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Rohstoff-Experte von BNP Paribas Nicht allein die Zinsen beinflussen den Goldpreis

Es gibt mehrere Einflussfaktoren beim Goldpreis: Kemal Bagci, ETC-Experte von BNP Paribas

Es gibt mehrere Einflussfaktoren beim Goldpreis: Kemal Bagci, ETC-Experte von BNP Paribas

Ende April sind die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit langem wieder in die Region um drei Prozent geklettert. Der Goldpreis reagierte darauf mit deutlicher Schwäche – gerade als sich die Notierung des Edelmetalls auf den Weg gemacht hatte, das Hoch aus dem Vorjahr bei rund 1.350 US-Dollar je Unze (31,1 Gramm) zu überspringen. Der Einbruch kam für viele Marktbeobachter indes nicht überraschend. Sie waren davon ausgegangen, dass der Goldpreis unter Druck geraten würde, wenn die Zinsen steigen.

Das allerdings ist nur die halbe Wahrheit. Das World Gold Council (WGC) hat in seinem jüngsten „Investment Update“ vorgerechnet, dass das Zinsniveau zwar einen Einfluss auf Gold hat. Allerdings müssten verschiedene Zinsphasen betrachtet werden. So untersuchten die WGC-Analysten Zins- und Inflationsbewegungen von Januar 1971 bis März 2017. Daraus errechneten sie den Realzins aus der Rendite einjähriger US-Treasury-Bills abzüglich der jährlichen Inflationsrate. In Phasen negativer Realzinsen zeigte der Goldpreis einen durchschnittlichen monatlichen Anstieg um 1,3 Prozent. In Phasen hoher Realzinsen (größer 2,5 Prozent) dagegen nahm der Goldpreis im Durchschnitt um 0,4 Prozent pro Monat ab. So weit, so erwartbar. Doch folgendes dürfte manchen Marktbeobachter überraschen: Bewegte sich der Realzins zwischen null und 2,5 Prozent, stieg der Goldpreis durchschnittlich um ein Prozent pro Monat.

Auf die Goldnachfrage wirken eben verschiedene Einflussfaktoren. Einer davon sind sicherlich die Opportunitätskosten. Bekommen Investoren bei anderen Anlagevehikeln wie z.B. Anleihen eine für sie verlockende Rendite, nehmen sie diese anstatt Gold in ihr Portfolio auf. Dies ist bei anziehenden Zinsen der Fall. Ein weiterer Einflussfaktor ist jedoch das Wohlstandsniveau in der Bevölkerung. Der Wohlstand wächst, wenn die Wirtschaft expandiert. Letzteres geht in der Regel mit steigenden Zinsen einher. Nimmt der Wohlstand in der Bevölkerung zu, wird jedoch zugleich mehr Gold in Form von Schmuck, aber auch als Absicherung nachgefragt. Solange dieser zweite Einfluss, bestärkt durch Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Gegebenheiten und Krisen, stärker ist als die Wirkung der Opportunitätskosten, steigt der Goldpreis auch in einem Umfeld anziehender Renditen.

Derzeit ist der Realzins noch vergleichsweise niedrig und die weltweiten konjunkturellen Aussichten gut. Dies spricht gegen einen Totalabsturz des Goldpreises. Weitere Unterstützung dürfte der schwächer werdende US-Dollar bieten. Schwächephasen beim Goldpreis können Anleger daher zum Aufbau von Beständen zwecks Krisenabsicherung nutzen. Neben physischem Gold bieten Gold ETCs (Exchange Traded Commodities), die es mit und ohne Währungssicherung gibt, diese Möglichkeit.

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