Ein Kompromiss könnte darin bestehen, das Anleihenkaufprogramm zwar vorab um 9 Monate zu verlängern, aber gleichzeitig alle drei Monate über das Volumen zu entscheiden. Unsere Prognose lautet daher, dass die EZB die Anleihenkäufe in drei Schritten reduziert: im Januar 2018 auf 40 Milliarden Euro, im April auf 20 Milliarden Euro und im Juli auf 10 Milliarden Euro. Ab Oktober 2018 würden dann keine Anleihen mehr gekauft, das QE-Programm wäre beendet.
Damit ist zugleich die Basis für eine erste Leitzins-erhöhung im Dezember 2018 von -0,40 Prozent auf -0,20 Prozent gelegt. Ein solcher Schritt dürfte zu diesem Zeitpunkt überfällig sein, wenn unser Makro-szenario einigermaßen eintritt:
Mitte 2018 wird die Kerninflation der Eurozone nach unserer Prognose bei 1,4 Prozent und die Arbeitslosenrate bei 8,6 Prozent liegen. Beide Größen hätten damit den historischen Durchschnitt der Währungsunion (Kerninflation: 1,4 Prozent, Arbeitslosenrate: 9,5 Prozent) erreicht beziehungsweise erkennbar unterschritten.
Selbst wenn man zum Vergleich die goldene Zeit der Währungsunion zwischen 1999 bis 2007 heranzieht, befinden sich Inflation und Arbeitslosigkeit nicht weit vom Normalzustand entfernt. Die Mittelwerte lagen in dieser Periode bei 1,6 Prozent beziehungsweise 8,6 Prozent. Negativzinsen sind in Anbetracht dieses Umfelds kaum noch zu rechtfertigen.
Letzteres legt auch die Taylor-Regel nahe. Sie approximiert normales Notenbankhandeln. In Zeiten der Eurokrise mit Grexit- und Brexit-Debatten war sie als Richtgröße ungeeignet. Mittlerweile ändert sich dies aber. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen würde die Regel einen Leitzins von über 1,0 Prozent empfehlen.
Schließlich sprechen aber auch technische Argumente gegen ein zu langes Hinausziehen des QE-Programms. Der EZB gehen schlichtweg die kaufbaren Anleihen aus, worauf im Folgenden genauer eingegangen wird. Das Anleihenkaufprogramm der EZB läuft seit über zwei Jahren. Inzwischen hat die Notenbank fast 2.000 Milliarden Euro an Wertpapieren erworben.