Sachwerte (Real Assets) können nachweislich zu einer besseren Wertentwicklung von Anlageportfolios beitragen. Gleichzeitig gibt es Fragen in Bezug auf die optimale Umsetzung. Um diese zu beantworten, will folgende Analyse die potenziellen Auswirkungen einer Beimischung von Real Assets in Portfolios mit unterschiedlichen Risikoprofilen und Restriktionen aufzeigen.
Die Analyse umfasst vier Teilkategorien von Real Assets: Agrarflächen, Waldflächen, Immobilien und Infrastruktur. Die Daten wurden auf Basis der rollierenden Gesamtrendite über ein Jahr berechnet – auf Quartalsbasis für den Zeitraum 31. Dezember 1991 bis zum 31. Dezember 2021, sofern nicht anders angegeben. Die Anlageklassen sind durch folgende Indizes dargestellt (siehe Abbildung 1).
Vier grundsätzliche Vorzüge
Zunächst einmal untermauern die Ergebnisse der Analyse die langfristige Anlagethese, dass Real Assets auf unterschiedliche Weise zu einem besseren Ertrag traditioneller Portfolios beitragen können. Dabei stehen vier Aspekte im Vordergrund:
Diversifizierung: Real Assets sind nachweislich gute Diversifikatoren mit einer geringen oder negativen Korrelation zu traditionellen Aktien und Anleihen – und untereinander (siehe Abbildung 1). Außerbörsliche Anlagen bewegen sich selten im Gleichschritt mit traditionellen Vermögenswerten oder Rohstoffen – was zum Teil daran liegt, dass sie relativ illiquide sind, denn sie werden nicht an öffentlichen Märkten gehandelt.
· Inflationsabsicherung: Real Assets biete einen nachweislich guten Inflationsschutz. Wie Abbildung zwei zeigt, haben Wald- und Agrarflächen seit 1991 durchschnittliche jährliche Renditen von 9,2 beziehungsweise 10,9 Prozent erzielt – mehr als das Doppelte der Inflationsrate von 2 bis 4 Prozent im gleichen Zeitraum. In ähnlicher Weise bieten Immobilien einen Inflationsschutz durch jährliche Mieterhöhungen und den steigenden Wert von Gebäuden sowie Grundstücken in begehrten Lagen.
Weil die Zahlungsströme aus einigen Infrastrukturanlagen an das Preisniveau gekoppelt sind, können diese Vermögenswerte in wirtschaftlich schwierigen Phasen aufgrund ihres Grundversorgungscharakters häufig eine defensive Rolle in Portfolios spielen.
· Höhere risikobereinigte Renditen: In den vergangenen 30 Jahren haben Real Assets ähnliche oder höhere Renditen als Aktien bei einer wesentlich geringeren Volatilität erzielt. Dies führte zu höheren risikobereinigten Renditen beziehungsweise Sharpe Ratios (siehe Abbildung 2). Im Vergleich zu US-amerikanischen und globalen Anleihen boten Real Assets trotz ihrer höheren Volatilität in der Regel ähnliche oder höhere risikobereinigte Renditen.
· Liability Matching-Merkmale: Real Assets können potenziell anleiheähnliche laufende Erträge aus Mietverträgen sowie Einnahmen aus dem Verkauf von Verbrauchsgütern erzielen. Langfristige Kapitalzuwächse aus steigenden Grundstückswerten können auch zur Deckung künftiger Verbindlichkeiten beitragen.
Neben diesen grundsätzlichen Vorzügen liefert die Analyse vier Erkenntnisse zum Wertbeitrag von Real Assets in Gesamtportfolios. Auf diese gehen wir im Folgenden ein.
1. Bessere risikobereinigte Portfoliorendite
In der dritten Abbildung wird erkennbar, welchen Effekt eine Beimischung von Agrarflächen, Waldflächen, Real Estate und Infrastruktur zu einem Aktien-/Anleihen-Portfolio auf die Effizienzkurve hat. In der Tabelle finden sich auch die Auswirkungen einer Kombination aller vier Kategorien. In diesem Beispiel haben wir die Real Asset-Allokation auf 20 Prozent beschränkt, wobei die vier Teilklassen mit je 5 Prozent gewichtet sind.
Folgende Ergebnisse sind zu erkennen:
- Alle Real Asset-Kategorien haben die Rendite verbessert, wobei das Risiko ähnlich geblieben oder gesunken ist. In Summe führte dies zu höheren Sharpe Ratios.
- Agrarflächen hatten die größten Auswirkungen auf die Rendite und erhielten in einem uneingeschränkten Portfolio die höchste Allokation von 49 Prozent. Mit je 31 Prozent hatten Real Estate und Infrastruktur die zweitgrößten Auswirkungen auf die Rendite, gefolgt von Waldflächen mit 26 Prozent.
- Die Diversifizierung eines Aktien-/Anleihen- Portfolios mit einer Allokation von 5 Prozent in jede der vier Real Asset-Teilklassen erhöhte die jährliche Rendite um 25 Basispunkte und reduzierte das Risiko um 96 Basispunkte, was zu einer höheren Sharpe Ratio führte.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse, selbst bei einer realistischen Beschränkung des Engagements in Real Assets, für eine Diversifizierung traditioneller Portfolios mit mehreren Kategorien von Sachwerten. Die Restriktionen spiegeln Angebotsbeschränkungen, die relative Illiquidität von Sachwerten, ihre relativ hohen Transaktionskosten und die begrenzte Historie der Analyse wider.
2. Besser als börsengehandelte Rohstoffe und Immobilienaktien
Da viele institutionelle Investoren bereits in REITs und Rohstoffen wie Metallen oder Öl und Gas investiert sind, verglichen wir auch die Auswirkungen einer Kombination privater Real Assets mit börsengehandelten Aktien. Bei dieser Analyse wurden feste Allokationen verwendet und alternative Anlagen im Einklang mit realistischen Grenzwerten auf 20 Prozent des Portfolios beschränkt.
In der vierten Abbildung verglichen wir drei Portfolios mit einer festen Allokation von 80 Prozent in Aktien und Anleihen im Verhältnis 60/40 sowie einer Allokation von 20 Prozent in alternative Anlagen. Innerhalb dieser Alternatives-Quote umfasst das erste Portfolio vier Kategorien privater Real Assets (Wald, Agrar, Immobilien, Infrastruktur) mit einer Gewichtung von jeweils 5 Prozent.
Das zweite Portfolio beinhaltet vier Kategorien börsengehandelter Real Assets (Holz-ETCs, Agrar-ETCs, Infrastrukturaktien, REITs) mit einer Gewichtung von jeweils 5 Prozent. Das dritte Portfolio kombiniert außerbörsliche und börsengehandelte Real Assets mit einer Gewichtung von jeweils 2,5 Prozent.
Folgende Erkenntnisse lassen sich festhalten:
· Private Real Assets erhöhten die Portfoliorendite und reduzierten die Volatilität, was zu einer höheren Sharpe Ratio im Vergleich zu börsengehandelten Rohstoffen (ETCs), Infrastrukturaktien und REITs führte. Dies zeigt sich im Vergleich der Performance des ersten und zweiten Portfolios (siehe Abbildung 4.)
· Private Real Assets halfen, das Volatilitätsrisiko börsengehandelter Rohstoffe (ETCs), Infrastruktur und REITs zu diversifizieren. Dies verdeutlicht ein Vergleich der Performance vom zweiten zum dritten Portfolio (siehe Abbildung 4). Die Kombination nicht börsennotierter und börsennotierter Anlagen im dritten Portfolio erhöhte die Rendite um 11 Basispunkte und reduzierte die Volatilität um 114 Basispunkte, was zu einer höheren Sharpe Ratio im Vergleich zum zweiten Portfolio führte.
3. Auch als kleinere Beimischung effektiv
Die Ergebnisse von Mean Variance-Optimierungen (die erwartete Rendite (Mean) und die Varianz ebendieser Rendite (Variance) können extreme Allokationen in einzelne Anlagewerte nahelegen, wenn man nur die Renditen über den Betrachtungszeitraum betrachtet.
Für die meisten institutionellen Investoren wären Allokationen von über 25 Prozent in einzelne Unterklassen von privaten Real Assets jedoch unrealistisch. Die meisten Portfolios würden keine ausreichende Liquidität zur Deckung kurzfristiger Ausgabeverpflichtungen bieten, und die Investoren hätten Schwierigkeiten, genügend Agrar- und Waldflächen zu erwerben.
Außerdem sprechen noch offene Fragen in Bezug auf Beschränkungen und die relativ kurze Historie der Indexdaten gegen derart hohe Real Asset-Allokationen. Daher betrachtet die folgende Analyse zwei Modellportfolios mit einer konservativen (20 Prozent Aktien, 80 Prozent Anleihen) beziehungsweise aggressiven Ausrichtung (80 Prozent Aktien,20 Prozent Anleihen). Die Real Asset-Allokation ist im konservativen Portfolio auf insgesamt 10 Prozent (2,5 Prozent je Kategorie) beschränkt und im aggressiven Portfolio auf 20 Prozent (5 Prozent je Kategorie).
Daraus lassen sich folgende Ergebnisse ziehen:
- Trotz der Allokationsobergrenzen hat die Beimischung von Real Assets die Volatilität im Vergleich zum reinen Aktien-/Anleihen-Portfolio reduziert – und so zu einer höheren risikobereinigten Rendite (Abbildung 5) geführt.
- Insgesamt signalisiert die historische Performance, dass sich die risikobereinigten Renditen von Anlageportfolios durch Allokationen in Real Assets verbessern lassen – auch wenn diese nur einen Bruchteil der uneingeschränkten Allokation ausmachen und damit für institutionelle Investoren realistisch sind.
4. Positive Wirkung aller untersuchten Real Assets
Der nächste Analyseschritt zeigt, wie die verschiedenen Teilklassen privater Real Assets in einem Portfolio zusammenwirken, das ausschließlich aus privaten Sachwerten besteht. Es wurde untersucht, wie sich die Struktur infolge unterschiedlicher Anlageziele ändern kann.
Eine Effizienzkurvenbetrachtung auf der Grundlage von Agrarflächen, Waldflächen, Real Estate und Infrastruktur ermöglichte einen Vergleich von drei Portfolios mit der höchsten Effizienz, dem geringsten Risiko und der höchsten Rendite (sieh Abbildung 6).
In Anbetracht der unterschiedlichen Größe der investierbaren Märkte wurden die Allokationen in Agrarflächen, Waldflächen und Infrastruktur beschränkt, um das Anlageuniversum, die Größe und die Liquiditätsvorgaben institutioneller Anleger besser zu berücksichtigen.
Dabei zeigen sich folgende Ergebnisse:
· Das risikoeffiziente, die Sharpe Ratio maximierende Portfolio umfasste Allokationen von 34 Prozent in Real Estate und je 25 Prozent in Agrarflächen- und Waldflächen sowie 16 Prozent in Infrastruktur.
· Für das Portfolio mit dem niedrigsten Risiko wurde die Immobilien-Allokation auf 50 Prozent erhöht. Die Allokationen in Agrar- und Waldflächen wurden bei 25 Prozent stabil gehalten. Infrastrukturanlagen sind in diesem Portfolio nicht enthalten.
· Das Portfolio mit der höchsten Rendite war das eingeschränkte Portfolio mit einer Allokation von jeweils 25 Prozent in allen vier Sachwerte-Teilklassen.
· Alle drei Real Asset-Portfolios erzielten höhere risikobereinigte Renditen als die effizienteste traditionelle Aktien-/Anleihen- Kombination. Das effizienteste Real Asset-Portfolio generierte eine zusätzliche Rendite von 264 Basispunkten, bei einer lediglich 129 Basispunkte höheren Standardabweichung.
Zwei gründe sprechen für langfristige Vorzüge
Die Vorzüge von Real Assets dürften auch in Zukunft zum Tragen kommen. Dafür sprechen vor allem zwei Gründe: Erstens wird das langfristige Kapitalwachstum in diesen Bereichen durch unaufhaltsame globale Trends wie Bevölkerungswachstum und Urbanisierung unterstützt.
Dies führt zu einer kontinuierlich steigenden Nachfrage und einem knapperen Angebot an Nahrungsmitteln, Holzprodukten und hochwertigen Gewerbeimmobilien. Zweitens sind die geringen Korrelationen und das Diversifizierungspotenzial von Real Assets vor allem darauf zurückzuführen, dass sie relativ illiquide sind und nicht auf öffentlichen Märkten und zu Spekulationszwecken gehandelt werden.
Über die Autoren
Gwen Busby ist seit knapp zwei Jahren Leiterin Forschung und Strategie (Head of Research and Strategy) bei Nuveen Nature Capital. Vor dieser Zeit hatte sie leitende Positionen bei der Nuveen-Tochter Greenwood Ressources.
Donald Hall ist Geschäftsführer (Manging Director) bei Nuveen Real Estate. Zuvor hatte er leitende Positionen unter anderem bei Aberdeen Standard Investment (heute Abrdn) inne.
Justin Ourso ist globaler Leiter Infrastruktur (Global Head of Infrastructure) bei Nuveen. Vor dieser Zeit war er in leitenden Posititionen bei der Firmenmutter, dem über 800 Milliarden Euro verwaltenden US-Pensionsfonds TIAA (Teachers Insurance and Annuity Association).