Roundtable-Diskussion Nachfolge(r) gesucht – Vermögensverwalter vor dem Generationswechsel

Über verschiedene Nachfolgemodelle diskutierten im Uhrzeigersinn: Redakteur Thorben Lippert, Kai Heinrich (Plutos), Stefan Schmitt (Inno Invest), Heiko Holzgräber (HPM), Volontärin Benita Rathjen, Redakteur Clemens Behr, Arthur Montanhas (HRK Lunis, Anton

Über verschiedene Nachfolgemodelle diskutierten im Uhrzeigersinn: Redakteur Thorben Lippert, Kai Heinrich (Plutos), Stefan Schmitt (Inno Invest), Heiko Holzgräber (HPM), Volontärin Benita Rathjen, Redakteur Clemens Behr, Arthur Montanhas (HRK Lunis, Anton Vetter (BV&P) und Thomas Buckard (MPF). Foto: Karl-Jens Hannewald/BRAVA-Studio

private banking magazin: Finanzholding, Stiftung, Haftungsdach: Sie sind heute mit ganz unterschiedlichen Nachfolgemodellen zu uns gekommen. Verschlafen andere Kollegen aus der Vermögensverwaltung die Nachfolgeplanung?

Artur Montanhas (HRK Lunis): In der Branche haben wir alle das gleiche Problem: Mitarbeiter und Geschäftsführer haben ein gewisses Alter. Als Gründer fällt es schwer, loszulassen – das ist menschlich. Gleichzeitig fehlt eine Generation, die in der Breite nachkommt. Aber es gibt verschiedene Lösungswege. Ob Verkauf an einen Private-Equity-Investor, wie bei uns HRK Lunis, oder andere Modelle – jeder sollte das Angebot am Markt kennen, um für sich das passende Modell zu finden und einen attraktiven Preis zu erzielen.

Thomas Buckard (MPF): Selbst wenn ich an einen Private-Equity-Investor verkaufe, brauche ich trotzdem junge Mitarbeiter. Wir als größerer und eigentümergeführter Vermögensverwalter müssen sogar Talente finden, die nicht nur Kunden betreuen, sondern auch unternehmerisch mit eigenem Risiko tätig sein wollen. Klar ist: Gründer, die auf einen maximalen Verkaufspreis aus sind, werden den nicht erzielen, indem sie ihr Unternehmen auf einen Nachfolger übertragen. Der kann den Kaufpreis, den ein Private-Equity-Investor zahlt, niemals stemmen. Wir sind im Verband der unabhängigen Vermögensverwalter gerade dabei, die Mitglieder zu aktivieren, sich frühzeitig mit ihrer Nachfolge zu beschäftigen – nicht erst mit Ende 60.

Kai Heinrich (Plutos): Wer den optimalen Verkaufspreis erzielen will, ist in größeren Strukturen sicherlich besser aufgehoben als bei einem Modell wie bei Herrn Buckard oder bei uns. Für den Abgebenden ist es eine grundsätzliche Entscheidung, ob er ein größeres Unternehmen mit vielen Optionen oder ein eigentümergeführtes bevorzugt.

Anton Vetter (BV&P): Nur finde ich es unverantwortlich gegenüber Mitarbeitern und Kunden, wenn ein 80-jähriger Inhaber noch immer nicht loslässt, weil er sich nicht entscheiden kann. Das ist ein echtes Risiko für die Zukunft des Unternehmens und alle Beteiligten.

Heinrich: Wer dann die Nachfolge nicht geregelt hat, hat sie tatsächlich verschlafen.

 

Stefan Schmitt (Inno Invest): Was viele Vermögensverwalter obendrein versäumen: Sie investieren nicht in die Infrastruktur, nicht in die eigene Marke und Produkte. Jeder sucht vielleicht einen personellen Nachfolger, aber der Wert des Unternehmens wäre deutlich höher, wenn es eine zeitgemäße Infrastruktur hätte. In diese Lücke wollen wir als Haftungsdach stoßen. Wir bieten die Infrastruktur, damit Vermögensverwalter ihre Ressourcen ins Personal investieren können.

Vetter: Aber was hat das mit Nachfolgeplanung zu tun? Am Ende muss ich konkrete Nachfolger finden, die übernehmen – egal ob unter einem Haftungsdach oder in einem anderen Modell.

Schmitt: Für mich umfasst Nachfolgeplanung auch, dass ich entspannt noch zehn Jahre weiterarbeiten kann, während ich mich schrittweise von der Lizenz löse. Das war ja mein Punkt: Viele Vermögensverwalter wollen weiter bestehen, können aber nicht gleichzeitig in Infrastruktur und Personal investieren. Über uns können sie gewisse Dinge auslagern. Oder: Wir beraten die Kunden der Vermögensverwalter nach ihrem Ausscheiden weiter und verrenten quasi die Einkünfte, sodass sogar ihre Erben noch 50 Prozent der Provisionen erhalten. Das lohnt vor allem für kleinere Vermögensverwalter.

Andere Nachfolgemodelle dürften dagegen erst ab einer gewissen Größe infrage kommen.

Heiko Holzgräber (HPM): Wir sind ein kleinerer Vermögensverwalter, bei uns war die Volumenfrage trotzdem nicht das Entscheidende. Wichtiger war, wie wir die Interessen aller Beteiligten und insbesondere der Mitarbeiter in Einklang bringen. Jeder muss für sich als Unternehmer vor allem entscheiden, wen er mit an den Tisch holt. Will ich als Gesellschafter allein entscheiden? Hole ich mir Investoren oder Partner in den Gesellschafterkreis? Wie verhindere ich, dass die zukünftige Generation mit meiner Lösung fremdelt? Da ist die Größe eines Vermögensverwalters zweitrangig.

„Die Regulatorik können kleine Institute kaum noch allein bewältigen.“ 

Buckard: Mit 100 oder 150 Millionen Euro verwaltetem Vermögen ist es aber trotzdem schwierig, eine Nachfolge zu finden. Die Regulatorik – Compliance, Mifid II, Dora, Nachhaltigkeit – können kleine Institute kaum noch allein bewältigen. Da gibt es dann drei Optionen: Verkauf, Fusion beziehungsweise Integration, oder das Unternehmen auslaufen lassen und mit den Kunden zu einem bestehenden Vermögensverwalter wechseln.

Montanhas: Ich sehe bereits große Probleme für unabhängige Vermögensverwalter unter 500 Millionen Assets. Langfristig erschweren die eben angesprochenen Punkte die Arbeit – und das sehe ich noch stärker in der Schweiz, wo der Markt viel kleinteiliger ist. Wenn wir mit HRK Lunis also investieren, machen wir unter 500 Millionen Euro nur Asset Deals, keine Share Deals. Erst darüber schauen wir, ob wir die Firma komplett integrieren können.

Vetter: Bei uns und damit Cinerius ist es eine Kombination: Kleinere Vermögensverwalter docken wir bei einem Partnerunternehmen an. Mittlere und größere Unternehmen nehmen wir als eigenständigen Partner in die Holding auf. Aus Effizienzgründen: Mit 30 Vermögensverwaltern in der Gruppe würde es sonst unübersichtlich. In beiden Fällen profitieren die Partner von unserem Netzwerk und Dienstleistungsangebot.