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Sorge um Energiesicherheit Run auf Ressourcen

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Grafik 2 bezieht sich auf Erdgasexporteure und -importeure. Die USA und Russland führen die Riege der Erdgasexporteure an. Deutschland, China und Japan sind die größten Importeure von Erdgas. Bei den Erdgasexporteuren – von Russland einmal abgesehen – handelt es sich allerdings tendenziell um eher demokratische Länder mit stabileren Regierungen und somit einer höheren Lieferzuverlässigkeit. Doch das Risiko im derzeitigen Umfeld liegt in der Abhängigkeit von einem bestimmten Lieferanten, in diesem Falle Russland, und besonderen geografischen Gegebenheiten. Welche Länder hängen bei ihrer Öl- und Gasversorgung von Russland ab?

Grafik 2: Die größten Erdgasexporteure und -importeure der Welt

Grafik 3 hilft bei der Beantwortung der oben gestellten Frage. China ist der bei weitem größte Importeur von russischem Rohöl, was die „besondere Beziehung“ zwischen Russland und China erklärt, die ihren Ursprung sowohl in wirtschaftlicher Notwendigkeit als auch in ihrem gemeinsamen Bemühen hat, dem weltweiten Einfluss der USA entgegenzuwirken. Nach China gehören die Niederlande, Deutschland und Polen zu den größten Ölkunden Russlands. Bei Erdgas sind Deutschland, Italien und Frankreich die Top-Importeure russischer Lieferungen. Diese Abhängigkeit hat Europa wirtschaftlich an Russland gebunden und setzt seine Länder nun einer hohen und steigenden Inflation aus und zwingt sie, sich von russischem Gas zu lösen und andere Bezugsquellen zu finden.

Eine Zeit lang war Europa in der Lage, Erdgas aus Vorkommen in der Nordsee zu fördern, um seinen Bedarf zu decken. Doch im Laufe der Zeit verschlechterte sich die Gasgewinnung in der Nordsee, was eine Reihe europäischer Länder veranlasste, nach anderen Angeboten zu suchen. Die Nähe zu Russland lieferte eine Antwort. Unter den politischen Führern Europas herrschte die Hoffnung, dass die Intensivierung ihrer Energiebeziehung zu Russland nicht nur ein Versorgungsproblem lösen, sondern Russland in die Weltwirtschaft integrieren würde. Sie dachten, dass ein nach Westen gewandter Putin, dem am Wachstum der russischen Wirtschaft gelegen ist, dazu beitragen könnte, potenzielle geopolitische Spannungen in der Region zu mindern. Diese Einschätzung erwies sich mit der Annexion der Krim 2014 als falsch. Die Invasion in die Ukraine 2022 sorgte dann endgültig für Klarheit bezüglich der Absichten Putins.

Grafik 3: Die größten Importeure von russischem Rohöl und Erdgas

Reaktionen auf die Krise

Europa wurde von den Sanktionen gegen Russland erheblich beeinträchtigt, und die Region ist entschlossen, Öl- und Gasimporte aus Russland bis 2030 einzustellen. Europas „Partnerschaft“ mit Russland wurde in Bezug auf Wirtschaft und Sicherheit zur Katastrophe, wobei Länder wie Deutschland besonders stark betroffen sind. Vor dem Hintergrund einer geringeren Abhängigkeit von Russland plant Europa – und ein großer Teil der Welt – zudem, den Wandel zu einer Netto-Null-Volkswirtschaft zu vollziehen. Doch die Reduzierung der Nutzung fossiler Brennstoffe und das Einhalten der Klimaziele könnten über die kommenden Jahre miteinander unvereinbar sein. Nehmen wir das Beispiel Deutschland. Deutschland muss Gas und Öl, das es von Russland erhält, ersetzen. Flüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG) aus den USA ist eine Option, die aber mit höheren Kosten verbunden ist, da erst noch Flüssiggas-Terminals gebaut werden müssen. Deutschland könnte die Nutzung von Kohle mit eigenen Reserven hochfahren. Das Land hat kürzlich eine Rückkehr zu stillgelegten Kernkraftwerken geprüft, aber die politischen Entscheidungsträger kamen zu dem Schluss, dass dies ein kostspieliges Unterfangen sei und keinen wesentlichen Einfluss auf die Deckung des Energiebedarfs hätte. Zudem waren deutsche Politiker der Auffassung, dass die Rückkehr zur Kernenergie das Ziel von 100 Prozent erneuerbarer Energien bis 2035 gefährden könnte.