Schon lange bevor das Thema Klimawandel wirklich auf den Tisch kam, hat man in der Tenuta damit begonnen, regionenfremde Trauben versuchsweise in Südtirol anzubauen. Alois Lageder war einer der ersten Winzer, der erkannt hat, dass Riesling bei diesen Temperaturen nicht mehr gelingen kann und räumlich in höhere Lagen umziehen muss. Gemeinsam mit 90 Winzerpartnern arbeitet Lageder an einem Bewusstsein für eine naturnahe Landwirtschaft. Ein Weinberg kann nur dann das maximale Ergebnis erzielen, wenn auch die Nachbarn am gleichen Strang ziehen.
Eine seit Jahren andauernde Kooperation mit einer Südtiroler Biohof-Käserei führt dazu, dass deren Ochsen nach dem Sommer aus den Almen in die Weinberge geführt werden, in denen sie dann dank des wärmeren Klimas auch im Winter Unmengen an Futter vorfinden. Artgerecht leben – 365 Tage im Jahr im Freien. Das Biofleisch dieser Ochsen, die ganzjährig die frische Luft Südtirols genießen, wird im hauseigenen Restaurant Paradeis den Gästen gereicht.
Kometenweine im Fokus
Lageders Weine spiegeln die Vielfalt einer der schönsten Regionen in Europa wider. Die Weinauswahl besteht aus klassischen Rebsorten, Kompositionen, Meisterwerken und Kometen. Unserer Fokus heute lag auf den Meisterwerken und insbesondere den Kometen. Um einzigartige Meisterwerke zu schaffen, bemüht sich Lageder durch strengste Selektion der Trauben die Feinheiten der einzelnen Lagen herauszuarbeiten und, wie oben beschrieben, das Terroir auf die Flasche zu bringen.
Die drei sicherlich bekanntesten Weine von Alois Lageder sind der COR Römigberg, ein reinsortig ausgebauter Cabernet Sauvignon, der Lindenburg Lagrein, die Rotweintraube schlechthin aus Südtirol und zu guter Letzt der Löwengang Chardonnay. Die Tenuta wurde belacht für die Idee, einen Chardonnay im Barrique auszubauen. Heute gilt der Löwengang für viele Weinliebhaber als der Vorreiter und die Mutter der modernen europäischen Chardonnays.
Unser heutiger Besuch galt dem Thema Nachhaltigkeit im Weinkeller. Die Reihe der Kometenweine sind sowohl Experimente im Keller als auch im Weinberg. Unsere Sommelière erklärte uns: „Kometen leuchten hell auf, ziehen ihre Bahn und verglühen“. Manche bestehen Jahre, andere nur wenige Augenblicke. Die Etiketten der limitierten Kometenweine werden individuell gestaltet, mit einem Kometenschweif, der mit dem Finger aufgemalt wird.
Schon vor vielen Jahren startete das Experiment mit der Traube Viognier, welche eigentlich an der Rhone in Frankreich beheimatet ist. 2013 und 2015 kam dieser Komet auf die Flasche. Wir durften den 2013er, der zwei Jahre auf dem Barrique-Fass lag, verköstigen. Von diesem Wein gab es nur 600 Flaschen, davon übrig sind nur noch wenige, kaufbar nur vor Ort im Paradeis. Das Experiment führte dazu, dass eine der berühmtesten Meisterwerke von Lageder, der Cason Bianco, heute zu 70 Prozent aus Viognier besteht. Dies ist nur ein Beispiel für den Tatendrang, die Innovationskraft und für das Ausprobieren neuer Wege. Jeder Wein des Weinhofs trägt seine eigene Individualität und die Handschrift von Alois Lageder.
Zur Geschichte der Lageders
Das Weingut ist im Ort Margreid ansässig und wird heute in sechster Generation geführt. Es geht zurück auf eine 200-jährige Familiengeschichte. Die Familie nennt etwa 55 Hektar Weinberge ihr Eigen. Es werden 25 verschieden Rebsorten angebaut. Lageder legt großen Wert darauf, dass das Terroir sich in der Flasche wieder spiegelt. Der Verköstigungsraum – ein Ort der Begegnung - nennt sich Paradeis. Andrea, Romy und ich kamen uns sofort willkommen vor und wurden mit offenen Armen ohne Anmeldung eingeladen, diesen wunderbaren Ort zu erleben.