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Als im Februar 2022 mit dem Überfall Russlands der Krieg in der Ukraine beginnt, sind die Turbulenzen und die Nervosität an den Kapitalmärkten groß. Auch die Kunden von Stella Streckwall, damals Wealth Managerin bei Vontobel in Hamburg, sind verunsichert. Wie stark werden die Märkte reagieren? Müssen wir uns auf langfristige Turbulenzen einstellen? Sollte die Anlagestrategie angepasst werden?
„Meine Kunden brauchten in dieser Zeit Halt“
Fragen, die Sie ihrer Beraterin zu dieser Zeit nicht stellen können. Streckwall hat wenige Wochen zuvor ihr drittes Kind bekommen und ist in Elternzeit. Und doch würde sie ihren Mandanten in dieser Phase gerne beratend zur Seite stehen. „Meine Kunden haben sich bei mir gemeldet. Sie brauchten in dieser Zeit Halt“, sagt die 41-Jährige rückblickend. „Ich hatte nicht geplant, so früh wieder zu arbeiten. Doch ich hätte es aus dem Homeoffice gemacht, um meine Kunden zu begleiten.“
Sie sucht das Gespräch mit der Bank, kann sich aber mit ihrem Arbeitgeber nicht auf eine Lösung einigen – für sie und ihre Kunden eine unzufriedenstellende Situation. So reift in ihr in den kommenden Wochen ein Entschluss: Sie möchte raus aus der Bank, rein in die Selbstständigkeit. „Ohne diesen Abstand in der Elternzeit hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Rückblickend hätte ich wohl schon früher den Mut fassen sollen“, sagt sie rund ein Jahr später im Gespräch mit dem private banking magazin.
Alle Teile der Serie „Raus aus der Bank“ im Überblick:
- Teil 9: Duo wechselt aus der Apobank in die Selbstständigkeit
- Teil 8: Ehemalige Private Banker der Hypovereinsbank beraten in Flensburg
- Teil 7: Langjährige Wealth Manager wechseln aus der Commerzbank in die Selbstständigkeit
- Teil 6: Langjähriger Private Banker der Apobank wählt unternehmerischen Weg
- Teil 5: „Gefunden, wonach ich schon immer gesucht hatte“
- Teil 4: „Bis heute erläutere ich in Erstgesprächen genau diese Punkte“
- Teil 3: „Wir verstehen uns als externer Partner außerhalb der Bank“
- Teil 2: „Wir wollen die Finanzanwälte unserer Kunden sein“
- Teil 1: „Kunden sollen ein Verständnis für ihr modernes Portfolio bekommen“
20 Jahre war Streckwall in Banken im Private Banking und Wealth Management als Beraterin tätig. 2003 begann Sie bei der Haspa. Nach vier Jahren folgte der Wechsel zur BHF-Bank, wo sie elf Jahre blieb. Turbulente Jahre, in denen die Muttergesellschaft, das Bankhaus Sal. Oppenheim an die Deutsche Bank überging und später, nach der Übernahme durch das französische Privatbankhaus Oddo & Cie, die Umfirmierung zur Oddo BHF erfolgte. Im April 2018 begann sie bei Vontobel in Hamburg, wo sie bis zuletzt tätig war.
Was für Stella Streckwall ein Family Office ausmacht
Eine Erkenntnis, die sich für sie mit der Zeit herauskristallisiert: Eine Kundenbetreuung nach ihren Vorstellungen lässt sich im Bankenkosmos immer schwerer umsetzen. „Das intensive Kümmern um den Kunden und die individuelle Beratung hat in meiner Zeit in der Bank immer mal wieder zu Konflikten geführt“, sagt Streckwall, die sich als „total aktien- und börsenaffin“ beschreibt.
Konflikte, denen sie sich nun nicht mehr stellen muss. Seit Jahresbeginn ist Streckwall Gründerin und Geschäftsführerin der Jovalias Vermögen & Family Office. „Ein Family Office macht für mich die umfassende Beratung und Betreuung“, erklärt Streckwall. „Nicht nur das einzelne Depot, sondern das Gesamtvermögen, jede Immobilie, jede Beteiligung, in die Betrachtung des Vermögens einzubeziehen.“