, Stärke und Qualität der Lead-Bank verlassen sowie von deren Infrastruktur profitieren – und das inklusive Mitbestimmungsrecht und zu mindestens den gleichen günstigen Konditionen wie bei den subventionierten Plattformen. Die Verzahnung zwischen Lead-Bank und DEG-Bank übernimmt ein modernes Satellitensystem, sodass kein großes und aufwendiges IT-Integrationsprojekt in das bestehende Kernbankensystem der jeweiligen DEG-Bank erforderlich ist (Time-to-Market: 4 Wochen).
Ertragsdruck bei den Banken sowie moderne, leicht implementierbare Lösungen der IT-Plattformtechnologie werden dazu führen, dass die skizzierte Eigenlösung in Form einer DEG gute Realisierungschancen hat. Die Ereignisse rund um die Greensill-Bank könnten sich dabei noch als Beschleuniger erweisen.
Über die Autoren:
Gösta Jamin lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.
Daniel Tenbrink tritt seit 2018 mit seinem Unternehmen Tenbrink & Partner als Fintech-as-a-Service-Anbieter für Banken und Family Offices an. Im Fokus stehen digitale Produktinnovationen zur Vermeidung von Negativzinsen wie blockchain-basierte Tages- oder Festgeldprodukte, modernste Plug-and-Play-Plattform-Technologien, Emissions- und Handelsplattformen für digitale Assets sowie die erste PAMM-basierte Software für Managed Accounts.