Reformvorschläge Die Politik sollte grüne Anleihen fördern

Seite 3 / 3

Diese Vereinheitlichung wäre zunächst eine freiwillige Richtlinie. Doch durch die Einbindung der EU würden die Emittenten die Norm de facto einhalten müssen. Gleichzeitig würde dies eine globale Harmonisierung fördern. China hat bereits signalisiert, den EU Green Bond Standard verwenden zu wollen, um europäisches Kapital anzuziehen. Zudem wird Peking die sogenannte saubere Kohle aus der Liste der anerkannten Projekte für grüne Anleihen in naher Zukunft streichen – ein Schritt in die richtige Richtung.

Drittens sollten Green-Bond-Kontrakte mit einem Sicherheitsnetz ausgestattet werden. Denn die meisten Verträge enthalten keine Bestimmungen für den Fall, dass ein Emittent gegen seine Zusagen verstößt – und für die Anleger herrscht Unsicherheit, welche Rechtsmittel möglich sind. Um dieses Risiko zu verringern, sollten Verträge standardisierte Regelungen enthalten, wie bei Verstößen gegen den vereinbarten Verwendungszweck vorzugehen ist. Diese Regelungen sollten zudem die Interessen von Investoren und Emittenten in Einklang bringen. Auch Mechanismen zur Beilegung von Streitigkeiten sind wichtig.

ESG zählt

Diese drei Punkte können dazu beitragen, das Wachstum grüner Anleihen zu beschleunigen – und dadurch Klimaschutzprojekte zu fördern und Green Finance als seriöse Geldanlage zu etablieren. Doch das wird nicht ausreichen, um das Kapital für die Bekämpfung des Klimawandels aufzubringen. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass jährlich weltweit rund eine Billion US-Dollar benötigt werden, um den Übergang zu einer CO2-freien Wirtschaft zu finanzieren. 

Sie sind neugierig aufs Private Banking?

Wir auch. Abonnieren Sie unseren Newsletter „pbm daily“. Wir versorgen Sie vier Tage die Woche mit aktuellen Nachrichten und exklusiven Personalien aus der Welt des Private Bankings.

Wenn grüne Anleihen wirklich etwas bewirken sollen, dürfen sie nicht als Deckmäntelchen für Emittenten und Investoren genutzt werden, die Umweltbewusstsein zeigen möchten, ohne ESG-Kriterien in ihren Organisationen zu verankern.

Genau wie die Aktionäre sollten auch die Anleiheinvestoren mit allen emittierenden Unternehmen und Regierungen zusammenarbeiten. Sie sollten den Einsatz bewährter Vorgehensweisen hinsichtlich ESG sicherstellen – nicht nur bei den ausgewählten Projekten, die durch grüne Anleihen finanziert werden. Grüne Anleihen müssen Teil der breiteren Bewegung zur Beachtung von ESG-Kriterien im gesamten globalen Finanzbereich sein. Nur dann können wir sicherstellen, dass Green Bonds mehr als nur eine vorübergehende Modeerscheinung sind.


Über den Autor:
Colin Purdie ist Investmentchef im Bereich Credit bei der Fondsgesellschaft Aviva Investors. Vor seinem Wechsel zu Aviva im Jahr 2010 war er Fondsmanager und Bankanalyst bei Aegon Asset Management. Purdie begann seine Karriere 2002 bei der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen