Research von Bantleon 2018 wird das Exit-Jahr der EZB

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Umfragen deuten auf Ausweitung

der unternehmerischen Gewinnmargen hin. Im kommenden Jahr dürften überdies die Lohnstückkosten anziehen. Nach Jahren der Abstinenz werden vor allem die Gewerkschaften in Deutschland einen größeren Schluck aus der Pulle fordern.

In Anbetracht dessen sollte sich die Kerninflation 2018 oberhalb von 1,0 Prozent etablieren. Die EZB-Prognose eines Mittelwerts von 1,4 Prozent ist ambitioniert, steht aber weitgehend im Einklang mit unseren Erwartungen. Im Ergebnis wird die Inflation aller Voraussicht nach einen erkennbaren Schritt in Richtung EZB-Ziel machen.

QE-Programm wird 2018 beendet

Von makroökonomischer Seite ist somit die Basis für eine Rückführung des monetären Stimulus gelegt. Die Frage ist aber, wie stark und mit welchen Instrumenten das Rad zurückgedreht wird. Was die Reihenfolge der Instrumente anbetrifft, waren sich die Währungshüter zuletzt einig: Zu-nächst wird das Anleihenkaufprogramm beendet und erst danach an der Zinsschraube gedreht. Dies sei die logische Abfolge. Es wäre demnach nicht sinnvoll, einerseits mit einer Leitzinserhöhung das kurze Ende des Marktes zu belasten, während die Anleihenkäufe andererseits das lange Ende nach wie vor stützen.

Bleibt zu klären, ab wann und mit welcher Geschwindigkeit die Wertpapierkäufe reduziert werden. Die Notenbank hat sich bis zum Jahresende an den aktuellen Ankaufrhythmus von monatlich 60 Milliarden Euro gebunden Gleichzeitig haben EZB-Vertreter angedeutet, dass in diesem Herbst die Strategie für das kommende Jahr diskutiert und der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Als eine Blaupause könnte das Tapering der Federal Reserve im Jahr 2014 dienen. Ausgehend von 85 Milliarden US-Dollar pro Monat hat die Fed die Ankäufe in sieben aufeinanderfolgenden Schritten um jeweils 10 Milliarden US-Dollar auf 15 Milliarden US-Dollar reduziert und ab November 2014 ganz eingestellt. Sie hat indes nicht auf Autopilot geschaltet, sondern behielt sich stets vor, in Abhängigkeit der Daten die Geschwindigkeit des Ausstiegs zu erhöhen oder zu reduzieren.

Gegen ein solch diskretionäres Vorgehen in der Eurozone sprechen die jüngsten Aussagen der Europäischen Währungshüter. Demnach ist von höchster Priorität, die Finanzmärkte nicht zu überraschen. Gefragt seien darüber hinaus „Vorsicht“ und „Geduld“. Außerdem hätte die EZB gute Erfahrungen mit einer langfristigen „forward guidance“ gemacht. All dies spricht dafür, dass die EZB einen Plan für 9 bis 12 Monate präsentieren wird. Auf der Hand liegt, die Ankäufe zunächst von 60 auf 40 Milliarden Euro zu reduzieren. Bindet sich die EZB aber zu lange an diesen einen Schritt, läuft sie Gefahr, in Verzug zu geraten.