Roundtable zu Multi-Asset-Fonds „Wir müssen noch viel innovativer werden“

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Wie beurteilen Sie die Wahrnehmung von Multi Asset im Private Banking?

Schütt: Die Fonds stehen seit Jahren im klaren Fokus bei der Beratung. Vieles spricht dafür, dass dies bis auf Weiteres der Fall sein wird. Ich erkenne auch keinen Sättigungseffekt. Eher erweitert sich der Investorenkreis. Vor fünf Jahren war Multi Asset in den Portfolios größerer Vermögensverwalter noch eine Ausnahmeerscheinung, während es heute ein anerkannter Baustein ist.

Wolf: Das Stichwort ist Korrelation. Den alten Gegenlauf – fallen Aktien, steigen Anleihen und umgekehrt – gibt es nicht mehr. Die Märkte sind nicht nur volatil, sondern sogar instabil. Und da braucht es auch im Private Banking Expertise etwa im Währungshandel, für Immobilien oder Private Equity.

Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Finanzmärkte kommt der Selektion von Multi-Asset-Strategien mehr und mehr Bedeutung zu.

Stefan Jochum: Da sprechen Sie doch genau die Herausforderungen im Multi Asset an. Wir reden ja nicht über eine homogene Asset-Klasse. Wir sprechen über Sub-Asset-Klassen, wir sprechen über viel, viel mehr. Wir haben ein New normal – alte Korrelationen gelten nicht mehr.

Diese neue Welt ist für den Privatanleger genauso schwierig wie für den institutionellen Anleger. Daher kommt man an Multi Asset nicht vorbei.

Der zweite Punkt ist: Wie implementiert man das? Einmal über die Strategie und einmal über das Produkt. Wichtig ist es, einen belastbaren Investmentprozess zu haben. Mit Blick auf die Regulierung braucht es zudem eine völlige Transparenz. Diesen Mehrwert schulden wir den Investoren. Das ist eine der größten Herausforderungen für unsere Industrie.

Röhrl: Wir schneiden das Thema Zukunft im Multi Asset ja schon an. Ich glaube, dass es mit der einfachen Hin- und Herschieberei von Cash, Renten und Aktien nicht mehr funktionieren wird. Dafür sind die Renditen bonitätsstarker Anleihen zu niedrig. Sinkende Liquidität kommt noch dazu. Wir müssen künftig noch viel innovativer werden.

Ich denke auch, dass sich Produkte aus dem defensiven Bereich verändern werden, weil die niedrigen Renditen bei Anleihen Probleme bereiten werden.

Kolitsch: Das ist alles richtig. Natürlich dürfen wir uns nicht auf historische Korrelationen verlassen, und ich gebe Ihnen recht, dass wir über neue Ansätze und neue Alpha-Quellen sprechen müssen. Wir müssen uns jedoch auch nicht schlechter machen, als wir sind.

Dem Fondsmanager ermöglichen neue Instrumente zusätzliche Renditequellen. Derivate können beispielsweise für eine höhere Liquidität im Portfolio sorgen. Der Aufbau von Short-Positionen kann zudem Alpha generieren, und über sogenannte variable Hochzinsanleihen hat der Anleger sogar die Chance, von steigenden Zinsen zu profitieren.