Risiken im Portfolio Das denken Großanleger über den Klimawandel

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Politiker und Akademiker verweisen zwar immer wieder darauf, dass Klimarisiken sich negativ auf den Wert der Beteiligungen auswirken können. Laut der Studie des Swiss Finance Institute fällt es Großanlegern jedoch schwer, die Risiken konkret abzubilden und sich auf dieser Basis dagegen zu wappnen. Ein Grund, weshalb eine Absicherung in der Regel scheitert, ist nach Einschätzung der Studienmacher der Mangel an Absicherungsinstrumenten, mit denen man dem Klimawandel begegnen kann. Problematisch ist auch, dass die Risiken mannigfaltiger Natur sind: Physische Risiken werden vom Swiss Finance Institute ebenso genannt wie regulatorische und technologische Risiken.  

Verkaufen und vergessen 

Zahlreiche Großanleger versuchen, meist öffentlichkeitswirksam, sich vor dem Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, indem sie als kritisch eingestufte Beteiligungen kurzerhand verkaufen. So hat eine Reihe von US-Universitätsstiftungen jene Unternehmen aus ihrem Anlageuniversum ausgeschlossen, die im Bereich fossiler Brennstoffe tätig sind. Das ist ihr Konzept, dem Klimawandel zu begegnen.

Andere Großanleger gehen einen anderen, einen aufwändigeren Weg und halten selbst an kritischen Investitionen im Öl- und Kohlesektor fest. Denn nur so können sie in den Dialog mit dem Firmenlenkern treten und Veränderungen bewirken. Denkbar ist beispielsweise, dem Vorstand aufzuzeigen, wie das Unternehmen den Schadstoffausstoß reduzieren und mit innovativen Geschäftsmodellen vom Klimwandel profitieren kann. Was man häufig hört und auch in dieser Studie nachlesen kann: Der Klimawandel ist für institutionelle nicht per se mit Risiken verbunden, sondern er bietet auch Anlagechancen. 

Eine Kernbotschaft der Umfrage lautet: Die Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass Klimarisiken erhebliche finanzielle Implikationen für die Unternehmen in ihren Portfolios mit sich bringen. Die Mehrheit der Befragten äußerte die Ansicht, dass vor allem klimabezogene regulatorische Risiken sich bereits materialisieren.

Warum nehmen die Anleger Klimarisiken in ihren Investmentprozess auf? Auf diese Frage gibt es keine Antwort, die allen Befragten gerecht werden würde. In der Regel wollen sie ihren Ruf schützen. Aber auch rechtliche und moralische Bedenken spielen eine Rolle, ebenso die Ansicht, dass Klimarisiken die Renditen beeinflussen. 

Interessanterweise gehen die Großanleger davon aus, dass Klimarisiken nicht in vollem Umfang in der aktuellen Beweertung von Aktien eingepreist sind. Als überbewertet gelten demnach Ölfirmen, Autobauer und Energieversorger. Mit Blick auf die Umfrage kommen die Studienmacher zu dem Urteil, dass vor allem die ganz großen und langfristig denkenden Vertreter im Lager der institutionellen Investoren besser vorbereitet sind, um den Übergang in eine kohlenstoffarme Ökonomie zu meistern. 

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