Zeugenaussage im Sal. Oppenheim Prozess Enge Verflechtung der Familienstämme war ein Nachteil

Im Strafverfahren gegen den ehemaligen Aufsichtsratschef von Sal. Oppenheim, Georg Baron von Ullmann, hat ein weiterer Zeuge ausgesagt. Clemens von Wriede, Ex-Gesellschafter der Bank und Mitglied im Aufsichtsrat sowie Aktionärsausschuss, benannte die enge Verflechtung mit Repräsentanten aus den zwei Familienstämmen als Nachteil der Kölner Privatbank, berichtet die Regionalzeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die gestrige Aussage.

Laut von Wriede sei die Struktur von Sal. Oppenheim nicht krisentauglich gewesen. „Es ist ein Problem, wenn die kritische Distanz fehlt“, zitiert das Blatt den 69-Jährigen. Die Struktur kam 2005 zustande nach dem Tod von Alfred Freiherr von Oppenheim, Vorsitzender der persönlich haftenden Gesellschafter.

Für die Neubesetzung der Chef-Posten des Aktionärsausschusses und Aufsichtsrats wurden der Angeklagte Ullmann und Friedrich Carl von Oppenheim berufen – beide als Repräsentanten der zwei größten, auf den Gründer Salomon Oppenheim zurückgehenden Familienstämme. Einerseits sei die Position als Familienunternehmen eine große, Stabilität garantierende Stärke der Kölner Privatbank gewesen. Jedoch fehlte auf der anderen Seite der kompetente Blick von außen, so von Wriede laut Bericht.

Im Fall des Immobilien-Anteilskaufs – Georg Baron von Ullmann soll die enormen Risiken des Grundstücksgeschäfts in den Aufsichtsgremien verschwiegen haben – habe es keinen Anlass für kritische Fragen gegeben, führt von Wriede in seiner Aussage weiter aus. Das Szenario habe der Aufsichtsrat sowieso nicht voll überblickt. Damit bestätigt der 69-Jährige die Schilderungen seines Aufsichtsratskollegen Peter Marx von vergangener Woche, dass in den Aufsichtsgremien von Sal. Oppenheim zu dem Zeitpunkt nur selten und dann unkritisch diskutiert worden sei.

Den Preis habe er erst später erfahren, sagte von Wrede laut Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zur Struktur der Kölner Privatbank gehörte die starke Stellung der persönlich haftenden Gesellschafter. Im Zweifel soll das Management in der Regel das letzte Wort gehabt haben bei Diskussionen. „Die haben selber so viel Geld zu verlieren, die werden schon keinen Ritt über den Bodensee veranstalten“, gibt die Zeitung die Annahme des Zeugen wörtlich wieder.

Und selbst wenn die Führungsgremien über die Nachteile des Deals Bescheid gewusst hätten, wäre der Kauf durchgegangen, ist sich von Wriede sicher: „Ich bin überzeugt, die hätten einen Gutachter gefunden, der ihnen den Preis bestätigt."

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