Scalable-Mitgründer Erik Podzuweit „Unsere Entscheidung war goldrichtig“

Erik Podzuweit von Scalable Capital: Der Mitgründer und Geschäftsführer erläutert im Gespräch die Strategie des digitalen Vermögensverwalters

Erik Podzuweit von Scalable Capital: Der Mitgründer und Geschäftsführer erläutert im Gespräch die Strategie des digitalen Vermögensverwalters Foto: Scalable Capital

Scalable hat jüngst in einer D-Finanzierungsrunde 50 Millionen Euro eingesammelt. Michael Bloomberg soll jetzt mit dabei sein. Wo setzen Sie das Geld künftig ein?

Erik Podzuweit: Mit dem Geld aus unserer Finanzierungsrunde wollen wir das Wachstum in der Vermögensverwaltung und im Brokerage sowie im B2B-Geschäft weiter beschleunigen. Wir werden das frische Kapital nutzen, um unsere Position als Marktführer in der digitalen Vermögensverwaltung auszubauen und mit dem Broker neue Kundengruppen zu erreichen. Und wir möchten unser Team von derzeit 130 Mitarbeitern vergrößern, um unsere Expansion und die Weiterentwicklung unserer Plattform voranzutreiben.

Erst reine B2C-Strategie, mittlerweile auch B2B-Strategie. Hat sich die Geschäftsstrategie verschoben?

Podzuweit: Wir sind als reiner B2C-Anbieter mit unserer digitalen Vermögensverwaltung gestartet und wurden kurze Zeit später von Banken und große Firmen angesprochen, ob wir nicht auch die Technologie für ihre Vermögensverwaltungsangebote bauen können. Unsere Entscheidung, auch in das B2B-Geschäft zu gehen, hat sich als goldrichtig erwiesen. Aktuell macht das B2B-Geschäft schon etwa die Hälfte unseres Umsatzes aus. Und wir arbeiten bereits an weiteren spannenden Kooperationen. Insofern bleiben wir auch hier unserem Ziel treu, Geldanlage durch Technologie einfacher und günstiger zu machen.

Einerseits baut man im B2B-Geschäft eine Robo-Lösung für Gerd Kommer, andererseits verkündet man eine große Kooperation mit Barclays. Anscheinend können Sie die ganz Großen. Warum nicht auf diese konzentrieren?

Podzuweit: Durch unsere moderne und skalierbare Technologieplattform schaffen wir es, verschiedene B2B-Projekte zu begleiten und die Vorstellungen unserer Partner umzusetzen. Gerd Kommer steht in Deutschland für Anlegen mit ETFs, deshalb freuen wir uns, ab Oktober seine Weltportfolios auf unserer Plattform zu verwalten und sehen großes Potential für diese Kooperation.

Wie genau setzt Barclays die Scalable-Technologie ein?

Podzuweit: Das Angebot unter dem Namen Plan & Invest ist die digitale Vermögensverwaltung von Barclays und richtet sich an alle Online-Banking-Nutzer von Barclays in Großbritannien. Die Bank ist für die Beratung und Betreuung ihrer Kunden, den Investmentansatz sowie für die Depotführung zuständig. Wir von Scalable Capital betreiben die technologische Plattform dahinter. Unsere Technologie ist vollständig in die bestehende Online-Banking-Infrastruktur von Barclays integriert.

Lohnen sich im B2C-Geschäft noch eigene Direktmarketing-Strategien oder sind da die Lead-Kosten zu hoch, lohnt sich also nur noch die B2B2C-Kooperationen mit Vertriebsplattformen?

Podzuweit: Wir verfolgen konsequent sowohl unser Privatkundengeschäft, das in den letzten Jahren beständig gewachsen ist, als auch den Ausbau unserer B2B-Kooperationen. Der Vorteil von Kooperationen mit großen Banken wie beispielsweise der ING liegt für uns natürlich darin, dass wir so Zugang zu den Kunden und der bestehenden Infrastruktur erhalten. Scalable Capital ist in den Jahren seit der Gründung aber schon selbst zu einer starken Marke avanciert, weshalb wir nach wie vor auch großes Potenzial im B2C-Geschäft sehen.

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Im Vergleich zu Europa ist der US-Markt der Robo-Advisor und Online-Vermögensverwalter reifer und hat deutlich mehr Volumen. Was kann man sich als Europäer abschauen?

Podzuweit: Natürlich betrachten wir den Markt der Robo-Advisor sehr genau, hören aber vor allem auch auf das Feedback unserer Kunden, denn wir haben das Ziel, ein möglichst kundenzentrisches Produkt anzubieten. Viele Features haben wir deshalb auch auf expliziten Kundenwunsch entwickelt, wie zum Beispiel unseren kostenfreien Auszahlungsplan in der Vermögensverwaltung.

Entwickelt Scalable den Maschinenraum der Geldanlage überhaupt seit Gründung weiter?

Podzuweit: Selbstverständlich arbeiten wir fortwährend daran, den Maschinenraum zu verbessern. Bei einem regelbasierten Anlagesystem wie unserem ist es dabei aber extrem wichtig, sich nicht selbst anhand von Rückrechnungen zu belügen, indem beispielsweise das Regelwerk immer speziell auf die letzte Krise zugeschnitten wird. Jede Änderung am Regelwerk muss mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verbesserung des zukünftigen und langfristigen Anlageerfolgs führen. Auf diese Weise gelangt man aber auf natürliche Weise zu einem Set-up, an dem nicht ständig Hand angelegt wird.