ABN Amro kombiniert Bethmann und HAL So ist die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe zu bewerten

Das Marienforum – Sitz der Bethmann Bank in Frankfurt – wächst gen Himmel

Das Marienforum – Sitz der Bethmann Bank in Frankfurt – wächst gen Himmel: Auch das Geschäft von Bethmann soll wachsen. Dafür übernimmt Bethmann-Eigner ABN Amro mit Hauck Aufhäuser Lampe einen Konkurrenten. Foto: Alex Habermehl

Die niederländische ABN Amro übernimmt Hauck Aufhäuser Lampe für 672 Millionen Euro – und will sie mit der Bethmann Bank und damit der deutschen Niederlassung kombinieren. Damit entsteht am deutschen Markt für Private Wealth Management – vorbehaltlich der behördlichen Zustimmung – ein neues Schwergewicht, das selbst das Ergebnis zahlreicher Zusammenschlüsse ist.

Denn Hauck Aufhäuser Lampe hat eigentlich erst gerade fusioniert: Anfang 2022 ging das Institut an den Start, das aus dem Zusammenschluss von Hauck & Aufhäuser mit dem Bankhaus Lampe entstand. Die Bank gehört bisher zum chinesischen Konzern Fosun. Die Bethmann Bank wiederum ist aus den Privatbanken Delbrück, Bethmann und Maffei hervorgegangen, hat außerdem die deutschen Geschäfte der LGT und der Credit Suisse übernommen. Die ABN Amro steht seit Anfang der 2000er Jahre hinter der Bank.

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen

Dass Bethmann mit Hauck Aufhäuser Lampe nun wieder eine Privatbank kauft, ergibt für Karsten Junge, Senior-Partner von Consileon, durchaus Sinn: „Strategisch spricht wenig gegen die Übernahme – außer die üblichen Risiken in der Integration.“ Die gelte es nun zu bewältigen. Neben den strukturellen Anpassungen könnte auch die technische Fusion eine Herausforderung darstellen, meint Florian Forst von der Unternehmensberatung Arthur D. Little: „Bei der Migration muss sich die ABN Amro zum einen auf ein technisches System festlegen und zum anderen entscheiden, welche Daten migriert werden sollen und können.“ Gelingt die Integration, sieht Forst die Bethmann Bank auf einem guten Weg. 

Aber was bedeutet der Zusammenschluss für das Private Wealth Management der kombinierten Einheit, für deren Ertragslage, Standortstrategie und die gesamte Branche? Wir haben alle Fakten gesammelt, mehrere Experten ordnen sie für uns ein. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Deal lesen Sie auf den kommenden Seiten.

Die Geschäftsfelder

Da ja eigentlich die ABN Amro die Hauck Aufhäuser Lampe übernimmt, lohnt ein Blick auf das niederländische Institut. Die ABN Amro ist Universalbank, teilt ihr Geschäft auf das Privatkunden- und Firmenkundensegment, das Corporate Banking und das Wealth Management auf. Und auf dieses Wealth Management fokussiert sich auch die Frankfurter Niederlassung und damit Bethmann: Vermögensverwaltung und Anlageberatung, allerdings auch das Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern und Asset Management zählen zum Dienstleistungsspektrum der Frankfurter Einheit. Gleichzeitig gibt es Querverbindungen auch in das Corporate Banking. Über die Einheit Entrepreneur & Enterpreise berät die Bethmann Bank Unternehmer sowohl auf privater als auch auf Firmenkundenseite.

Und das Übernahmeziel? Hauck Aufhäuser Lampe teilt sein Geschäft auf das Asset Management, die Investmentbank, das Private & Corporate Banking sowie das Asset Servicing auf. Während die Investmentbank ohnehin nur ein Nischensegment abdeckt, bleiben auch die luxemburgischen und irischen Tochtergesellschaften im Asset Servicing beim Deal außen vor. „Das Asset Servicing ist verlässlicher Ertragsquell, der Fokus für ABN Amro dürfte in Deutschland aber klar auf dem Private Banking liegen“, schlussfolgert Florian Forst von der Unternehmensberatung Arthur D. Little.

Fokus auf dem Private Wealth Management

Der Fokus liegt also auf dem Geschäftsfeld Private & Corporate Banking, in dem Hauck Aufhäuser Lampe wie die Bethmann Bank Unternehmer sowohl auf privater als auf Firmenkundenseite beraten möchte. Gleichzeitig schließe die Bethmann Bank mit dem Zukauf aber nicht zu großen Universalbanken wie der Deutschen Bank und der UBS auf, erklärt Forst: „Internationale Großbanken können individuelle Strategien und besondere Zugänge bieten. Auf Produktseite halten Privatbanken im originären Sinne – wie Bethmann eine ist – dabei nicht mit.“  

Das verwaltete Vermögen

Mit Blick auf die Geschäftsfelder bleibt also der Fokus auf Private Wealth Management und dem damit verbandelten Asset Management. „Für ABN Amro dürfte vor allem das HAL-Kundenportfolio der entscheidende Grund gewesen zu sein, den Deal einzuleiten“, analysiert Karsten Junge von der Unternehmensberatung Consileon. Insgesamt 70 Milliarden Euro will die Bethmann Bank gemeinsam mit der Hauck Aufhäuser Lampe dann verwalten, wobei 44 Milliarden Euro auf die jetzige Bethmann Bank entfallen und die restlichen rund 26 Milliarden Euro auf Hauck Aufhäuser Lampe.

Abstand zur Spitze, Vorsprung zur Konkurrenz

Mit einem verwalteten Vermögen von 70 Milliarden Euro würde die Bethmann Bank mit Blick auf das verwaltete Vermögen die dann drittgrößte Bank in Deutschland sein. Die Deutsche Bank ist mit ihrem Private Banking und Wealth Management Marktführer, die Commerzbank folgt auf dem zweiten Rang – ist für die Bethmann Bank aber vorerst nicht in Reichweite. Im Private Banking und Wealth Management verwaltet die Commerzbank 145 Millionen Euro. „Es ist unwahrscheinlich, dass ABN Amro nach der langen Zeit der Integration des alten Bankhauses Bethmann noch lange Zeit mit einer weiteren Privatbank im Konzerngefüge leben will“, tippt Consileon-Partner Junge auf eine schnelle Integration.

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