Roland-Berger-Studie Wie klassische Geldhäuser auf den Fintech-Hype reagieren wollen

Martin Krause-Ablaß (li.) und Wolfgang Hach von der Unternehmensberatung Roland Berger

Martin Krause-Ablaß (li.) und Wolfgang Hach von der Unternehmensberatung Roland Berger

Mehr als zwei Drittel der europäischen Kredithäuser betrachten den wachsenden Wettbewerb durch Fintechs als ernst zu nehmende Bedrohung ihres Geschäfts. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Befragt wurden Führungskräfte von 118 Banken und Kreditinstituten in 21 europäischen Ländern.

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Empfundene Bedrohung durch verschiedene Anbieter mit digitalem Geschäftsmodell in Prozent



Quelle: Roland Berger 2016

„Die niedrigen Zinsen werden auch in den kommenden Jahren für starke Nachfrage nach Konsumentenkrediten sorgen“, sagt Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger. „Allerdings stellen Fintech-Unternehmen mit ihren innovativen Geschäftsmodellen die traditionellen Banken vor große Herausforderungen.“

Besonders bei einfachen Produkten wie Autofinanzierungen oder Konsumentenkrediten würden die Margen dadurch weiter sinken. Dementsprechend erwarten mehr als zwei Drittel der Befragten (70%) in den kommenden drei Jahren eine Konsolidierung der Branche.

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Erwartung von Konsolidierung nach Regionen und Sparten in Prozent
bis 2018


Quelle: Roland Berger 2016

Für mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer stellt die Digitalisierung den wichtigsten Trend der kommenden Jahre dar. Demgemäß gehen mehr als die Hälfte davon aus, dass bis 2018 die meisten ihrer Vertragsabschlüsse voll digitalisiert sein werden. Ende 2014 waren es nur 20 Prozent. Dabei erwarten die meisten eine deutliche Zunahme der reinen Online-Abschlüsse, auch wenn die persönliche Beratung nach wie vor den Hauptkanal darstellt.

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Die größten Herausforderungen der Branche bis 2018 in Prozent



Quelle: Roland Berger 2016

„Die Kunden wollen eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung ihrer Anträge, egal, ob sie online oder persönlich mit dem Anbieter im Kontakt sind“, sagt Martin Krause-Ablaß, Experte für Konsumentenfinanzierung bei Roland Berger. „Hier sollten Banken aktiv werden, denn mit ihren traditionellen Geschäftsmodellen können sie diese Anforderungen nicht mehr erfüllen.“

Die größten Herausforderungen

Die größten Herausforderungen sehen die Umfrageteilnehmer zum einen in der Optimierung der Vertriebskanäle, zum anderen in der Anpassung von IT-Infrastruktur. Entsprechend zeigt sich das Bild bei der Frage nach angestrebten Verbesserungen: So wollen 60 Prozent der Onlineanbieter die Zeit zwischen Antrag und Zusage verkürzen, über 80 Prozent aller Befragten planen den Einkaufsprozess über alle Vertriebskanäle zu verbessern und Daten effizienter zu nutzen.

Basierend auf den Umfrageergebnissen zeigt die Studie fünf Handlungsfelder auf, auf denen Unternehmen der Finanzbranche aktiv werden sollten, um sich für die Zukunft fit zu machen. „Der erste Schritt ist, das eigene Angebot insgesamt auf den Prüfstand zu stellen“, sagt Krause-Ablaß. „Ziel muss dabei sein, das Risiko, Kunden an neue, innovative Wettbewerber zu verlieren, nicht nur zu minimieren, sondern sich neue Chancen zu schaffen.“

Fünf Schritte zur Transformation

Darauf aufbauend folgen dann weitere Schritte zur strategischen Transformation wie das Überarbeiten der „Customer Journey“, also des Wegs, den der Kunde vom Erstkontakt bis zum Vertragsabschluss zurücklegt, der Aufbau neuer Partnerschaften oder eine optimierte Nutzung von Daten, um Wettbewerbsvorteile auszuspielen.

„Egal ob traditionelle Bank oder Auto-Finanzierer, Konsumentenkredit-Spezialist oder Kreditvermittler: In den kommenden Jahren wird sich die gesamte Branche wandeln“, sagt Roland-Berger-Finanzexperte Hach. „Wer rechtzeitig handelt und die Veränderungen für sich nutzt, wird aus der zu erwartenden Konsolidierung gestärkt hervorgehen.“

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