Roundtable zu Nachhaltigen Kapitalanlagen „Der Trend wird zu einer Tugend“

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Legen vermögende Unternehmer und Familien eines Family Office Wert auf Nachhaltigkeit?

Kai Neugebauer: In der täglichen Zusammenarbeit mit unseren Mandanten erleben wir ein generelles Umdenken – die Sensibilität für verantwortungsbewusstes und generationengerechtes Handeln steigt spürbar an. Der Trend wird zu einer Tugend. Parallel hierzu befindet sich der Markt für nachhaltige Investments, die unter Einbezug von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien investiert und gemanagt werden, in einem starken Wandlungsprozess. Nachhaltigkeit hat auch bei uns seit jeher einen sehr hohen Stellenwert. Wir betreiben allerdings keine eigene Vermögensverwaltung, sondern sind als klassisches Family Office Intermediäre zwischen dem Vermögensinhaber und dem Vermögensverwalter.

Das bedeutet, dass wir zunächst gemeinsam mit unserem Mandanten die Ziele und die Strategiediskutieren und definieren, um diese dann anschließend gegenüber den Vermögensverwaltern einzufordern. Bei der Erarbeitung der langfristigen und übergreifenden Anlagestrategie fokussieren wir uns neben der Renditeerwartung und Risikobereitschaft auch auf die Nachhaltigkeit.

Der reine Ertragsgedanke bleibt wichtig.

Neugebauer: Natürlich, genau wie Sicherheit und Liquidität gehört die Rendite zum klassischen Anlagedreieck, das wir um die Nachhaltigkeit zum Anlageviereck erweitert haben. Zunächst wollen wir das Vermögen sichern und über Generationen hinweg erhalten. Zudem, jedoch abhängig vom Mandanten, wollen wir nach Kosten und Inflation Geld verdienen und langfristig eine reale Rendite erwirtschaften. Bei unseren gesamten Aktivitäten werfen wir uns jedoch kein grünes Mäntelchen über und investieren insgeheim in fragwürdige und verheißungsvolle Investments. Wir betrachten das gesamte – insbesondere nachhaltige – Anlageuniversum und suchen nach echten Chancen und Lösungen, die neben dem Return auch einen sinnvollen und positiven Einfluss auf die Umwelt haben.

von der Lancken: Kommen Sie da nicht in Schwierigkeiten, wenn Sie beispielsweise eine brasilianische Anleihe kaufen oder einen Fonds, der in türkische Wasserwerke investiert? Die Reihe der Beispiele lässt sich beliebig verlängern. Das sind angreifbare Investments, gleichwohl möchte man sie machen, weil sie eine Rendite versprechen.

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  Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen

Neugebauer: Das ist richtig. Wir verstehen uns jedoch als Sparringspartner der Familien und zeigen auch Alternativen zu herkömmlichen oder zweifelhaften Investments, die idealerweise auch ethische, soziale und ökologische Komponenten berücksichtigen – dies muss nämlich nicht zwangsweise mit einem Renditeverzicht einhergehen. Im Gegenteil – oft erwirtschaften wir dadurch stabilere und höhere Erträge mit einem relativ schwankungsarmen Verlauf. Um unsere Überzeugung zu unterstreichen, haben wir uns auch nachhaltigen Prinzipien verpflichtet. Dazu gehört oft auch, erst mal Aufklärungsarbeit zu leisten. Manchmal einigen wir uns mit dem Mandanten darauf, zunächst Teile des Vermögens nach nachhaltigen Kriterien zu verwalten. Ganz am Ende, da bin ich mir sicher, werden sich nachhaltige Anlagen mindestens vergleichbar oder besser entwickeln als herkömmliche.

Sie bewegen mitunter sehr große Vermögen. Ist das ein Vorteil, um nachhaltige Anlagen auch ein Stück weit einzufordern, etwa gegenüber Fondsgesellschaften?

Neugebauer: Ja, klar. Wir können etwas bewegen und zum Beispiel über Spezialmandate sehr gezielt unsere Interessen einfordern. Da können wir wirklich Druck ausüben.                                                                               

von der Lancken: Demnach äußern auch die Familien, die hinter Ihnen stehen, den Wunsch, in nachhaltige Anlagen zu gehen?                     

Neugebauer: Das ist auf jeden Fall so und nimmt sogar mit jeder weiteren Generation zu.

von Ditfurth: Natürlich darf es mitunter auch nicht zu restriktiv sein. Wenn Sie etliche Kriterien ansetzen und sehr streng sind, haben Sie auch nichts davon. Da bleiben nachher nur noch eine Handvoll Aktien über, und es stimmt die Balance nicht. Rendite steht natürlich im Vordergrund, aber zusätzlich zu bestimmen, wohin das Geld fließt, ist eine wunderbare Kombination.