David F. Swensen „Wir legen großen Wert auf langfristige Partnerschaften”

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Ihr 30-jähriges Dienstjubiläum liegt hinter Ihnen. In dieser Zeit haben Sie viel gesehen. Wie haben Sie die Finanzkrise 2008 erlebt?

Swensen: Es war eine schreckliche Zeit. Der Wert illiquider Anlagen stürzte praktisch über Nacht ins Bodenlose, denn alle brauchten plötzlich Geld. Nicht so unsere Stiftung, so dass wir Ruhe bewahren und sogar davon profitieren konnten, dass alle anderen Investoren Illiquidität gemieden haben und solche Vermögenswerte extrem billig waren. Wir taten das Gegenteil und kauften. Das Einzige, was ich heute bedauere, ist, dass wir damals nicht mehr Geld zur Verfügung hatten, um noch mehr zu kaufen.

Wo liegt Ihre Zielquote für illiquide Investments heute?

Swensen: Nach der Finanzkrise steckten wir viel Arbeit in die Analyse, um das kritische Niveau für illiquide Investments zu ermitteln. Nach etlichen Stresstests und Szenarioberechnungen kamen wir auf eine Quote von 50 Prozent.

Für wie liquide halten Sie die Kapitalmärkte heute noch?

Swensen: Die Liquidität, die angeblich im Markt sein soll, gibt es faktisch nicht. Börsenkurse, die wir für Unternehmens- oder Hochzinsanleihen auf dem Bildschirm des Handelssystems sehen, sind reine Fiktion.

Wie reagieren Sie darauf?

Swensen: Ich bin immer stärker davon überzeugt, dass privates, also außerbörslich angebotenes Kapital die bessere Form der Kapitalanlage ist. Deshalb glauben wir, dass es die richtige Entscheidung ist, mit einer Venture-Beteiligung durch dick und dünn zu gehen und die intensive Partnerschaft mit unseren dortigen Managern beizubehalten.

Yale gehört mit einer Performance von rund 13 % pro Jahr zu den Top-Investoren weltweit. Was ist der entscheidende Faktor, um weiter in der Top-Liga mitzuspielen?

Swensen: Dafür zu sorgen, dass unser Investment-Office über ausreichende Ressourcen verfügt. Mein Team besteht aus 31 Mitarbeitern, fünf davon sind Anwälte. Der Rest, ich selbst eingeschlossen, ist damit beschäftigt, Investmentopportunitäten zu finden.

Das Interview wurde dem private banking magazin von Lupus alpha zur Verfügung gestellt. Das Gespräch mit David F. Swensen hat Ina Lockhart geführt.



Über den Interviewten:
„Das Vermögen einer Stiftung zu verwalten ist eine Position des Vertrauens und kein Sprungbrett für die Karriere.“ Zitatgeber David F. Swensen, der in Yale u. a. bei James Tobin Economics studiert hat und seit 1985 für das mittlerweile 27 Milliarden Dollar große Stiftungsvermögen der altehrwürdigen Universität verantwortlich ist, ist Überzeugungstäter. Auch nach 32 Jahren in demselben Job spürt man die Leidenschaft, mit der der hochgewachsene 63-Jährige den Herausforderungen des Kapitalmarkts trotzt. An Ruhestand denkt er noch lange nicht.

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