Rückgang auf 150 Institute Oliver Wyman erwartet massives Bankensterben in Deutschland

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Viel Wettbewerb, wenig profitabel

Vor allem die Drei-Säulen-Struktur des deutschen Marktes und die spezifische Eigentümerstruktur der Banken schlage sich auf die geringe Profitabilität der Institute im internationalen Vergleich nieder. Neben ökonomischen Zielen verfolgen laut den Autoren insbesondere die öffentlich-rechtliche und die genossenschaftliche Säule übergeordnete Ziele der lokalen Wirtschaftsentwicklung, der flächendeckenden Versorgung mit Bankdienstleistungen und der gegenseitigen Unterstützung. Dies beeinflusse die Renditeerwartungen der Banken dieser beiden Säulen und des Gesamtmarktes.

 Quelle: Oliver Wyman

Dabei sei der deutsche Bankenmarkt noch recht gut durch das Umfeld der vergangenen Jahre gekommen, gefüllt mit den Herausforderungen Niedrigzinsen, Fintechs und Digitalisierung sowie verändertem Kundenverhalten. Verschiedene Kennzahlen der Institute sind dabei stabil geblieben – jedenfalls auf den ersten Blick, so die Studienautoren.

So verfügen deutsche Banken über eine große Kundenbasis von Privat- und Geschäftskunden mit stabil gebliebenem Ertragspool von rund 115 Milliarden Euro: „Die Institute konnten trotz ihrer hohen Zinsabhängigkeit die Niedrigzinssituation bisher überraschend gut abfedern und zeigen absolut und relativ einen stabilen Zinsüberschuss von etwa 90 Milliarden Euro”, heißt es. Doch bei einem nachhaltigen Fortbestehen des Niedrigzinsumfelds sei hier von einer absoluten Verschlechterung auszugehen, wie die Autoren anmerken.

Der Ertragspool von 115 Milliarden Euro entfalle zu 60 Prozent auf Privat- und Geschäftskunden, weitere 25 Prozent auf Firmenkunden. Asset Management und Vermögensverwaltung würden den Rest beisteuern. Trotz Belastungen durch Regulierungsauflagen und unaufschiebbare Investitionen konnten die Banken auch den Anstieg der Kosten begrenzen, vor allem im internationalen Vergleich zwischen 2006 und 2016. Im gleichen Zeitraum stiegen ihre operativen Kosten demnach durchschnittlich nur um 1,4 Prozent pro Jahr und damit weniger als zum Beispiel bei Banken in Spanien, Frankreich oder den USA.

So weit, so gut. Doch die Umsetzung regulatorischer Vorgaben und dem damit verbundenen Aufbau von Kapitalpuffern belief sich laut Studie auf rund 163 Milliarden Euro. Dadurch habe sich die Profitabilität deutscher Banken in den vergangenen zehn Jahren um etwa ein Drittel verringert. Ein weiteres Abrutschen hätten Banken, insbesondere durch die Auflösung von stillen Reserven, bisher verhindert. Wie weit diese Puffer in die Zukunft reichen, sei fraglich.

Die geringe Profitabilität werde von Marktbeobachtern – auch den Aufsichtsbehörden – als Indiz für Überkapazität gewertet und wecke Zweifel an der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells deutscher Banken. Bei einer Verschlechterung der makro-ökonomischen Situation ist demnach mit einem Anstieg der Risikokosten zu rechnen, was die Profitabilität der deutschen Banken weiter negativ beeinflussen würde.

Fazit

Der deutsche Bankenmarkt ist wettbewerbsintensiv. Neben dem Mut zu einer klaren strategischen Positionierung müssen Banken der Studie zufolge vor allem zwei Fähigkeiten trainieren: eine Erhöhung der kulturellen Flexibilität und der Innovationsfähigkeit.

Diese Eigenschaften seien bei Banken zwar bisher typischerweise nicht immer stark ausgeprägt, doch Voraussetzungen durchaus vorhanden. Gerade den Führungskräften der Banken komme eine entscheidende Rolle zu – nur sie können durch aktives Vorleben und Veränderungswillen den Weg in die Zukunft weisen.

Die komplette Studie mit allen ausführlichen Ergebnissen finden Sie hier.

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