Magere Renditen Bundesanleihen helfen nur der Bilanzstruktur

Christian Chrobok ist Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen der Volkswohl-Bund-Versicherungen: Die Suche nach auskömmlichen Anlagen führt den Maklerversicherer immer häufiger in Schwellenländer.

Christian Chrobok ist Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen der Volkswohl-Bund-Versicherungen: Die Suche nach auskömmlichen Anlagen führt den Maklerversicherer immer häufiger in Schwellenländer. Foto: Volkswohl-Bund-Versicherungen

Festverzinsliche Wertpapiere hatten und haben in den Kapitalanlagen der europäischen Versicherer ihren festen Platz. Anders als Aktien, Immobilien und die häufig illiquiden alternativen Anlagen bilden sie den Kern der Vermögensallokation. Ob das in Zeiten von Nullzinsen noch sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Aufgrund des langfristigen Geschäftsmodells und aufsichtsrechtlicher Vorgaben, etwa durch das Regelwerk Solvency II, das ausgewählte Zinsanlagen durch marginale Eigenmittelanforderungen präferiert, „investieren“ die großen deutschen Lebensversicherer auch heute noch erhebliche Summen in Zinspapiere. 

Aber auch das Bilanzstrukturmanagement, neudeutsch spricht man vom Asset-Liability-Management (ALM), spielt bei der Anlageentscheidung eine große Rolle. ALM bezeichnet die koordinierte Steuerung von Verbindlichkeiten und Kapitalanlagen. 

Anleihen für eine ausgewogene Bilanzstruktur 

Nach Angaben von Christian Chrobok, Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen der Volkswohl-Bund-Versicherungen (Bilanzsumme des Konzerns 2018: 16,2 Milliarden Euro), sind Anleihen mit langen Laufzeiten „selbstverständlich fester Bestandteil unseres Asset-Liabilities-Managements“. Bundesanleihen spielen für den Maklerversicherer aus Dortmund, der im vergangenen Jahr interessanterweise für seine alternativen Investments ausgezeichnet wurde, aufgrund der niedrigen Rendite aktuell aber keine Rolle.

Das ist verständlich, schließlich muss man mittlerweile einen ganz langen Atem haben, um mit Bundesanleihen im Buy-and-hold-Modus Geld zu verdienen. Wer dem Bund heute für 30 Jahre Geld leiht, kann im besten Fall mit einer Rendite von 11 Basispunkten per annum rechnen. Schon Raimund Heischmann, Leiter Portfoliomanagement Renten Staatsanleihen & Covered Bonds bei Munich Ergo Asset Management (Meag), wies gegenüber dem private banking magazin darauf hin, dass die Meag aus strategischer Sicht Anleihen ähnlicher Bonität mit höheren Renditen bevorzugt. Denn: „Bundesanleihen mit negativen Renditen sind für Versicherungen zur Bedeckung von Zahlungsverbindlichkeiten wenig geeignet.“

Christian Chrobok schließt Bundesanleihen derzeit aus seinem Anlageuniversum aus. Es gebe interessantere Anlagen im Staatsbereich, sagt der Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen vom Volkswohl-Bund. Mit Blick auf andere staatliche und supranationale Emittenten mit Spitzen-Rating nennt der Anlageexperte mehrere Alternativen: „Unter der Annahme von Durationen über 20 kommen aus unserer Sicht folgende Emittenten in Frage: Land NRW, Belgien, SNCF oder Societe du Grand Paris.“ 

Alternative Staatsanleihen 

Wenn der Volkswohl-Bund aus regulatorischen Gründen oder aufgrund des Risikomanagements nicht um den Kauf von Staatsanleihen herumkommt, bedient man sich in Dortmund „alternativer Staatsanleihen“, so Chrobok, „die wir nur dann erwerben, sofern der interne Mindestzins erreicht wird“. Dieser Mindestzins leitet sich aus den Garantiezinsverpflichtungen ab. „Unser Anlageuniversum ist global ausgerichtet, so dass wir in viele ausländische Unternehmen investieren und auch schon investiert sind“, betont der preisgekrönte Anlagespezialist gegenüber unserer Redaktion.

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Und auch Anleihen aus Schwellenländern spielen in der Kapitalanlage des Volkswohl-Bunds seit Jahren eine Rolle. „In der Gesamtallokation macht das einen Anteil von weniger als 2,0 Prozent der gesamten Kapitalanlagen aus“, sagt Chrobok und kündigt an, auch in Zukunft auf Anleihen in Schwellenländern zu setzen. Zum einen aufgrund positiver Fundamentaldaten und zum anderen aufgrund der immer noch relativ interessanten Risikoprämien. Dabei kauft die Versicherung sowohl Anleihen in Hart- als auch in Lokalwährungen. 

Der Wechselkurs von Euro und Dollar steht nach Jahren der Aufwertung der US-Währung möglicherweise vor einer Trendwende. Danach gefragt, ob er Anleihen in US-Dollar gegen Währungsverluste absichert und ob sich das überhaupt lohnt, blickt Chrobok zurück in das vergangene Jahr: „Wir haben 2019 den Entschluss gefasst den überwiegenden Teil unserer USD-Investments zu veräußern.“ Insbesondere die kurzfristigen FX-Hedging-Kosten in US-Dollar hätten dabei im Hoch bei rund 3,75 Prozent gelegen, „so dass wir nach Abzug der USD-Rendite kaum noch positive Renditen erzielen hätten können.“

Aktuell näherten sich beide Zinskurven (EUR/USD) wieder langsam an. Vor diesem Hintergrund erwirbt Chrobok mit seinem Team wieder „selektiv Fremdwährungsanleihen“ und setzt dabei auf ein fristenkongruentes währungsübergreifendes Absicherungsgeschäft, einen Cross-Currency Swap.

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