Rentenfonds „Entscheidend wird zukünftig die Flexibilität der Strategie“

Fondsberater Bernd Früh, Carsten Garbers und Thomas Lange (v.l.)

Fondsberater Bernd Früh, Carsten Garbers und Thomas Lange (v.l.)

Eine Studie von Morningstar sagt, dass Rentenfonds so riskant sind wie seit der Jahrhundertwende nicht mehr. Die Argumente dafür sind demnach folgende: Die zusammengeschrumpften Renditen von Langfristanleihen machen Rentenfonds anfälliger für stärkere Gewinne und Verluste. Die bevorstehende Zinswende in den USA sorgt schon jetzt für netto-Mittelabflüsse gerade bei langlaufenden Anleihen. Und zuletzt, die vermehrte Nutzung von Derivaten verstärkt die Spekulation am Anleihemarkt und damit die Volatilität.

Die Berenberg Bank wollte wissen, wie Fondsberater zu Rentenfonds stehen und hat sieben Experten zu diesem Thema befragt, mit durchaus kontroversen Ergebnissen.

Müssen wir uns auf eine dauerhaft hohe Volatilität bei den bisher als sicher geltenden Anleihen einstellen?

Dr. Bernd Früh: Die Korrekturphasen am Rentenmarkt im April und Mai sowie im Juni waren ein Vorgeschmack dessen, was über kurz oder lang an Zinsanstieg auf uns zukommen wird. Diese sich perspektivisch einstellende Phase der Zinsnormalisierung dürfte in der Tat mit einer signifikant erhöhten Volatilität verbunden sein.

Thomas Lange: Bei sicheren Staatsanleihen mit mittleren Laufzeiten dürfte es nicht zu einem überdurchschnittlichen Volatilitätsanstieg kommen. Nur das es keine sicheren positiven Erträge mehr dort geben wird. Weil der laufende Zins auch Verluste aus geringen Kursschwankungen nicht ausgleichen kann.

Michael Merz: Absolut. Durch die expansive Politik der Notenbanken rückten Fundamentaldaten an den Rentenmärkten in den letzten Jahren in den Hintergrund. Das ausgeprägte Herdenverhalten der Anleger auf der einen Seite und schrumpfende Handelsbücher der  Investmentbanken auf der anderen Seite erschweren den Risikotransfer erheblich. Wollen alle durch die gleiche Tür, sind Verwerfungen programmiert.

Peter Schneider: Auf jeden Fall! Seit sieben Jahren wurden die Geldmengen rund um den Globus immens ausgedehnt und sehr viel floss davon in die Rentenmärkte. Schon kleine Zinssteigerungen und oder Vertrauensängste werden uns abrupte Bewegungen liefern.

Thomas Singer: Ja, eine höhere Schwankungsintensität wird auch bei den Anleihen zur Normalität werden. Das ist eine Umstellung für den Anleger, aber leider eine Konsequenz der Niedrigzinspolitik.

Carsten Garbers: Aufgrund der mittlerweile überbordenden Staatsverschuldung vieler Industrienationen ist es nur folgerichtig, mit einer anhaltend höheren Volatilität zu rechnen. Zukünftig wird man wohl noch genauer hinschauen müssen, wie die tatsächliche Qualität eines Schuldners ist. Auf die Ratingagenturen verlassen wir uns schon lange nicht mehr.

Michael Gollits: Davon gehen wir aus. Nach fast einem Viertel Jahrhundert global fallender Zinsen wird die Nervosität im Zuge der faktischen Zinswende größer. Zudem kennen die meisten Rentenfondsmanager diese Situation nicht, da sie in diesem Umfeld altersbedingt noch keine Erfahrungen sammeln konnten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Liquiditätssituation allgemein schwierig ist, da Banken mittlerweile nahezu keine eigenen Handelsbestände mehr haben dürfen.