Raus aus der Bank, Teil 14 Wie zwei langjährige Warburg-Banker in die Selbstständigkeit wechseln

Detlef Reinecke (links) und David Lohmann von Reinecke & Lohmann Family Office Services.

Detlef Reinecke (links) und David Lohmann von Reinecke & Lohmann Family Office Services. Foto: Reinecke & Lohmann Family Office Services

Als David Lohmann und Detlef Reinecke Anfang der 1990er Jahre das erste Mal zusammenarbeiten, denken sie noch lange nicht daran, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen. Doch die Basis für diesen Schritt, der erst drei Jahrzehnte später folgt, wird in dieser Zeit gelegt. Das Duo baut damals den institutionellen Vertrieb für das Bankhaus Hallbaum auf. Beide haben bei der Hannoveraner Privatbank bereits zusammen ihre Ausbildung absolviert. Und die gemeinsame Kundenakquise schweißt zusammen.

Seit dem 1. August 2024 sind sie wieder gemeinsam unterwegs – für ihre eigene Gesellschaft, die Reinecke & Lohmann Family Office Services, die unter dem Haftungsdach Finum agiert.

Lange Karrieren beim Bankhaus Hallbaum und der M.M. Warburg & CO

Reinecke machte sich bereits im November 2019 bei Finum als Finanzdienstleister selbstständig. „Ich wollte Kunden weiter individuell betreuen, was innerhalb der Bank immer schwerer wurde“, sagt er. Seit 1991 war Reinecke in unterschiedlichen leitenden Positionen beim Bankhaus Hallbaum tätig. 1999 übernahm er die Filialleitung in Hildesheim. Ab 2016 verantwortete er mehrere Jahre als Direktor das Private Banking am Standort Hannover. Da firmierte die Bank bereits als Zweigniederlassung der M.M. Warburg & CO.

Sein Kollege Lohmann wechselte 2001 als Firmenkundenbetreuer zu der Hamburger Privatbank ins Kredit- und Firmenkundengeschäft. 2005 wurde er in den Vorstand der ehemaligen Tochtergesellschaft M.M. Warburg & CO Luxembourg berufen und baute dort das Verwahrstellengeschäft auf. 2011 wechselte er als Marktfolge-Vorstand zum Bankhaus Hallbaum. Nachdem die Hannoveraner Privatbank 2016 mit dem Mutterhaus verschmolzen wurde, war Lohmann als Generalbevollmächtigter der M.M. Warburg & CO tätig. Von April 2020 bis Mai 2023 war er Geschäftsführer der Warburg Invest Holding.

Nach mehr als 23 Jahren schied Lohmann zum 30. Juni 2024 bei Warburg aus. Ein weiterer Job innerhalb des Bankensektors kam für ihn nicht infrage. „Es hätten sich wohl die wenigsten gefreut, wenn da ein ehemaliger Vorstand kommt und denen nochmal die Welt erklärt“, sagt der 61-Jährige.

Mit eigener Marke unter dem Haftungsdach Finum

Und so kam es, dass er Reinecke unter das Finum-Haftungsdach folgte. Gemeinsam ist das Duo jedoch unter neuem Namen aktiv. „Wir treten mit eigener Marke am Markt auf, weil man uns in der Region Hannover auf Grund unserer langjährigen Hallbaum-Vergangenheit kennt“, erklärt Reinecke. Unter dem Finum-Dach werden nach Angaben der Berliner Gruppe insgesamt Vermögen von rund 2 Milliarden Euro betreut. In Deutschland beraten seit 2004 Private Banker, Vermögensberater und Wealth Manager für Finum Private Finance vermögende Kunden.

Sich als Vermögensverwalter mit Bafin-Lizenz selbstständig zu machen, war indes keine echte Option. „Das hat hohe Hürden, hauptsächlich systemseitig“, sagt Lohmann. „Die Lizenzerlangung und Mindestkapitalanforderungen sind für ein kleines Team noch darstellbar, die Systeme aufsichtskonform einzurichten aber nicht.“ 

 

Zu den Kunden von Reinecke und Lohmann gehören private Vermögensinhaber sowie Stiftungen.„Für Stiftungen begleiten wir hauptsächlich das Ausschreibungs- und Auswahlverfahren eines Vermögensverwalters, kontrollieren die mandatierten Asset Manager, und konsolidieren das Reporting“, so Lohmann. Eine eigene Vermögensverwaltung bieten Reinecke und Lohmann nicht an. Das sei allein aus Vertretungsgesichtspunkten nur schwer darstellbar. 

Neben der Vermögensberatung und sowie Auswahl und Kontrolle von Vermögensverwaltern gehören auch Dienstleistungen wie das Liquiditäts-Management, Reporting, Erbfall- und Unternehmensnachfolgeplanung, Testamentsvollstreckung, Patientenverfügungen oder Rechnungsüberwachung zum Angebot des Unternehmens. „Family Office Services sind für uns die additiven Dienstleistungen um die reine Vermögensallokation herum“, erklärt Lohmann den Zusatz im Frmennamen. „Als neutraler unabhängiger Berater für einen Vermögensinhaber die beste Lösung am Markt zu finden, ist einer der Gedanke der Family-Office-Services“, fügt Reinecke an.

Alle Teile der Serie „Raus aus der Bank“ im Überblick:

Auch zu Finanzierungen beraten Reinecke und Lohmann. Die Auswahl eines Finanzierungspartners laufe ähnlich wie die Auswahl eines Asset Managers. Als Finum-Kooperationspartner könne die Gesellschaft im Bereich Finanzierungen auf rund 200 Kreditinstitute in Deutschland zugreifen und sei damit gut aufgestellt, so Reinecke. „Zusätzlich nutzen wir für die komplexeren Finanzierungen die eigenen Kontakte zu Banken und verhandeln auf einer anderen Ebene als es der Kunde kann.“

Dass sie ihre Kunden sowohl auf der Vermögens- als auch Finanzierungsseite beraten, sehen Reinecke und Lohmann als unerlässlich an. Rund 70 Prozent der Wealth-Management-Kunden haben in Deutschland einen unternehmerischen Hintergrund. „Unternehmer haben ihren Hauptvermögensanteil im Unternehmen gebunden. Wer sich um das Unternehmensvermögen nicht kümmert, wird kaum eine Chance haben, den Kunden für die Vermögensanlage zu gewinnen“, sagt Lohmann.

Keine Einstiegsgrößen in der Vermögensverwaltung

Mindestvolumen in der Vermögensverwaltung gibt es bei Reinecke und Lohmann im Übrigen nicht. „Mit Mindestgrößen müssen Anbieter arbeiten, um auf ihre Kosten zu kommen. Auf die kommen wir mit unseren Gebühren – von denen wir nicht abweichen“, betont Lohmann. Möchte ein Kunde mit einem kleinen Volumen in der Vermögensverwaltung auch Family-Office-Dienstleistungen in Anspruch nehmen, muss dieser sich jedoch bewusst sein, dass der Kostenanteil höher ist.

Die Freiheit bei der Kundenauswahl ist für die langjährigen Banker ein Vorzug ihrer Selbstständigkeit. In der Bank seien fallweise mehrere begründete Anträge notwendig gewesen, um einen Kunden anzunehmen, der Mindestvolumen nicht mitbringt. Das ist für sie nun nicht mehr nötig. „Wenn ein Kunde für seinen Enkel einen Sparplan einrichten will, können wir das machen. Wir können für ein Vermögen von 100.000 Euro zum Beispiel eine Vermögensverwaltung auf Fondsbasis anbieten, ab 500.000 Euro auf Einzeltitelbasis“, sagt Reinecke.

In der Vermögensverwaltung stehe der Reinecke & Lohmann Family Office Services ein breites Produktspektrum zur Verfügung. „Und wenn ein Produkt nicht enthalten ist, macht die Finum eine Prüfung und nimmt es in der Regel mit auf“, sagt Reinecke. Entsprechend gebe es auch keine Vertriebserwartung, die ein freier Berater erfüllen muss.

Wenn überhaupt, formulieren Reinecke und Lohmann ihre Vertriebsziele nun selbst. Dabei dürften ihnen auch die Erfahrungen aus den 90er Jahren helfen, als sie noch für das Bankhaus Hallbaum tätig waren. „Wir wissen, dass wir das in der jetzigen Situation auch anwenden können“, sagt Lohmann. Und Reinecke ergänzt: „Das Anklopfen bei Kunden fällt uns nicht schwer.“

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