Risikowahrnehmung und Kontroll-Illusion „Hochvermögende sehen in ihrem Family Office kaum ein Risiko“

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Sie befragen die Vermögensinhaber und Family Officer im Rahmen Ihrer Studienreihe jährlich. Was hat sich in der Vermögensanlage geändert?

Da spielt natürlich wieder stark die Risikowahrnehmung mit rein. Bei der jüngsten Befragung gaben 35 Prozent an, dass ihre Risikobereitschaft gegenüber den Vorkrisenjahren bis 2007 rückläufig ist. Auffällig hier: Bei Befragten aus der dritten oder einer späteren Generation liegt dieser Wert nur bei 15 Prozent. Diese Familien haben diverse exogene Schocks an den Kapitalmärkten und weit über diese hinaus erlebt und sind entsprechend geschulter im Umgang damit. Das heißt, man kann offenbar ein individuell passendes Risikolevel finden und auf diesem mit hoher Kontinuität agieren – was nicht heißt, dass man nicht andere Investmentschwerpunkte setzt. Aber eben ohne weniger risikobereit zu sein. Die Tendenz geht eindeutig dahin, strategisch Investmentbereiche zu stärken, die man versteht und beherrschen zu können glaubt. Außerdem genießt private Vermögenssubstanz bei Unternehmern generell eine höhere Beachtung als in früheren Zeiten.

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Family Office Panel (2014)

In welcher Hinsicht?

Die gesteigerte Offenheit von Unternehmerfamilien für ein substanzielles Privatvermögen steht im Kontext zur nach wie vor als eingeschränkt wahrgenommenen Funktionsstabilität des Finanzsystems. In der Krise mussten Unternehmerfamilien erfahren, dass Banken, auch die eigene Hausbank, auch bei solider Situation des Unternehmens, keinen Kredit ausreicht. Insofern ist für diese Familien die Liquiditätsvorsorge viel wichtiger geworden. Sie richten sich quasi darauf ein, im Worst Case als ihr eigener Lender of Last Resort zu agieren.

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Family Office Panel (2014)


Über die Studie und die Autorin:
Jährlich erhebt das Family Office Panel, das künftig als Teil des neu gegründeten Instituts für Gesamtvermögensstrategien Res Futura agiert, Daten zu strategischen Erfolgsfaktoren und Vermögensfragen Hochvermögender. Das Institut stellt die Erkenntnisse Kooperationspartnern und Vermögensträgern zur Verfügung und organisiert Fachdialoge. Interessierte sind zur Kooperation eingeladen.

Geleitet werden das Institut und der assoziierte Vermögensträgerclub durch Yvonne Brückner, die als Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Gastprofessorin an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien tätig ist. Aus den bisherigen Aktivitäten des Family Office Panels ging auch die Gründung des Berufsverbandes für unabhängige Family Offices (Vufo) hervor. Nähere Informationen unter www.fo-panel.de

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