KPMG-Studie Refinitiv-Deal ist größtes Fintech-Investment im Rekordjahr 2021

Blick auf die Skyline des Londoner Bankenviertels Canary Wharf

Blick auf die Skyline des Londoner Bankenviertels Canary Wharf: Die Londoner Börse berappte eine Milliardensumme für den Datendienstleister Refinitv. Aber auch Banken, Asset Manager und Wealth-Management-Konzerne investierten 2021 in Fintechs. Foto: Imago Images / agefotostock

Nie gab es mehr Investments in Fintechs als im vergangenen Jahr. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfung KPMG, die im Rekordjahr 2021 insgesamt 5.684 Deals zählte. Das Volumen wuchs demnach um 68 Prozent auf 210 Milliarden Dollar, wobei die Venture-Capital-Aktivitäten von Unternehmen mit rund 50 Milliarden Unternehmen ebenfalls einen Rekord ausmachten.

Hinter der hohen Nachfrage nach Fintechs steckt laut der Studienautoren auch der Druck, der auf klassischen Finanzunternehmen wie Banken, Asset Managern oder Vermögensverwaltern lastet. So würde das Interesse an Geschäftsmodellen, die klassische Banken ersetzen oder zumindest die Core-Banking-Plattformen modernisieren könnten, weiter steigen.


In der Vergangenheit waren noch Fintechs gefragt, die Endkunden direkt ansprechen – wie beispielsweise die Neobank N26 oder der Neobroker Trade Republic. „Da viele dieser Geschäftsmodelle ausgereift sind, wird der nächste große Schub, den wir hier neben Kryptowährungen erwarten, wahrscheinlich im B2B-Bereich stattfinden, da Fintechs versuchen, systemischere Probleme anzugehen und bestehende Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Finanzprozesse und den Wert für die Kunden zu verbessern“, erklärt Bernd Oppold, Partner bei KPMG im Bereich Finanzdienstleistungen.

Auch beim wichtigsten Deal 2021 trifft ein klassischer Finanzkonzern auf ein B2B-Fintech: Die Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv durch die Londoner Börse, die 14,8 Milliarden US-Dollar schwer war. führt das Ranking der größten Deals im vergangenen Jahr an. Danach folgt der dänische Zahlungsdienstleister Nets mit 9,2 sowie der US-Konzern Adenza mit 3,75 Milliarden Dollar. Adenza entwickelt und vertreibt Software in den Bereichen Risikomanagement, Kapitalmärkten und Investment Management.  

Payments bleiben an der Spitze, Wealth Manager suchen Übernahmeziele

Die meisten Fintech-Investments gab es laut der Studienautoren im Bereich Payments, in dem über 50 Milliarden Dollar investiert wurden. Dazu kommt das boomende Feld der Blockchain- und Kryptowährungsunternehmen mit einem Volumen von insgesamt 30,2 Milliarden Dollar. Weitere Investitionen wurden im Bereich Wealthtech mit 1,6 Milliarden, Cybersecurity mit 4,8 Milliarden, Regtech mit 9,9 und Insurtech mit 14,4 Milliarden Dollar umgesetzt.

Während die Investitionen in Fintechs aus dem Regulierungs- und Versicherungsbereich im Volumen recht stabil blieben, wuchs besonders das Interesse an Wealthtech-Unternehmen. So übernahm etwa die US-Bank JP Morgan das Fintech Nutmeg, das als Online-Vermögensverwalter Anlagen für seine Nutzer umsetzt. Besonders in Europa sei ein Trend zu mehr Übernahmen von Wealthtec-Unternehmen beobachtbar gewesen, erklären die Studienautoren: „Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, da sie ihre Präsenz in der Vermögensverwaltung ausbauen wollen – insbesondere im Bereich der vermögenden Anleger.“

Nachhaltigkeit spielt auch bei Fintechs eine Rolle

Für 2022 sehen die KPMG-Analysten sechs Faktoren, die die Fintech-Landschaft beeinflussen dürften:

  • Banken setzen auf Embedded Finance (Integrieren von Finanzdienstleistungen in Nicht-Banken)
  • Embedded Finance führt zu höherem Regulierungsdruck
  • Fintechs setzen sich als Datenunternehmen in Szene
  • ESG-Fintechs profitieren vom Trend zu mehr Nachhaltigkeit
  • Mehr Fintech-Deals in unterentwickelten Regionen
  • Unicorn-Bewertungen werden in Industriestaaten mehr Regel als Ausnahme

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