Reale Gefahr oder populäres Medienthema? Das geheimnisvolle Wesen der Spekulationsblasen

Karl-Heinz Thielmann ist der Vorstand vom Long-Term Investing Research - Institut für die langfristige Kapitalanlage

Karl-Heinz Thielmann ist der Vorstand vom Long-Term Investing Research - Institut für die langfristige Kapitalanlage

Der Blasen-Alarm hört nicht mehr auf: Jeder Analyst, Finanzjournalist, oder Ökonom, der etwas auf sich hält, warnt vor einer Spekulationsblase.

Ob Aktien, Immobilien, Kunst, Bitcoins, Rohstoffe oder Rentenpapiere, kaum ein Anlagesegment am Kapitalmarkt findet sich noch, bei dem nicht irgendein Experte die Gefahr der Blasenbildung identifiziert hat.

Inzwischen stimmen auch immer mehr Politiker mit ein; so warnte erst unlängst Bundesfinanzminister Schäuble vor einer Spekulationsblase am Immobilienmarkt.

Es gibt keine starke Preissteigerung am Kapitalmarkt mehr, ohne dass diese sofort irgendwo aufgeregt als Spekulationsblase bezeichnet wird. Dies lässt sich auch in Zahlen zeigen.

So hat die Financial Times unlängst ermittelt, dass seit 2013 allein in Artikeln der englischsprachigen Finanzpresse die Verwendung des Begriffes „speculative bubble“ im Vergleich zu den Vorjahren um ca. 60 Prozent gestiegen ist.

Doch drohen gerade jetzt in unserem Finanzsystem mehr Spekulationsblasen als sonst? Sind diese Blasen wirklich als solche klar erkennbar? Und sind sie immer und überall so gefährlich, wie allgemein befürchtet wird? Oder gibt es andere Gründe für den Boom an Veröffentlichungen über dieses Thema?

Gibt es überhaupt Spekulationsblasen?

Eugene Fama, Nobelpreisträger sowie geistiger Vater und Verfechter der Effizienzmarkthypothese, spielt bei den vielfältigen Blasenwarnungen gerne den Spielverderber.

Seiner Ansicht nach gibt es keine Spekulationsblasen, weil ihre Existenz voraussetzten würde, dass man Kursstürze prognostizieren kann.

Für ihn ist der Begriff der Spekulationsblase eine nachträgliche Konstruktion, die zur Rechtfertigung von Kursstürzen infolge von starken Kursanstiegen verwendet wird. Im Moment des Kursanstiegs kann man laut Fama nicht wissen, ob dieser anhält oder wieder in sich zusammenbricht.

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