Jahrespressekonferenz der Bafin „Richtlinien für nachhaltige Fonds werden zurückgestellt“

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Sollten die Zinsen aufgrund der steigenden Inflation angehoben werden, hätte das mittelfristig in der Neu- und Wiederanlage höhere laufende Kapitalerträge zur Folge. Zunächst aber fordert die hohe Inflation alle Versicherer heraus: Schadenaufwendungen und Kosten dürften steigen, und in der Lebensversicherung dürfte das Neugeschäft zumindest vorübergehend zurückgehen, da die Kaufkraft der privaten Haushalte leidet.

Das Dauerzinstief hat auch den deutschen Banken, Sparkassen und Bausparkassen zugesetzt, denn der Zinsüberschuss macht traditionell einen wesentlichen Teil ihrer Erträge aus.

Hinzu kommt das inflationsbedingt wachsende Zinsänderungsrisiko: Ein abrupter und kräftiger Zinsanstieg könnte die Banken in Schwierigkeiten bringen. Ihre kurzfristig angelegten Refinanzierungen würden plötzlich teurer, während ihre Zinseinkünfte aufgrund langer Zinsbindungen langsamer stiegen. Welche deutschen Banken wären in diesem Szenario besonders gefordert? Das prüfen wir gerade. Gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank unterziehen wir seit Anfang April die Institute unter unserer direkten Aufsicht einem Stresstest und spielen dabei verschiedene Zinsszenarien durch.

Wohnimmobilien landesweit um rund 20 bis 35 Prozent überbewertet

Auch auf den Immobilienmärkten haben sich Risiken aufgetürmt. Die Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten ist immer weiter gestiegen – hauptsächlich aufgrund der niedrigen Zinsen. Was kann passieren? Wenn die Zinsen steigen, lässt die Nachfrage nach Wohnimmobilien nach. In der Folge könnten deren Preise sinken – und damit der Wert der Sicherheiten. In Deutschland sind Wohnimmobilien landesweit um rund 20 bis 35 Prozent überbewertet, schätzt die Deutsche Bundesbank.

Der Krieg kann außerdem einen wirtschaftlichen Abschwung nach sich ziehen – und damit eine steigende Arbeitslosigkeit. Das Risiko für Kreditausfälle stiege – und damit gegebenenfalls der Abschreibungsbedarf.

Auch die hohen Preise am Markt für Gewerbeimmobilien könnten sinken. Die Covid-19-Pandemie hat den Trend weg vom Präsenz- hin zum Versandhandel verstärkt, und einige Branchen haben unter den pandemiebedingten Einschränkungen stark gelitten. Nun schwächen zusätzlich der Ukraine-Krieg und die Sanktionen die Unternehmen.

Um das deutsche Bankensystem widerstandsfähiger zu machen – auch und vor allem gegenüber Risiken am Wohnimmobilienmarkt – haben wir vor einigen Monaten zwei makroprudenzielle Maßnahmen erlassen, die auf den Vorschlägen des Ausschusses für Finanzstabilität basieren, dem auch die Bafin angehört.