Rechnet ihr Fonds noch oder denkt er schon? Wie Künstliche Intelligenz das Asset Management verändert

Günter Jäger: „Der Mensch wird weiter eine zentrale Rolle im Asset Management spielen, er wird seine Rolle aber neu definieren müssen“.

Günter Jäger: „Der Mensch wird weiter eine zentrale Rolle im Asset Management spielen, er wird seine Rolle aber neu definieren müssen“.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Phänomen, das künftig alle Bereiche des Lebens erfassen wird und daher zu recht das Schlagwort der Stunde. Ihren Einfluss erleben wir jeden Tag - bewusst oder unbewusst. Ob nun personalisierte Anzeigen bei Google, die Kaufvorschläge bei Amazon, die Verkehrsführung im Navi, die Antworten des Sprachassistenten Siri oder die Gesichtserkennung bei Facebook – bei keinem dieser Fälle hat noch ein Mensch seine Finger im Spiel. Da es viel zu aufwändig wäre, Regeln von Hand zu definieren, die alle denkbaren Muster erfassen, übernimmt stattdessen ein Algorithmus.

Um ihre Aufgabe zu erfüllen, lernen diese Systeme selbstständig und – mithilfe Künstlicher Intelligenz – sehr schnell. Einige Beobachter sprechen deshalb bereits von der nächsten industriellen Revolution: „Nach einem halben Jahrhundert an Fehlstarts und Hypes beginnt die KI nun endlich, die Wirtschaft zu transformieren“, schreibt Erik Brynjolfsson, Direktor der MIT Initiative on the Digital Economy, in einem Gastbeitrag für die Washington Post.

Brynjolfssons Einschätzung gilt jedoch nicht für alle Bereiche. Zwar setzen viele Asset Manager bei Ihren Investitionen gerne auf Unternehmen, die sich durch innovativen Einsatz Künstlicher Intelligenz von der Konkurrenz abheben. Doch beim Kern des Asset Management, also der Auswahl von Anlagevehikeln und dem Timing von Investitionsentscheidungen, steht der Einsatz Künstlicher Intelligenz noch am Anfang.

Generell scheinen sich die Anlagestile in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert zu haben. So ist die von Warren Buffet geprägte Value-Strategie seit Ende der Sechziger Jahre weitestgehend gleich geblieben. Obwohl James Simons bereits 1982 mit Renaissance Technologies einen der berühmtesten quantitativen Hedgefonds startete, konnte sich die breite Masse nicht mit systematischen Anlagestrategien anfreunden.