Oaktree Capital und Co. Bietergefecht um Fußballclub von Oligarch Roman Abramowitsch

Deutsches Duo in London

Deutsches Duo in London: Thomas Tuchel (r.) trainier den FC Chelsea. Mittelfeldspieler Kai Havertz wurde 2020 für 80 Millionen Euro verpflichtet. Foto: Imago Images / Shutterstock

Seitdem die britische Regierung Roman Abramowitsch auf die Sanktionsliste gesetzt hat, kämpft der Fußballclub des Oligarchen, der FC Chelsea aus London, mit großen Problemen. Der Club hat eine Sonderlizenz der Regierung erhalten, um weiterhin Spiele auszutragen und Personal zu bezahlen. Fanartikel, Tickets und auch Spieler dürfen nicht verkauft werden, nur Dauerkartenbesitzer ins Stadion. Thomas Tuchel reagiert mit Galgenhumor: „So lange wir genug Trikots haben und einen Bus, um zu den Spielen zu fahren, werden wir da sein und hart am Wettkampf teilnehmen.“ Der deutsche Trainer möchte bei dem Verein mindestens bis Saisonende bleiben – und hat wahrscheinlich bald einen neuen Chef.

Die vom US-Starinvestor Howard Marks geführte Oaktree Capital bietet für den zum Verkauf stehenden Champions-League-Titelträger mit. Die Liste der potenziellen Käufer wird damit immer länger. Der in Los Angeles ansässige Asset Manager verwaltet rund 166 Milliarden Dollar. Insbesondere Co-Chairman Marks wird von vielen Investoren als Börsen-Guru verehrt. Seine „Memos" gelten zahlreichen Anlegern als Quelle der Investment-Weisheit.


Oaktree soll derzeit planen, allein ins Rennen zu gehen, könnte aber noch Teil eines grösseren Konsortiums werden – und buhlt nicht allen um den Verein. Ein Konsortium, zu dem der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss gehört, bietet ebenfalls mit. Und auch die milliardenschwere US-Familie Rickett, unter anderem Eigentümer des amerikanischen Baseball-Teams Chicago Cubs, macht sich Hoffnungen auf den Zuschlag und gab ein Angebot ab. Die Familie hat sich dafür mit Ken Griffin, dem US-Milliardär und Gründer des Hedgefonds Citadel, zusammengetan.

Ein weiterer Konkurrent für den Zuschlag ist Nick Candy. Der britische Immobilienunternehmer bietet eigenen Angaben zufolge mehr als zwei Milliarden Pfund für Chelsea, gemeinsam mit der Hana Financial Group aus Südkorea und der C&P Sports Group aus Großbritannien. Candy will dem Verein sogar ein neues Stadion bauen. Das möchte wohl auch Woody Johnson aus den USA. Der frühere US-Botschafter in Großbritannien und Besitzer des US-Football-Teams New York Jets bietet auch für den Chelsea FC. Sein Vermögen stammt vom US-Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson, zu dessen Erben er zählt.

Es wird erwartet, dass die US-Investmentbank Raine Group, die mit dem Prozess beauftragt ist, bald nach Ablauf dieser Frist eine Entscheidung über den bevorzugten Käufer treffen wird. Ist ein Käufer ausgewählt, muss die britische Regierung das Geschäft noch absegnen. Der Premier-League-Klub will laut der britischen Tageszeitung „The Times“ der Regierung in London in der Woche ab dem 18. April ein ausgewähltes Kaufangebot eines Bieters zur Genehmigung vorlegen.

Die verbindlichen und endgültigen Angebote müssen bis zum 11. April, einen Tag vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid, vorliegen. Es bleibt dabei jeder Gruppe selbst überlassen, ob sie ihr ursprüngliches Angebot erhöhen möchte. Die Bewerber müssen jedoch mindestens eine Milliarde Pfund für künftige Investitionen bereitstellen, um den Verein zu übernehmen.

Laut Henning Zülch, Leiter des Lehrstuhls für Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung und Controlling an der HHL Leipzig Graduate School of Management ist schnelle Handeln auch nötig: „Der einzige Strohhalm ist eine Übernahme. Die Anteile von Abramowitsch müssen verkauft werden. Sonst können auslaufende Verträge nicht verlängert werden und sportlich würde der Klub auseinanderfallen."

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