Auch wenn die Welt auf mehreren unsicherer ist als noch vor einigen Jahren, schauen Family Offices optimistischer in die Zukunft. Dies geht aus der aktuellen Family-Office-Studie der Strategieberatung Roland Berger hervor. Die größten Sorgen bereiten den vermögenden Familien dabei weiterhin die gestiegenen Zinsen – allerdings mit abnehmender Tendenz.
Insgesamt befragten die Autoren für die Roland-Berger-Studie über 100 Family Officer und ihre Mitarbeiter. Im Zentrum stehen Family Offices aus dem DACH-Raum, wobei 69 Prozent aus Deutschland kommen – die Schweiz ist mit 18 Prozent vertreten, Österreich mit 3 Prozent. 8 Prozent der befragten Family Officer stammen zudem aus Brasilien, wo Roland Berger ebenfalls eine Niederlassung hat.
„Für rund 78 Prozent der Family Offices sind die höheren Zinsen und die damit verbundenen steigenden Projekt- und Finanzierungskosten derzeit die größte Herausforderung“, erklärt Studienautor Justus Jandt. Im Vorjahr waren es noch 86 Prozent. Ähnliches gilt für geopolitische Verwerfungen, die mit 65 Prozent (2023: 72 Prozent) zwar weiterhin Sorgen bereiten, aber ebenfalls an Dringlichkeit verlieren.
Family Offices reagieren auf aktuelle Risiken
Rezessionssorgen spielen noch für 61 Prozent eine große Rolle, während es im Vorjahr 70 Prozent waren. Die Studienautoren beobachten aber auch, dass die Family Offices besser mit den Herausforderungen umgehen, indem sie ihr Risikomanagement besser aufstellen.
Fast alle befragten Family Officer passen ihre Asset-Allokation entsprechend an. Immobilien bleiben dabei für 92 Prozent ein wichtiger Baustein im Portfolio. Allerdings planen nur 44 Prozent, ihre Allokation in dieser Anlageklasse zu erhöhen. Deutlich attraktiver erscheinen den Family Offices aktuell festverzinsliche Anlagen: 87 Prozent sehen sie als wichtig an – ein Anstieg von vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Bedeutung von Private Equity nimmt weiter zu
Besonders stark setzen die Vermögensverwalter auf Private Equity – und dann am liebsten in Form von Direktbeteiligungen. Diese Anlageklasse ist für 87 Prozent der Family Offices von Bedeutung. „Private Equity ist auch die Anlageklasse, in der die meisten Family Offices ihre Positionen ausbauen wollen. 57 Prozent planen hier eine Erhöhung ihrer Allokation“, berichtet Jandt. Dies basiere vor allem auf positiven Erfahrungen und der Möglichkeit, aktiv Einfluss auf die Investments nehmen zu können.
Auch Private-Equity-Fonds stoßen auf großes Interesse: 83 Prozent der Family Offices sehen sie als wichtig an, 48 Prozent wollen ihr Engagement ausbauen. Damit sind Private-Equity-Fonds die Anlageklasse mit dem zweithöchsten geplanten Zuwachs.
Bei der Auswahl ihrer Investments konzentrieren sich die Family Offices vor allem auf die Bereiche Medizin und Gesundheitswesen (61 Prozent) sowie IT und digitales Business (55 Prozent). „Getrieben durch die alternde Bevölkerung, Fortschritte in der Diagnostik und teurere Behandlungen sehen wir hier besonders attraktive Investitionsmöglichkeiten“, so die Studienautoren. Auch Künstliche Intelligenz gewinnt an Bedeutung – 37 Prozent der Family Offices sehen sie als wichtiges Investitionsfeld.
Internationalisierung schreitet voran
Ein weiterer klarer Trend ist, dass Family Offices internationaler werden: 62 Prozent der Family Offices investieren mittlerweile auch außerhalb ihrer Heimatmärkte. Die beliebtesten Zielregionen sind dabei Nordamerika (75 Prozent) und Nordeuropa (57 Prozent). Die Erfahrungen sind überwiegend positiv: 65 Prozent berichten von besseren Ergebnissen bei ihren Auslandsinvestments im Vergleich zu lokalen Anlagen.
Intern beschäftigen die Family Offices vor allem die Themen Cybersicherheit und Digitalisierung. Auch die Nachfolgeplanung bleibt mit 71 Prozent eine zentrale Herausforderung. „Wir sehen, dass verschiedene Generationen innerhalb der Unternehmerfamilien oft unterschiedliche Investmenterwartungen haben. Diese gilt es im Family Office zu berücksichtigen“, sagt Jandt.