Raus aus der Angstkasse Anleihedepots in Zeiten der Zinswende

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Bei Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern wird investorenseitig vielfach die These vertreten, dass eine Absicherung für den Fall steigender Zinsen erstens aufgrund der auskömmlichen Kupon-Einnahmen nicht notwendig sei. Dabei enthalten die Hartwährungsindizes aufgrund der Emissionstätigkeit der letzten Jahre, in denen die Aussteller die Gunst des Niedrigzinsumfelds zur Laufzeitverlängerung bei Sicherung der nach der Finanzmarktkrise 2008 künstlich niedrig gehaltenen Basiszinsen nutzen, inzwischen Laufzeitrisiken von über 11 Jahren. Was einer Zinsbindungsdauer (Duration) von 7,2 Jahren entspricht.

Im Durchschnitt konnte man mit dem Mehrertrag solcher Hartwährungsanleihen aus dem Spread einen Anstieg von 0,51 Prozent im risikolosen Basiszins abfedern. Was allerdings eine Betrachtung vor Realisierung von Ausfallraten darstellt. Auch wenn die Default-Raten in den Schwellenländern niedriger liegen als vielfach angenommen, so müssen historisch betrachtet 0,66 Prozent Ausfallrate bei einer Wiedergewinnungsquote (Recovery Rate) von 25 Prozent in der Standardannahme bei dieser Rechnung berücksichtigt werden.  

In diesem Zusammenhang sei auf die zuletzt opportunistisch emittierten Jahrhundert-Anleihen einiger Schwellenländer wie zum Beispiel Mexiko und Argentinien hingewiesen. Auch wenn hier argumentiert wird, man hätte über die Kupons von 5,75 Prozent nach 17 Jahren beziehungsweise 7,125 Prozent nach 14 Jahren Zinsbindungsdauer (Duration) seinen Kapitaleinsatz unrentierlich wieder zurückerhalten, so bleibt die Laufzeit der Anleihe doch 100 Jahre.

Dies ist angesichts der Ausfallhistorie der Staaten ein Zeitraum, der mehrfache Umstrukturierungen zur Basisannahme werden lässt. Es besteht somit eine fast sichere Wahrscheinlichkeit, dass diese Anleihen während der Restlaufzeit zumindest einmal durch Zinsanstieg, Spread-Ausweitung (widening) oder gar Ausfallereignis unter dem Emissionskurs handeln werden.

Die Käufer der Anleihen agieren hier zumeist aus finanzmathematisch begründeten, theoretischen Überlegungen, die wenig mit den praktischen Erfahrungen eines Schwellenländerinvestors nach dem Treuhänderprinzip gemein haben. Da bei Erwerb aktuell nur die wenigsten Käufer das Ende der Restlaufzeit erleben werden, eignen sich diese Papiere im Prinzip nur als Derivate-Ersatz für gehebelte Spekulationszwecke bei direktionaler Erwartungshaltung.  

Zweitens spräche gegen eine dauerhafte Zinssicherung auch das Korrelationsverhalten, da vielfach besonders in Krisenzeiten eine gegenläufige Bewegung zu beobachten ist. In Phasen der Risikoaversion tendieren die Anleger zum Verkauf der Schwellenländeranleihen, was erhöhten Spreads aus der Forderung nach mehr Rendite für das eingesetzte Risikokapital entspricht.

Gleichzeitig sinken aber die Zinsen in der als sicher betrachteten Basisanlage wie US-Treasuries durch die Flucht in den sicheren Hafen. Beide entgegengesetzt wirkenden Bewegungen bringen die sogenannten gewünschten Diversifikationseffekte auf Portfolioebene und mildern die Schwankungsintensität (Volatilität) leicht ab. Die negative Korrelation ist mit 0,47 im Durchschnitt dauerhaft mit nur kurzen Ausnahmen im Vorzeichenwechsel vorhanden.