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Recycling Kreislaufwirtschaft ist attraktiver als Konsumverzicht

Automesse IAA Mobility in München

Automesse IAA Mobility in München: Mit dem i Vision Circular hat ein deutscher Autohersteller ein zu 100 Prozent aus Altmaterial und nachwachsenden Rohstoffen hergestelltes Auto vorgestellt. Foto: Imago Images / Eibner Europa

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Bislang waren Nachhaltigkeitsstrategien darauf ausgerichtet, Belastungen durch den Produktionsprozess für Umwelt und Gesellschaft zu begrenzen. Der lineare Prozess wurde dagegen nicht infrage gestellt: Rohstoffe werden gewonnen, verarbeitet, verbraucht und schließlich vernichtet.

Seit einigen Jahren steht dieser tradierte Prozess in der Kritik, denn er setzt auf unbegrenzte Rohstoffreserven. Mittlerweile ist aber offensichtlich, dass Rohstoffe immer knapper werden. Selbst die Versorgung mit scheinbar unbegrenzt verfügbaren Rohstoffen wie Wasser ist unsicher und gefährdet.

Verzicht ist keine Lösung

Diese Erkenntnis ist unumstritten, ruft aber unterschiedliche Reaktionen hervor. Die allgemeine Angst vor einem Versiegen der Ressourcen verschafft jenen Zulauf, die Nullwachstum, Genügsamkeit oder Verzicht fordern. Ihre Lösungen stellen aber die Basis für unser Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell grundsätzlich infrage.

Die Kreislaufwirtschaft ist pragmatischer. Ihre Prämisse ist, dass der lineare Produktionsprozess knappe und wertvolle Rohstoffe aufzehrt: 57 Prozent aller Abfälle der Europäischen Union werden deponiert oder verbrannt. Um Ressourcenaufzehrung zu beenden, müssen wir also die Rohstoffe, die wir derzeit massenweise vernichten, in den Produktionsprozess zurückführen. Das bedeutet, möglichst viel aus Abfällen herzustellen, die Nutzungsdauer der Produkte zu verlängern und sie recyclingfähiger zu machen.

Recycling verringert den Bedarf

Wenn wir Recycling, Nutzungsverlängerung und Aufarbeitung systematisch vorantreiben, verringert sich automatisch der Bedarf an Primärrohstoffen und damit auch der erhebliche Energieverbrauch bei deren Förderung. Vor allem werden dadurch Recycling-Schleifen auf lokaler Ebene geschaffen, ja sogar neue Dienstleistungen entwickelt. So schafft die Kreislaufwirtschaft Arbeitsplätze, und zwar sowohl für hochqualifizierte Kräfte (Ingenieure, Elektroniker, Informatiker) als auch für spezialisierte Handwerker und weniger Qualifizierte. Schätzungen zufolge können in Europa bis 2035 zwei Millionen Arbeitsplätze entstehen.

 

Dieses Modell beinhaltet sehr konkrete Empfehlungen für die Produktionskette: Mehr Wartung und Reparatur, um Güter länger nutzen zu können; Ausbau des Gebrauchtwarenmarkts, um ausgemusterte, aber funktionsfähige Produkte erneut verkaufen zu können; mehr Aufarbeitung, um veraltete Produkte neu vermarkten zu können; und schließlich recyclingfähige Produktkomponenten.

Die Fertigungsindustrie muss sich umstellen

Die Anforderungen sind sehr hoch. Unternehmen müssen ihren Produktionsprozess überarbeiten und bereits bei der Produktkonstruktion Aufarbeitungstechniken oder Recyclingkomponenten einplanen, was ein sogenanntes Ökodesign erforderlich macht. Außerdem müssen sie ein der Kreislaufwirtschaft dienliches Umfeld schaffen: Wenn die Abfälle der einen die Grundstoffe der anderen werden, müssen vorher Logistik- und Wirtschaftskreisläufe für den Ressourcenaustausch geplant werden.

Regulierung ist unabdingbar

Um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen, sind aufsichtsrechtliche Veränderungen unabdingbar. Bis 2035 will die Europäische Union mit Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft (dem Recycling von 65 Prozent der Siedlungsabfälle und von 75 Prozent der Verpackungsabfälle) 500 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Zu diesem Zweck hat sie vor Kurzem Plastiksäcke verboten. Der Zwangscharakter solcher Maßnahmen – egal ob sie den Hersteller oder den Verbraucher betreffen – ist jedoch nicht zu übersehen.

Aber auch Anleger können die Kreislaufwirtschaft fördern, wenn sie einschlägige Anlagekriterien entwickeln: Will das Unternehmen die Wartung verbessern? Ist es auf Gebrauchtwaren spezialisiert wie eBay? Verkauft es aufgearbeitete Produkte wie Dell, HP, Philips? Verkauft es Recyclingprodukte wie Umicor? Verwendet das Unternehmen Recyclingmaterial? Optimiert es den Energieverbrauch? Verwendet es einen Teil seines Forschungs- und Entwicklungsbudgets für Ökodesign wie Google bei seinem Project ARA? Entwickelt es, beispielsweise als landwirtschaftliches Unternehmen, aus Abfällen neue Produkte?

Mit Kooperation in die Zukunft

Die Kreislaufwirtschaft ist keine Fiktion. Sie beruht auf sinnvollen Initiativen und organisierten Maßnahmen. Vor allem fördert sie die Zusammenarbeit und den Gemeinschaftssinn von Akteuren, die sich zu oft gegenseitig misstrauen: Privatanleger, Unternehmen, Staatsorgane und Bürger müssen ihr Verhältnis zu Wirtschaft, Produktion, Wachstum und Umverteilung neu definieren und ihre Beziehungen kontinuierlich pflegen.

Das stellt uns heute vor große Herausforderungen. Meistern werden wir sie nur, wenn wir auf kollektive Intelligenz setzen und alle zusammenarbeiten.

Warum es eine Anlagestrategie zur Bekämpfung der Ressourcenverknappung und Abfallerzeugung braucht, erklären die Candriam-Portfoliomanager David Czupryna und Bastien Dublanc im Video.

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