Rechnet ihr Fonds noch oder denkt er schon? Wie Künstliche Intelligenz das Asset Management verändert

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Kriterium 2: Die Auswertung von Alternativen Daten ist ein wichtiger Hinweis auf den Einsatz von KI-Technologie.

Unter dem Begriff „Alternative Daten“ werden Datensätze und -quellen zusammengefasst, die oft erst in den vergangenen Jahren erstellt oder verfügbar wurden. Sie heben sich von klassischen Daten wie zum Beispiel Aktienpreisen oder Zinskurven ab und lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Entweder liegen sie strukturiert, zum Beispiel in Form einer Tabelle vor, oder noch unstrukturiert zum Beispiel in Form eines Satellitenbildes oder Blog Posts. Speziell bei der Verarbeitung unstrukturierter Daten bieten sich Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz an.

Im Beispiel des Satellitenbildes sucht etwa ein künstliches neuronales Netzwerk nach Öltankern, in einem zweiten Schritt wird anhand des Sonnenstands und des Schattenwurfs deren Füllstand geschätzt. Ein Blog Post wiederum kann mit Methoden des Natural Language Understanding (NLU) auf seine inhaltlichen Zusammenhänge analysiert werden. Die Verwendung von Alternativen Daten kann als klares Indiz angesehen werden, dass es sich um eine KI-Strategie handelt, auch wenn es natürlich auch Quant-Strategien gibt, die vermehrt Alternative Daten verwenden.

Kriterium 3: Bei vielen quantitativen Strategien wächst die Bedeutung von KI. Revolutionärer sind aber oft die Branchenneulinge.

Vermutlich beschäftigt sich die Mehrzahl quantitativer Manager bereits mit Algorithmen und Methoden, die oft im Zusammenhang mit KI eingesetzt werden. Zum Beispiel lassen sich Zeitreihen mit einem neuronalen Netzwerk analysieren. Oder es kommt bereits vor, statt eines bestehenden Entscheidungsbaums ihren modernen Verwandten, einen sogenannten Random Forest, zu verwenden. Dabei handelt es sich um ein Klassifikationsverfahren, das aus mehreren unkorrelierten Entscheidungsbäumen besteht. Diejenigen quantitativ ausgerichteten Manager, die die jüngsten wissenschaftlichen Ergebnisse konsequent verfolgen und sich zu Nutze machen, entwickeln sich allmählich in Richtung KI.

Einen ganz anderen Einfluss hat die KI bereits dort, wo Branchenneulinge, meist Datenwissenschaftler, in den Markt drängen. Diese versuchen nicht, einen althergebrachten Investmentprozess punktuell mit neuen Algorithmen zu modernisieren. Sie beginnen auf der sprichwörtlich grünen Wiese und gehen den umgekehrten Weg: Sie sind versiert im Umgang mit KI und suchen nun einen Investmentprozess, den sie damit steuern können.

Ausblick: Der Mensch muss im modernen Asset Management seine Rolle neu definieren.

Noch sind die erzielten Ergebnisse im Asset Management gemischt, aber die KI lernt ständig dazu und künftig wird es bessere Daten sowie Werkzeuge geben. Wir halten tiefgreifende Veränderungen in der Branche für unausweichlich. Die Frage ist nicht, ob Mensch oder Maschine die Oberhand gewinnt. Der Mensch wird weiter eine zentrale Rolle im Asset Management spielen, er wird seine Rolle aber neu definieren müssen.

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Über den Autor:
Günter Jäger ist Gründer und Chef der vor 10 Jahren gegründeten Plexus Investments. Vorher leitete er das Portfoliomanagement des fürstlichen Portfolios sowie der Multimanager-Produkte bei LGT Capital Management in Pfäffikon. Mit seiner KI Denkfabrik bietet er eine Informationsplattform für Investoren, außerdem arbeitet er aktuell gemeinsam mit dem Third-Party-Administration-Team der Oddo BHF Asset Management Lux daran, ein Investment-Vehikel für institutionelle Kunden aufzulegen, das Zugang zu Fondsmanagern ermöglicht, die KI im Investment-Prozess anwenden. In Planung ist auch ein KI-Index, der die Performance entsprechender Strategien abbilden und so zeigen soll, ob KI im Asset Management die Erwartungen erfüllen kann. 

 

 

 

 

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